Zum Abschlusskonzert der Reihe „Musik aus Schloss Wolfenbüttel“ hatte der Verein Kulturstadt Wolfenbüttel e. V. eingeladen und neben einem aufmerksamen Publikum, das sich von der dargebotenen Musik sehr bewegt zeigte, war am späten Sonntagnachmittag auch das Radio gekommen.

Die Schürmannschen Katanten werden als Live-Mitschnitt also nicht nur auf CD erhältlich sein wie auch die ersten vier Konzerte der Reihe, sondern sie werden auch auf Deutschlandradio Kultur gesendet. Prof. Dr. Christoph Helm dankte in seiner Begrüßungsansprache nicht nur der Sendeanstalt, sondern auch den vielen Kooperationspartnern und Sponsoren, die dieses bedeutende Gastspiel des überregional bekannten und in der Klassikwelt hochgeschätzten Ensembles Weserreanaissance unter der Leitung von Prof. Manfred Cordes ermöglicht hatten.

Vier Kantaten wurden gegeben und den Auftakt machten die Musiker und Solisten mit dem berühmten „Auff! Jauchzet …“, das Schürmann 1694 zur Einweihung des Schlosses Salzdahlum komponiert hatte. Das Publikum fühlte sich bald zurückversetzt in die große Zeit der Wolfenbütteler Hofmusik. Dazu bei trug neben den überzeugenden Vokalsolisten sowie schwungvollen Streichern und markanten Bläsern insbesondere das allgemein sehr authentische Spiel des Ensembles mit seinen historischen Instrumenten. So gehörte an diesem Abend auch eine Chitaronne zum Instrumentarium. Das auch als Theorbe bekannte, lautenähnliche Saiteninstrument war der beliebteste Generalbass des 17. Jahrhunderts und eignet sich besonders zur Gesangsbegleitung. Auch die historischen Tastenistrumente fügten sich harmonisch in die Darbietung des Bremer Klangkörpers, der hörbar eins war mit dem souveränen Dirigat Cordes‘.

Wieder einmal erwies sich für Freunde klassischer Musik St. Trinitatis als die herausragende Spielstätte Wolfenbüttels. Ihre von keinem Hall getrübte, klare Akustik eignet sie besonders für Kammermusik und ließ einmal mehr auch die Vokalsolisten angemessen zur Geltung kommen. Stellvertretend für Solisten und Ensemble soll hier nur exemplarisch der Vortrag der Sopranistin Marie Luise Werneburg gewürdigt werden, die nach der Pause die Neujahrskantate „Nimm das Opfer unsrer Hertzen“ so unnachahmlich klar und eindringlich interpretierte, dass das Kirchenschiff zu einer Zeitreise auszulaufen schien. Es war dies einer solch singulärer Momente, die immer wieder das fachkundige Wolfenbütteler Publikum in diese Konzertkirche locken. Und so gab es zum Abschluss dieses eindrucksvollen Abends nicht nur eine Zugabe, sondern auch langanhaltenden Beifall, als Christoph Helm den Mitgliedern des Ensembles den leuchtend gelben Blumendank überreichte.

Ein Wermutstropfen soll nicht verschwiegen werden: Dass ein derart eminentes Musikereignis in unserer Kulturstadt Wolfenbüttel den Konzertsaal nicht vollends füllt und neben einiger Stadtprominenz auch ganze Generationen im Publikum fehlten, stimmt nachdenklich. Wo sind die Musiklehrer der Schulen, die ihren Schülern die Schönheit einer Vergangenheit nahebringen, die den heutigen Status der Stadt und damit unsere ganz gegenwärtige Lebenswirklichkeit maßgeblich mitbestimmt? Die zusammen mit dem Nachwuchs eine Darbietung wie die des Ensembles Weserrenaissance besuchen? Der kulturelle Schatz unserer Heimat, der dankenswerterweise unter anderem von professionellen Kennern und Könnern wie Prof. Cordes und Prof. Dr. Helm immer wieder gehoben wird, er droht tatsächlich unterzugehen.

Zukünftigen musikalischen Ereignissen von vergleichbarem Rang wäre ein volles Haus unbedingt zu wünschen.