Vor 40 Jahren wurde ein Meilenstein in der medizinischen Versorgung gesetzt. Was für viele heute eine Selbstverständlichkeit ist, wenn der Notruf gewählt wird, wurde in dieser Zeit erst aufgebaut. Das Deutsche Rote Kreuz übernahm 1978 den Krankentransport vom Landkreis. Der Ursprung des modernen Rettungsdienstes begann.

Vier Krankentransportfahrzeuge gehörten damals zur Leitstelle am Rosenwinkel. Heute sind es sechs, plus sieben Rettungswagen, das Notarztfahrzeug und der Rettungshubschrauber an fünf Standorten mit 100 Mitarbeitern. An die Anfänge dieser vier Jahrzehnte wurde beim gestrigen Jubiläumsfest gedacht. Die Besucher kamen schon am Vormittag an der Dietrich-Bonhoeffer-Straße ins Stauen. Der Altweibersommer spielte mit und das Publikum strömte – sehr zur Freude von Andreas  Richter, dem Rettungsdienstleiter. 2016 übernahm er die Leitung von Hansjörg Jentsch, der zuvor 35 Jahre an der Spitze stand und somit die Erfolgsgeschichte prägte wie kein anderer. Gestern sei er privat verhindert gewesen.

Zum Kreisverband  gehören auch Einheiten der Bereiche Sanitäts- und Betreuungsdienst und des Katastrophenschutz mit weiteren 25 Fahrzeugen. Es war in der Tat ein ganz besonderes Ausflugsziel – nicht nur für Fachkundige. Einsatzmittel aus nächster Nähe, die man ansonsten nur selten zu Gesicht bekommt. Denn auch die Feuerwehr, die Polizei und das Technische Hilfswerk waren dabei. Menschentrauben standen um deren Ausrüstung – soweit das Auge reichte. Immer wieder blieben Passanten stehen, zückten ihre Handys für Fotos und Videos. Das Klinikum führt das Triage-System vor, ein Verfahren zur Ersteinschätzung in der Notaufnahme. Das Kriseninterventionsteam, das Sozio-Med-Mobil, die Teams der psychosozialen Notfallversorgung sowie der Fachdienst zur beruflichen Eingliederung standen Rede und Antwort. Zudem erklärte ein Notarzt Abläufe bei Reanimationen.  Die Cheerleader des MTV Wolfenbüttel, die Band Kraftzwerge von der Lebenshilfe Wolfenbüttel-Helmstedt und das Aha-Erlebnismuseum sorgten für Unterhaltung.

Das imposante Programm hatte ein achtköpfiges Team vorbereitet. Ihnen war wichtig, den Bürgern so viel wie möglich an die Hand zu geben. Präsidiums-Vorsitzender Horst Kiehne dankte für deren Engagement herzlich. Bei seiner Begrüßung erinnerte er an die Anfänge. „Heute fahren rollende Intensivstationen durch die Gegend“, sagte er und dankte dem Landkreis als Träger. Zudem betonte er den Ideenreichtum von Jentsch und Wilhelm Borchert, die den Rettungsdienst erst zukunftsfähig machten. „Auf die Ärztestruktur, den demographische Wandel und steigende Einsatzzahlen müssen wir reagieren.“ Andreas  Richter sprach von Herausforderungen. „Waren es in den 2000er Jahren noch 14.000 Einsätze, sind es nun 21.000.“ Er hoffte auf mehr Verständnis der Bürger und forderte politische Lösungen. Sein Stichwort für die Zukunft: „Telemedizin.“ Ärzte könnten über Kameras die Patienten schneller behandeln.

Landrätin Christiana Steinbrügge zeigte sich beeindruckt: „Sie sind in dem besten Alter, sagt man.“ Dem Rettungsdienst vertraue man sein Leben an. „Das Vertrauen lässt sich durch die Telefonnummer 112 ausdrücken.“ Sie sprach vom Spatenstich im April der neuen Rettungsleitstelle in Braunschweig und erinnerte an die Zeit im Rosenwinkel. „Rettungskräfte haben Berufe mit einem hohen Ansehen. Hier wird Hand in Hand gearbeitet für die Sicherheit im Landkreis“, gratulierte Steinbrügge.

Wilhelm Borchert, stellvertretender Rettungsdienstleiter, erzählte im Gespräch von Erlebnissen. Das Verhältnis zu Jentsch beschrieb er als „super“, weshalb beide viel erreicht hätten. Seit 1994 ist er nun in seiner leitenden Position. Auch wenn in drei Jahren der Ruhestand kommt, schwärmte er von seinem Beruf: „Wenn man täglich gerne zur Arbeit kommt, hat man den richtig en Job. Und das ist bei mir der Fall!“