Am vergangenen Mittwoch fand in der Bundesakademie der Fachtag »Stadt-Kunst-Raum« statt, der das Thema »Kunst im öffentlichen Raum« aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. 45 Teilnehmer aus Bürgern und Verwaltungsmitarbeitern besuchten die Tagung. Eine gute Resonanz, wie Tagungsleiterin Sarah Kuschel resümierte. Die Auseinandersetzung mit Kunst und Denkmälern im öffentlichen Raum beschäftigt aktuell viele Kommunen und wirft Fragen auf den Ebenen Kunst, Politik, Verwaltung und Recht auf. Schenkungen und Überlassungen von Werken prägen das Bild vieler Städte ebenso wie »Kunst am Bau« und gezielt erworbene Kunstwerke. Die Ansammlung von Werken verschiedener Stile und unterschiedlicher Epochen sowie der Umgang mit Werken, deren Aussagen kritisch zu reflektieren sind, führen in zahlreichen Kommunen zu der Frage, wie mit Bestehendem und Neuerwerbungen umgegangen werden kann. Die Bundesakademie greift dieses Thema mit dem Fachtag auf, den sie gemeinsam mit der Stadt und dem Kunstverein Wolfenbüttel durchführt.

„Wir haben Referenten eingeladen, die sich aus kunstwissenschaftlicher, juristischer, künstlerischer oder kulturpolitischer Perspektive mit dem Thema beschäftigen und ihre Erfahrungen aus anderen Städten einbringen“, erläutert Sarah Kuschel, Tagungsleitung und Programmleiterin Bildende Kunst an der Bundesakademie für Kulturelle Bildung. Konkrete Themen waren beispielsweise „Welche neueren Kunstformen sind für Kommunen interessant?“, „Was ist in Bezug auf Denkmalschutz, Urheber- und Schenkungsrecht zu beachten?“, „Welche Formen zeitgenössischer Vermittlung sind sinnvoll und notwendig?“ und „Wie kann die Bevölkerung an der Diskussion über Kunst im öffentlichen Raum beteiligt werden?“ Ein wichtiger Part, wie Alexandra Hupp vom Kulturamt der Stadt Wolfenbüttel betont. Die Bürger müssen mitgenommen werden auf diesem Weg, erklärte sie während der Tagung. Erfahrungen aus dem Ansatz der „Neuen Auftraggeber“ beziehen sich auf die Beteiligung von Bürgern, die Gerrit Gohlke in seinem Vortag beleuchtete. Seine These lautet: »In Jurys gehören Experten. Aber über die auszulobenden Vorhaben muss die ganze Stadt miteinander reden. Nicht über die künstlerische Form, sondern über Themen, Selbstbilder und über die Zukunft, die keiner kennt, die man aber gestalten muss. Nichts ist riskanter und zugleich notwendiger, als ein großes Palaver über die Zukunft, über Wünsche und das eigene kommunitäre Selbstbild vom Zaun zu brechen«. Dass dabei auch der Ort eine entscheidende Rolle spielt, weiß Thomas Kaestle. Keine Struktur für Kunst in öffentlichen Räumen ist jemals direkt auf andere Orte oder Kontexte übertragbar. Genau wie die Kunst selbst eine Ortsspezifik entwickeln sollte, müssen Strukturen diese berücksichtigen. Zu spezifischen lokalen Kontexten zählen unter anderem Mentalitäten, historische Entwicklungen, Zuständigkeit, Kunstszenen, Repräsentationsbedürfnisse, ökonomische Faktoren und nicht zuletzt Motivationen, sagt der Kunstwissenschaftler Kaestle. Und er weiß, dass es ein lanwiergiger Prozess werden kann. In Hannover beispielsweise habe man zehn Jahre gebraucht, um eine Kunstkommission zu bilden, die sich genau mit diesen Themen auseinandersetzt. Seit einem Jahr erst gibt es sie, sagt er. Nun werden entsprechende Prozesse und Visionen erabeitet.

Nach insgesamt vier Vorträgen veranschaulichen thematische Rundgänge im Stadtraum Wolfenbüttel das Thema. Durchgeführt wurden diese von Thomas Kaestle, Ulrich Genth und Dr. Elisabeth Vorderwülbecke. „Im Stadtraum und der Stadtplanung müssen die unterschiedlichsten Interessen verschiedener Akteure berücksichtigt werden. Besonders in einer kleinteiligen Stadt wie Wolfenbüttel stoßen wir bei der Aufstellung von Kunstwerken deshalb schnell an unsere Grenzen. Vor diesem Hintergrund ist es besonders interessant Ideen zu entwickeln, wie Erinnerungsorte, Kunst und Stadt zusammen gedacht werden können und neue Formate auch noch einmal intensiver zur inhaltlichen Auseinandersetzung beitragen können“, erklärte Alexandra Hupp, die Leiterin des Kulturbüros Wolfenbüttel. Das Thema Stadt, Kunst, Raum wird die Bundesakademie auch weiterhin beschäftigen. Schon im Herbst findet ein künstlerisch-praktisches Seminar mit dem Titel „Remember“ statt, in dem es um die Auseinandersetzung mit Denkmalen und Erinnerungsorten im Medium der Fotografie gehen wird.Auch eine zweite Tagung sei vorstellbar, wie Alexandra Hupp erklärte. Hier könne man vor allem den schon vorhandenen Bestand in den Fokus nehmen. Sie betont aber auch, dass die Tagung nicht gleichbedeutend mit einem Start des Projekts in Wolfenbüttel sei. Vielmehr sei es die Chance, zu sehen, welche Möglichkeiten sich für die Lessingstadt ergeben könnten. Hierzu sei die Tagung ein wertvoller Beitrag gewesen, der vielleicht einige Prozesse in Gang bringen könnte.