Eine ganz besondere junge Frau besuchte die Kolpingsfamilie Schladen: Cecilia Maria Santos Silva, 20 Jahre jung, aus Caruaru/Pernambuco/Brasilien. Sie begann ihr Freiwilligenjahr beim Kolpingwerk in Hildesheim im Januar dieses Jahres, ist Studentin der Journalistik und engagiert sich in ihrer Heimat intensiv in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen bei Kolping. Sie erzählte in einem spannenden Vortrag, unterstützt durch viele Bilder, wie man in Brasilien lebt und welche Unterschiede es zum Leben bei uns gibt.
Es begann mit einer herzhaften Gemüsesuppe, die Siegfried Heldt und Georg Zieger mit den jungen Leuten aus der Kochgruppe zubereitet hatten. Sehr aufschlussreich wurde es danach, weil Cecilia aus dem Nordosten Brasiliens stammt, zu dem außer Pernambuco noch die Bundesstaaten Alagoas und Ceará gehören. Genau in dieses Gebiet gehen seit fast 40 Jahren die Erlöse, die die Kolpinger jeweils am 1. Advent beim Adventstreff auf dem Weinberg durch die Bewirtung erzielten.
Cecilia berichtete ausführlich von der Kolpingsarbeit in ihrem Land. Normalerweise gibt es ein Treffen je Monat mit ihrer Kolpingsfamilie, bei dem Adolph Kolping und Überlegungen im Mittelpunkt stehen, wie man sich gegenseitig beistehen, aber auch in die Gesellschaft hineinwirken kann. So hat Cecilias Kolpingsfamilie ein Projekt, wie Gewalt in der Familie und auf der Straße eingedämmt werden kann. Es gibt die Kindergruppe, die Adolphinos, für die sich Cecilia besonders einsetzt. Diese Kinder leben zum größten Teil auf der Straße, nehmen vielfach Drogen. Viele leben zumeist nur mit der Mutter in äußerst prekären Wohnverhältnissen und haben nur einen sehr begrenzten Zugang zu Bildung. Für diese Kinder hat Cecilia schon Kindertage organisiert, die von diesen begeistert angenommen werden. Ein Indikator für Gewalt in der Gesellschaft ist, dass in ihrer Heimatstadt Caruaru (342.000 Einwohner) in diesem Jahr bereits 220 Morde passiert sind.
Man hörte von Cecilia auch, wie wertvoll das Projekt „Zisternenbau“ für die betroffenen Menschen ist, die dadurch mehr und saubereres Wasser zur Verfügung haben. Auch in der Ziegen- und Geflügelzucht wurde Hilfe zur Selbsthilfe gegeben. In einem Frauenprojekt werden Frauen angeleitet, mit Gewalterfahrungen gegen sich und ihre Kinder umzugehen. Zudem wird in berufliche Bildung für Frauen investiert.
Cecilia erzählte von den Unterschieden aus ihrer Sicht zwischen Brasilien und Deutschland. Am Schönsten findet sie, dass man hier in einer relativ hohen Sicherheit leben kann. „Man kann mit dem Fahrrad durch den Wald fahren und braucht keine Angst vor einem Überfall zu haben.“ Allerdings sei das Essen hier nicht immer mit ihrer Zunge kompatibel. Aber sie gewinnt ständig neue Erfahrungen und ist überaus froh, dass sie dieses Jahr in Deutschland so viel Neues lernen kann. Sie hat schon im Kolping-Secondhand-Laden in Hannover mitgearbeitet, hat bei der Kinderbetreuung im Kolping-Ferienparadies in Duderstadt geholfen, war als Hausaufgabenbetreuerin bei Kindern im katholischen Familienzentrum in Hannover, hat einer langen Reihe von Kolpingsfamilien, Gruppen und Pfarrgemeinden über ihre Heimat erzählt.
Im Januar 2019 wird sie wieder heimfliegen. Für die Kolpingsfamilie war ihr Vortrag eine wunderbare Ergänzung zu einem gesetzten Schlusspunkt: Nach über 40 Jahren wird es am 1. Advent dieses Jahres keinen Kolping-Adventstreff mehr geben. Zu vielen guten brasilianischen Aktionen haben die Kolpinger und ihre Gäste aus Schladen und Umgebung ihr Scherflein beigetragen. Nun geht eine Ära zu Ende. Der Vortrag von Cecilia hat eindrücklich beschrieben, wie sinnvoll das fast 40-jährige Brasilien-Engagement gewesen ist.