Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge 6 bis 11 der Henriette-Breymann-Gesamtschule boten im Lessingtheater das Theaterstück “Momo”. Bereits zum dritten Mal präsentierte die HBG trotz ihrer erst kurzen Entstehungszeit vor insgesamt mehr als 500 Zuschauern eine große Bühnenproduktion.

Der Inhalt des Buches von Michael Ende ist bekannt: Mitten in einer Kleinstadt – …irgendwie … irgendwo … irgendwann … – schleichen sie sich ein: die grauen Herren. Sie brauchen die Zeit der Menschen, um zu existieren. Die Menschen selbst werden zu Zeitsparern, und alle verfallen ihren Verführungen: Der Friseur Fusi, die lebenslustige Gigi und sogar der stets ruhebewahrende Straßenfeger Beppo. Am Ende sind es sogar die Kinder, die schließlich ihr eigenes Leben nicht mehr wahrnehmen können. Und da ist Momo, die es schafft, sich diesen Wesen zu entziehen – durch ihr Zuhören, ihren Blick, ihre Ruhe und am Ende durch ihren Mut. Kassiopeia und Meisterin Hora, die Verwalterin der Zeit, zeigen ihr den Weg.

Die über 80 Schülerinnen und Schüler boten trotz schwierigen Inhalts und symbolhaften Charakters des Buches eine überaus gelungene Interpretation. Diese Inszenierung wirkte nicht nur durch ihre prägnante Kürzung der Geschichte auf das Wesentliche, sondern auch gerade durch das fabelhafte und professionelle Bühnenspiel der Kinder und Jugendlichen. Herausragende Bilder, beeindruckende Sprechchöre und großartige Dialoge wie auch Monologe gaben der Geschichte eine bestechende, teils bedrohliche, teils hoffnungsvolle Wirkung. Die über zwei Jahre geleistete Arbeit der Lehrkräfte Julia Eberl, Lisa Degenhardt, Mechtild Franke und Michael Schneider machte sich hier mehr als bezahlt. Besonders wirkungsvoll waren die Szenen, in denen die grauen Herren ihre gesamte Kraft in ihren Text gaben:

„Wir wollen eure Zeit, jede Stunde, jede Minute, jede Sekunde … wir brauchen mehr davon – immer mehr!“. Sätze, die den Zuschauer in den Bann zogen, ihn mitnahmen und mehr als nachdenklich werden ließen. Die Veränderung der Freunde Momos bis hin zu den zuvor fröhlichen und erfrischenden Kindern wirkte in jedem Detail glaubhaft und ließ den Zuschauer erschaudern.

Fabelhafte Ideen ergänzten nicht nur humorvoll, sondern auch logisch das Bühnengeschehen. So wurde Momo nicht langsam von der Schildkröte Kassiopeia zu Meisterin Hora geführt, sondern ein Fahrrad stand als Symbol für Momos Einfachheit und Mut. Kleinigkeiten veränderten das Bühnenbild minimal und zeigten doch so große Wirkung. So wurden die das alte Amphittheater andeutenden Autoreifen kurzerhand umgedreht und die Uhrenlandschaft Horas erschien.

Die Rolle der Momo wurde von ihrem so oft kopierten Aussehen befreit. Lotta Cucrowski und Chiara Proske überzeugten durch ihre Schlichtheit, Verwirrung und fantastische Ausdruckskraft. Jannis Wellner gab dem Beppo die ausschlaggebende Ruhe, Geduld, blieb dabei durchweg überzeugend und bestach durch unglaubliche Bühnenpräsenz. Gigi wurde gespielt von Vanessa Schmidt, die nicht nur schauspielerisch, sondern auch gesanglich stark beeindruckte. Tobias Beck verwandelte sich vor den Augen der Zuschauer von dem geduldigen, humorigen Friseur eindrucksvoll in einen von den grauen Herren besessenen Zeitsparer. Meisterin Hora, dargestellt von Jennifer Voß, bestach durch Weisheit und bescheidene Eleganz, begleitet von ihrer in die Zukunft blickenden Schildkröte Kassiopeia, sensibel gespielt von Henry Rauh. Emily Feja zeigte im gesamten Stück als erster grauer Herr schauspielerische Glanzpunkte.

Nicht nur die hier genannten Rollen überzeugten. Getragen wurde das Bühnengeschehen durch das gesamte fantastische Ensemble. Hier saß jede Bewegung, jeder Schritt und jede Position … und alles wirkte doch natürlich und glaubhaft.

Die teils solistisch teils durch den Chor der Schule stark vorgetragenen Songs waren gut in das Geschehen integriert. Es schien, als wären sie extra für diese Inszenierung komponiert worden. Der Chor nahm konzentriert den Inhalt des Stückes auf und interpretierte die Songtexte gekonnt.

Der gesamte Saal konnte am Ende in das ergreifende Schlusslied einstimmen: „Lebe im Moment des Lebens … Leben im Hier und Eben.“ Eine klare Botschaft.

Diese Inszenierung der Henriette-Breymann-Gesamtschule zeigte einmal mehr, wie großartig und gelungen an dieser Schule im schauspielerischen Bereich gearbeitet wird.  Es ist zu wünschen, dass noch viele Produktionen dieser Schule zur Aufführung kommen und von der Öffentlichkeit wahrgenommen werden.