In diesem Jahr begeht die AWO (Arbeiterwohlfahrt) ihr 100. und der Ortsverein Wolfenbüttel sein 95. Gründnugsjubiläum. Mit einer Ausstellung, einem Rathausvortrag und einem Benefizkonzert will der AWO-Ortsverein das besondere Ereignis der Verbandsgeschichte würdigen. Mit der Eröffnung der Ausstellung zur Geschichte der AWO Wolfenbüttel wurde das Jubiläum am Freitagabend gefeiert.

Hans-Joachim Kröger, Vorsitzender des AWO-Ortsverein Wolfenbüttel begrüßte die rund 20 geladenen Gäste in den Räumen des historischen Schlosses und freute sich über das Interesse an der Ausstellung. Einen besonderen Gruß und Dank richtete er an Wolfenbüttels Bürgermeister Thomas Pink, der sich ebenfalls unter den Gästen befand, für die Bereitstellung der Räume.

Pink betonte in seiner Ansprache, wie eindrucksvoll die Ausstellung im Schloss die Entwicklung der AWO zeige. „Bei allem gesellschaftlichen und sozialpolitischem Wandel ist eines klar: Wir brauchen weiterhin Menschen, die sich mit ganzer Kraft für die Belange ihrer Mitmenschen stark machen, die sich weiterhin einsetzen für einen starken Sozialstaat, für soziale Gerechtigkeit und für Solidarität. Wenn man für die Menschen etwas erreichen will, dann müssen alle an einem Strang und in dieselbe Richtung ziehen. Die hervorragende Zusammenarbeit der AWO mit anderen Verbänden ist diesbezüglich beispielgebend“, so Pink und dankte allen Beteiligten, die an der Ausstellung mitgewirkt haben. „Ich wünsche dieser Ausstellung den verdienten Erfolg und zahlreiche interessierte Besucher“, endete der Bürgermeister.  Nach den begrüßenden Worten führte Rudolf Fricke die Gäste durch die Ausstellung und erläuterte die verschiedenen Stationen der AWO-Geschichte.

Während die Sozialdemokraten in der Stadt Braunschweig dem Aufruf von Marie Juchacz zeitnah folgten, gingen im benachbarten Wolfenbüttel noch vier Jahre ins Land. Einem erhalten gebliebenen Tätigkeitsbericht ist zu entnehmen: „Am 1. Oktober 1924 ist hier die Arbeiterwohlfahrt ins Leben gerufen. Seit dieser Zeit üben arbeitsfreudige Helfer und Helferinnen ihre Fürsorgetätigkeit aus …

Das Tätigkeitsspektrum des Wolfenbütteler Ortsvereins umfasste im Wesentlichen die Organisation von Ferienausflügen für Schulkinder, Lebensmittelbeschaffungen, den Unterhalt einer Nähstube im „Blauen Engel“, die Durchführung von Weihnachtsfeiern mit Bescherung und Hilfe in Einzelfällen. Beispielsweise für 1926 notierte ein Zeitzeuge: „Die Arbeiterwohlfahrt konnte in 250 Fällen die äußerste Not lindern. 57 Kinder wurden bei der Schulentlassung zum Teil eingekleidet… Zum Weihnachtsfest wurden 200 Personen, zum übergroßen Teil Rentner, eine Weihnachtsfreude bereitet. Für die Selbstanfertigung von Bekleidungsstücken war eine Nähstube eingerichtet, die von … [Dora] Prüfer geleitet wurde. Für das kommende Jahr sollte die Erholungsfürsorge für schwächliche Kinder aufgenommen werden. Die Vorarbeiten hierfür waren eingeleitet.“

Es sind nur wenige Äußerungen, die sich zu den Aktivitäten der Wolfenbütteler Arbeiterwohlfahrt haben finden lassen. Keinerlei Informationen sind über den Organisationsstatus bekannt. Das heißt zum Beispiel, wie groß war die Mitgliederzahl und wann wurden Ortsvereinsversammlungen abgehalten. Interessant wären auch Antworten auf die Frage nach der Finanzierung der AW-Projekte, denn man „bewegte“ beträchtliche Summen. Ziehen wir Schilderungen heran, zu denen auch Geld- oder Wertangaben gemacht sind, so wurden innerhalb eines Berichtsjahres von dem Ortsverein nach heutiger Kaufkraft fast 7000 Euro ausgeschüttet. Das klingt einfach unglaublich! Es spricht aber letztendlich für ein überaus engagiertes Einwerben von Geldmitteln. Einmal waren es natürlich die Mitgliedsbeiträge, hinzu kamen Spenden, Listensammlungen, alsbald auch Anteile aus einer Wohlfahrtslotterie und nicht zuletzt staatliche Zuschüsse. Wolfenbüttel stellte dann alsbald sogar mit die größte und aktivste Ortsgruppe im Freistaat Braunschweig.

Die Ausstellung ist noch bis zum 31. August im Schlossmuseum zu sehen.