Ein Ziel des Englischunterrichts ist die Fähigkeit, Alltagssituationen in der Fremdsprache zu meistern. Wie häufig klagen ehemalige Gymnasiasten darüber, dass sie zwar gelernt haben, Literatur zu analysieren, aber kaum auf Englisch nach dem Weg fragen können. In dieser Hinsicht hat sich in den vergangenen Jahren viel getan, und die Kommunikationsfähigkeit hat auch in den Lehrplänen einen wichtigen Platz zugewiesen bekommen.

Um diese Fähigkeiten zu trainieren und dabei auch noch Spaß zu haben, hat die Große Schule in diesem Jahr zum ersten Mal ein Sprachendorf durchgeführt. Ein Sprachendorf ist eine Art Simulation: Für einen Tag verwandelt sich die Schule in ein kleines englisches Dorf mit Geschäften, Arzt, Polizeistation und Touristen-Information. Die Schüler schlüpfen in Rollen und versuchen, in Partnerarbeit vorgegebene Situationen zu meistern. So spielt z. B. an einer Station, dem „corner shop“, ein Schüler einen Touristen, der nur schnell etwas zu Essen und Trinken besorgen möchte und der andere Schüler nimmt die Rolle des Verkäufers ein, der gerne möglichst viel verkaufen möchte und den „armen“ Kunden dazu überreden soll.

Das Sprachendorf ist inzwischen eine bewährte und anerkannte Methode im Englischunterricht. Das Konzept war den Englischlehrkräften der Großen Schule aus der Fachliteratur bekannt, aber wirklich etwas darunter vorstellen konnte man sich noch nicht. Netterweise durfte die Fachsprecherin Cora Teske bei einem Sprachendorf an der Henriette-Breymann-Gesamtschule hospitieren und das Konzept so praxisnah miterleben. „Ich sah, wie begeistert Schülerinnen und Schüler dabei waren und hatte selbst so viel Spaß an dem lebendigen Miteinander in englischer Sprache, dass mir sofort klar war: Das brauchen wir auch!“ Die Englischkollegen an der Großen Schule waren schnell überzeugt und so ging es an die Planung und Vorbereitung: Die Große Schule entschied sich dafür, das Sprachendorf an einem Projekttag durchzuführen und alle siebten Klassen daran teilnehmen zu lassen. Die Schüler wurden aufgerufen, Requisiten zu spenden. Manche Kollegen gingen in den Supermärkten auf die Suche nach englischen Produkten. Kollegen der Biologiefachgruppe statteten die Arztpraxis mit Modellen und dem Skelett „Stan“ aus. Die Schüler lernten im Unterricht wichtige Phrasen und Begriffe kennen, um möglichst gut vorbereitet in diesen Projekttag zu gehen. Alle Englandreisenden wurden damit beauftragt, möglichst viele Verpackungen mitzubringen. Im Lehrerzimmer türmten sich Kisten mit Requisiten. Am vergangenen Wochenende wurden die Stationen dann aufgebaut, damit alles für den Projekttag am Montag bereit stand. Dabei ging es darum, möglichst realistische Stationen zu kreieren, um den Schülerinnen und Schülern eine wirklich realitätsnahe Situation vorzugeben.

Zu Beginn des Sprachendorfs erhielten die Schülerinnen und Schüler Laufhefte mit allen notwendigen Anweisungen. Schüler mit besonders guten Englischkenntnissen hatten sich freundlicherweise bereit erklärt, als Helfer zu agieren und die Siebtklässler bei etwaigen Fragen zu Wortschatz und Aussprache zu unterstützen. Mindestens fünf Stationen musste jeder Schüler und jede Schülerin erfolgreich durchlaufen, dabei galt immer: „In english, please!“ Es gab einen Buchladen, einen kleinen Eckladen, eine Polizeistation, eine Arztpraxis, eine Touristeninformation und ein Restaurant. In jeder Station saßen Lehrer oder Helfer, die den rollenspielenden Schülerinnen und Schülern eine Rückmeldung gaben. „Meine Lieblingsstation war die Arztpraxis“, so eine Schülerin. „Als ich in den Raum hineinkam, war ich erst einmal total erstaunt. Das Skelett, der Tropf und die ganzen Modelle und Geräte waren schon ziemlich toll.“ „Das Sprachendorf hat richtig Spaß gemacht“, so ein anderer Schüler. „Und das Gelernte kann man ja auch gleich gut für die Ferien nutzen.“

Auch Organisatorin Cora Teske freute sich über den gelungenen Tag: „Wir werden jetzt unsere Erfahrungen evaluieren und dann überlegen, wie wir mit dieser Idee weiterarbeiten können. Die Vorbereitung war zwar viel Arbeit, hat sich meiner Meinung nach jedoch auch voll und ganz gelohnt.“