Brechend voll war es im Dorfgemeinschaftshaus. Der Raum platzte aus allen Nähten. 100 Stühle wurden gestellt. Das dreifache wäre nötig gewesen. Rücken und Drängeln war angesagt, um weitere Garnituren aufzubauen. Kurz wurde darüber nachgedacht, in die Kirche auszuweichen. Damit hatten die Herren in keinster Weise gerechnet.

Die Bürgerversammlung stieß am Montag auf großes Interesse. Eröffnet hatten Bürgermeister Detlef Kaatz und Ortsbürgermeister Matthias Böhnig. „Wir sind noch ganz am Anfang. Wir wollen heute mit Ihnen über eine Idee sprechen – mehr nicht“, sagte Kaatz. Ein Aufstellungsbeschluss würde nach seinen Angaben nicht vor Februar erfolgen. „Wir wollen alle Bürger einbinden“, verdeutlichte er und versuchte bereits aufgewühlte Einwohner zu beruhigen. Böhnig beruhigte: „Wir wollen die Zukunft gemeinsam gestalten.“

Als Ideengeber und Investor begrüßte er darüber hinaus Helmut Schweimler. Er habe seine Wurzeln in Abbenrode und sei Gesellschafter mehrerer Hotels, darunter eines am Schluchsee. Des Weiteren sei er mit Flächenbesitzer Johann Friedrich von Veltheim befreundet. Schweimler versuchte seine Idee in einem Abriss seines Lebenslaufes deutlich zu machen. Mittels Folienshow präsentierte im Anschluss Architekt Manfred Fetscher das Vorhaben. Er lieferte zunächst ein Zahlenwerk aus Gradzahlen und Gebäudewinkeln, das für eine Erstvorstellung nicht auf Gegenliebe stieß und viele Sachen offen ließ. Zuhörer mussten bohren, um an die Informationen zu gelangen, für die sie kamen. Das erschwerte den Einstieg deutlich, weshalb schnell eine ablehnende Haltung wahrnehmbar war. Die Destedter fühlten sich nicht abgeholt. Sie fürchten um den Schloss-park, um ihren idyllischen Ort.

Der Geschäftsführer plant eine Seniorenresidenz und ein Wellness- und Seminar-Hotel zu errichten. Das soll an der Lindenallee passieren. Zwei Geschosse schließen an weitere zwei an, die stufig in den Hang hinein gebaut würden. „Es soll barrierefrei und behindertengerecht sein“, erklärte Fetscher. 110 Seniorenwohneinheiten in Form von Zwei-Zimmer-Wohnungen sowie 90 Doppelzimmer für den Hotelbetrieb seien derzeit angedacht. Weiter ging er auf den Einkaufsmarkt und das Schwimmbad ein und zeigte verschiedene Ansichten. Parkplätze und Straßenanbindungen wurden grob vorgestellt und die Raumstruktur erklärt. Ebenso Bestandteil der Überlegungen sei der Bau einer Tiefgarage.

Unterdessen bildete sich im Raum Missstimmung, wobei nicht jeder per se dagegen war. „Die Idee ist grundsätzlich charmant“, sagten Lutz Hiege und Uwe Feder. Seniorengerechtes Wohnen sei gefragt und man dürfe sich dem auch nicht in Destedt verschließen. Hiege stellte hingegen den Standort in Frage. Die gegenüberliegende Fläche sei besser, meinte er. Andere kritisierten insbesondere die Größe und Optik. „Es ist zu klobig, ein Fremdkörper.“ Ein Schlossbaustil wurde geäußert oder einer, der besser zum Dorfkern passe. Der Komplex sei unverhältnismäßig zur Einwohnerzahl, hieß es. Ärzte, Einkaufsläden, Bäcker und mehr seien mit ihrem Geschäft bereits abgewandert. „Wie soll das hier gehen?“, fragte Michael Marsel. Professor Gernot Wilhelms betonte: „Wir brauchen Wohnraum für junge Leute.“ Altwerden könne man in Cremlingen, wo sämtliche Infrastruktur (Apotheke) da sei. Katrin Pogan: „Betreutes Altwerden in Destedt find ich toll, es muss aber auch bezahlbar sein.“

Dann die Frage zur Bedarfsanalyse. „Zahlen gibt es noch nicht“, sagte Schweimler und verwies auf die frühe Projektphase. Ebenfalls der Optik stehe er offen gegenüber. Schulen könnten im Schwimmbad unterrichten. „Über all das können wir reden“, versprach er. Nur beim Standort schien er festgelegt: „Auf einer grünen Wiese möchte ich nicht bauen.“ Weiter betonte er, dass Arbeitsplätze entstehen und Gewerbesteuer fließt. Das sei nicht zu vernachlässigen.

Schließlich gab es auch Fragen an den Flächenbesitzer. „Ich find die Idee gut“, sagte Johann Friedrich von Veltheim. Er erklärte verständlich, dass er mit dem Verkauf seiner Quadratmeter Geld verdienen möchte, um die Unterhaltung des Schlosses und weiterer Gebäude bezahlen zu können. „Die Kosten sind nicht unerheblich“, betonte er und verwies auf die fehlenden witterungsbedingten Einnahmen der Landwirtschaft der letzten Jahre.

Nach über anderthalb Stunden Diskussion folgte der Umbau für den Ortsrat, der mit dem Umwelt-, Planungs- und Energieausschuss gemeinsam tagte. Auch hier gab‘s einen regen Meinungsaustausch. Beschlüsse wurden nicht gefasst.