Die Fragestellung der diesjährigen Werkstatt für Vielfalt, organisiert von der Partnerschaft für Demokratie im Landkreis Wolfenbüttel, lautete: „Wo beginnt Demokratie und wo endet sie?“ Wie können Toleranz und Partizipation in der Region gefördert werden?
Darüber wurde am 25. Oktober ab 14 Uhr in der Kommisse in Wolfenbüttel diskutiert. Alle Inter-essierten aus Zivilgesellschaft, Politik und Verwaltung waren eingeladen kostenlos teilzunehmen. Nachmittags wurden zwei Workshops zur Auswahl angeboten. Die Niedersächsische Landeszentrale für politische Bildung führte einen Workshop unter dem Titel: „Gestalten und Mitbestimmen – Demokratie beginnt mit Dir!“ durch. „Argumentationstraining gegen Stammtischparolen“ lautete das Motto des zweiten Workshops vom Landes-Demokratiezentrum Niedersachsen.
Demokratie könne nur lebendig sein, wenn sie mit Leben gefüllt werde von Bürgervertretern, von Ehrenamtlichen, beispielsweise in Sportvereinen oder bei anderen Aktivitäten, meinte Christiane Wagner-Judith, die stellvertretende Landrätin des Landkreises Wolfenbüttel. Demokratie sei mehr als die Stimmabgabe am Wahltag. Das sei ein Ergebnis eines der Workshops.
Wir sollten Demokratie nicht als selbstverständlich und gegeben hinnehmen, sondern sie müsse auch verteidigt werden, denn sie sei „das Wertvollste, was wir haben“, stellte Falk Hensel, der Vorstandsvorsitzende der Freiwilligenagentur Wolfenbüttel fest. Partizipation und Inklusion seien wichtig, denn „Demokratie muss gelebt“ und Minderheiten müssten geschützt werden. Die Veranstalter freuten sich über eine große Resonanz und viele Teilnehmer bei ihrem Programm. Abends zum zweiten Teil kamen nochmals mehr Interessierte hinzu.
Demokratie könne auch kaputtgehen, war die Befürchtung einiger Teilnehmer. Deshalb sollte man Stammtischparolen „nicht unwidersprochen lassen“, meinte Achim Bröhenhorst, der die Ergebnisse vom Workshop Argumentationstraining darstellte. Wenn Menschen mit Parolen angegriffen würden, sollten sich Passanten solidarisieren. Es sei besser, irgend etwas zu erwidern, als nichts zu sagen. Je nach der Situation könne man auch Hilfe holen, etwa die Polizei rufen oder ähnliches.
Jan Ahlbrecht aus dem Workshop „Gestalten und Mitbestimmen“ berichtete, es sei wichtig, sichtbar zu machen, wo in der Region Interessierte Möglichkeiten zur Partizipation fänden. Es gebe vielschichtige Gelegenheiten dazu und die Bürger wünschten sich diese Kommunikationsplattformen, nur wüssten viele nicht, wo sie sich einbringen könnten. Leider gebe es in Städten mehr Möglichkeiten dazu als auf dem Lande.
Die Veranstalter freuten sich besonders, dass viele junge Leute unter den Teilnehmern der Veranstaltung waren. Leon Bischoff vom Jugendforum, einem der zwei Gremien von „Demokratie Leben“, erläuterte die Arbeit des Forums. Die jungen Mitglieder darin können nicht nur finanzielle Mittel für Projekte bewilligen, sondern auch eigene ins Leben rufen, wie beispielsweise die Demokratie Games in Fümmelse. Dabei sei es um Themen wie Diskriminierung und den Umgang damit gegangen. Es sei lebhaft diskutiert worden und es gebe bereits Pläne für eine zweite Veranstaltung dieser Art.
Zwei junge Migranten erklärten im Gespräch, dass sie an dieser Veranstaltung teilnähmen, obwohl sie eigentlich einen freien Tag gehabt hätten, weil Demokratie ihnen sehr wichtig sei. Kahledin Arabsadeh sagte, in Deutschland könne man Demokratie sehen, Erfahrungen sammeln und das finde er sehr gut.
Sein Cousin Ali Arabsadeh berichtete, in dem Land, aus dem sie kämen, gebe es keine Gleichheit von Frauen und Männern, keine Religionsfreiheit und viele Einschränkungen. Menschen dürften dort nicht anders sein und nicht anders denken, berichteten Beide. Sie seien gern in Deutschland, weil die Menschen hier, natürlich innerhalb der gegebenen Gesetze, so leben dürften, wie sie sind, beispielsweise ihre Religion frei wählen, ihre Familie gründen, sogar gleichgeschlechtliche Partner wählen und vieles mehr.
Astrid Hunke unterstrich, sie setze alles daran, dass Jugendlichen die demokratischen Strukturen gezeigt und vermittelt würden, um sie auf diese Weise weiterzugeben und zu erhalten.
Das Abendprogramm begann mit einem Film. Dann ging es in drei parallelen Gesprächsgruppen um „Interkulturellen und interreligiösen Austausch“, „Rechts-Extremismus und Populismus“ sowie „Partizipation und Teilhabe“. Die Ergebnisse der drei Gruppen wurden anschließend in gemeinsamer Runde vorgetragen. Zum Abschluss der Veranstaltung gehörte aber auch ein kultureller Teil mit Lyrik, Poetry Slam, Musik und Gesang.
Dabei entwickelten zwei Künstler zusammen mit den Zuschauern einen Hip-Hop Song, indem sie Wörter aus dem Publikum sammelten, einige herauspickten und damit gemeinsam einen Text entwickelten, den sie dann vortrugen. Zusammen etwas Gutes zu schaffen, führe zu mehr Verständnis, meinte Hiphopper „Joe“, der selbst Roma ist und vom Balkan nach Deutschland kam. Am Ende hatten alle Beteiligten Gelegenheit zu Gesprächen, zum Aufbau neuer Kontakte und zur Vernetzung.