Auf ungewöhnlich starkes Interesse in der Bevölkerung stieß am Samstag die Eröffnung von „Eberts Hof“, dem neuen Standort des DRK Kreisverbands Wolfenbüttel im Großen Zimmerhof 29. Mehrere hundert Menschen wohnten der offiziellen Schlüsselübergabe bei und wollten dann unbedingt die ersten sein, die sich die neuen Räume ansahen.

Die Neugierde war verständlich, denn nachdem der ehemalige Supermarkt zehn Jahre leer gestanden hatte, lief die Renovierung durch das Rote Kreuz mehrere Monate. „Vielen Dank für diese Wiederbelebung“, sagte am Mikrofon Wolfenbüttels stellvertretende Bürgermeisterin Kathrin Rühland. Das DRK werde künftig mit einer „Eins-A-A-Lage belohnt, wenn das gegenüberliegende Löwentor fertig ist.“ Zwar sei es bedauerlich, dass in einem reichen Land wie Deutschland Tafeln überhaupt nötig seien. Tatsächlich gibt es in der Stadt 671 aktive Tafelabholer, in der Tafel Schladen kommen weitere 133 dazu. „Aber das müssen andere Protagonisten lösen, wir hier im lokalen Bereich können nur helfen.“ Genau dabei wünsche sie dem DRK weiterhin viel Erfolg. „Mögen sich all ihre Gäste stets wohlfühlen.“

Der stellvertretende Landrat Julian Märtens unterstrich die „gute Idee, gleich drei DRK-Angebote unter einem Dach zu versammeln“. Eberts Hof vereinigt die Tafel Wolfenbüttel, die Second-Hand-Boutique „Von Hand zu Hand – Gutes Gebrauchtes“ sowie die Infostelle des DRK mit Kaffee-Ecke für Groß und Spiel-Ecke für Klein. „Auf diese Weise beleben sich diese drei Bereiche ganz sicher gegenseitig“, lobte Märtens. „Vielen Dank für ihr Engagement.“

Auch Elke Großer ergiff das Wort, die langjährige Vorsitzende des Sozialausschusses. „Mir liegt vor allem am Herzen, dass die neue Einrichtung eine solch hervorragende Lage hat und dadurch in den Mittelpunkt der Gesellschaft rückt.“ Das DRK baue damit Schwellenängste ab bei Menschen, die eher auf der Schattenseite des Lebens stünden. Übrigens gab sie bei dieser Gelegenheit ihrer Freude darüber Ausdruck, dass in der Wolfenbütteler Lokalpolitik soziale Fragen meist in großer Einmut getroffen würden. „Da ziehen die Politiker aller Couleur meistens zum Wohle der Menschen an einem Strang.“

In seiner Begrüßung hatte Fridbert Schwartz vom DRK-Präsidium (und in Vertretung des Vorsitzenden Horst Kiehne) die Helfer der Tafel in den Vordergrund gerückt. Die rund 20 Ehrenamtlichen hatten in den vergangenen Wochen viel Ernergie in den neuen Laden gesteckt und bekamen nun lauten Applaus dafür. „Vom Alten Tor zum Löwentor“, sagte Schwartz schmunzelnd, „das ist nicht weit, bedeutete aber eine Menge Arbeit.“ Er warb für einen Besuch im neuen Geschäft, und er hob die Leistung von Klaus Ebert aus Ahlum hervor, dem Namensgeber von Eberts Hof. „Ohne sein Erbe und sein Vermächtnis hätten wir dieses Geschäft nicht renovieren können.“

Schwartz überreichte einen symbolischen Schlüssel an Juliane Liersch, die Leiterin von Eberts Hof. „Ohne mein großartiges Team hätten wir den Umzug nicht pünktlich bewältigt“, betonte auch sie. Und sie bat um einen Extra-Applaus für Ehemann Achim, der ihr nicht nur eine große Stütze war, sondern stets zur Hand, wenn Not am Mann war: „Es gibt im Laden kein Teil, das er nicht mindestens einmal in Händen gehalten hat.“

Doch bevor sich die Pforten für die ersten Besucher öffneten, gab es eine Spontan-Spende: Christian und Carola Kraemer aus Börßum hatten 500 Euro mitgebracht. „Der Staat tut zu wenig für die Gruppe der Benachteiligten“, meinten die Lebensmittel-Händler (Nah und Gut), als sie den Scheck überreichten. Dieser Einsatz fand Nachahmer: Dirk Flemming, der mit seiner Firma Flewo für die Beschallung der Feier verantwortlich war, kündigte spontan an: „Das mache ich heute umsonst, werde keine Rechnung schicken.“ Ohnehin standen viele Bürger mit prallen Tüten Schlange: Jeder Kleiderspender bekam an diesem Tag einen Gutschein für Bratwurst mit Kartoffelsalat und ein Getränk. Schnell entwickelte sich eine Schlange am Verkaufwagen des DRK-Solferino. Gleich neben den Tischen und Bänken hatte zudem das Spielmobil der DRK-Flüchtlingshilfe seine Utensilien ausgepackt und bespaßte die Kinder. Und auch in Eberts Hof selbst hatten die Ehrenamtlichen reichlich zu tun: Viele der Erstbesucher gingen mit einem neuen Kleidungsstück nach Hause. „Das war eine schöne Veranstaltung“, freute sich DRK-Vorstand Andreas Ring. „Und Juliane Liersch ergänzte: „Wenn sich jemand ehrenamtlich engagieren möchte, kann er sich gern bei uns im Laden melden.“