Seit zwei Jahren bietet der DRK-Kreisverband Wolfenbüttel in der Samtgemeinde Elm-Asse den kostenfreien Fahrdienst Sozio-Med-Mobil – kurz SMM – an. Durch die wissenschaftliche Begleitung des Projektes ist sein Erfolg nachweisbar. Der Fahrdienst, der Anwohnern in der Elm-Asse-Region dabei helfen soll, Arzt- und Behördentermine wahrnehmen zu können, hat sich in zwei Jahren Projektlaufzeit bewährt. „Wir haben durchweg positive Rückmeldungen aller Beteiligten“, erklärt Projektleiterin Katharina Hefenbrock. Ihre Aussage stützt sich dabei auf die Auswertung von Dr. Lutz Schumacher von der Alice Salomon Hochschule Berlin und Dr. Thomas Petzel, Evaluationsforscher aus Lübeck. Mit Interviews und Fragebögen erfassten sie über mehrere Monate die Zufriedenheit der Nutzer, der sogenannten Kümmerer und Projektpartner. Seit Beginn des Projektes ist das SMM über 600 Touren gefahren, 120 Nutzer sind registriert. Besonders in den vergangenen drei Monaten hätten sich viele neue Nutzer registriert. Einen Umstand, den die Projektleiterin darauf zurückführt, dass immer mehr zufriedene Nutzer auch Freunde und Bekannte überzeugen.

„Alle Nutzer, die sich an der Umfrage beteiligt haben, fühlen sich in den Fahrzeugen und mit den Fahrern sicher“, erklärt der Evaluationsforscher Dr. Thomas Petzel. Wie am Anfang des Projektes erwartet, sind es hauptsächlich ältere Personen, die auf den Fahrdienst zurück greifen. Ohne das SMM hätten sie die Strecke mit dem Taxi oder dem öffentlichen Personennahverkehr zurücklegen oder Bekannte oder Verwandte bitten müssen, sie zu fahren. Alternativen, die nach den Ergebnissen der beiden Forscher nur für einen Teil der Nutzer in Frage kommt. „Bus- und Bahn fahren ist beschwerlich, eine Taxifahrt von den Dörfern in der Samtgemeinde Elm-Asse zu einem Facharzt in Wolfenbüttel kostet schnell um die 80 Euro – mehr, als sich viele leisten können“, berichtet Petzel. Mehr als die Hälfte der Befragten gab stattdessen an, ohne das Sozio-Med-Mobil einige Termine bei Ärzten oder anderen Gesundheitsdienstleistern nicht mehr wahrnehmen zu können. Für Andreas Ring unterstreicht diese Aussage die Bedeutung des Projektes in der Samtgemeinde. „Das Sozio-Med-Mobil ist ein wichtiger Baustein, um die Versorgung in strukturschwachen Regionen aufrecht zu erhalten. Wir haben mittlerweile Anfragen aus dem gesamten Bundesgebiet, um unsere Erfahrungen und Wissen zu teilen“, so der Geschäftsführer des DRK-Kreisverbands Wolfenbüttel. Noch in diesem Sommer starten zwei weitere Sozio-Med-Mobile in anderen niedersächsischen Gemeinden in ihre Pilotphase, eines davon in Stade. Von Anfang an legten Katharina Hefenbrock und ihre Kollegin Anna Horstmann bei der Projektentwicklung wert darauf, dass das SMM auch in anderen Regionen zum Einsatz kommen kann. Rund 530 Kommunen haben Schumacher und Petzel bei ihren Analysen in Deutschland identifiziert, in denen Projekte wie kostenfreie Fahrdienste die Grundversorgung aufrecht erhalten könnten. „An dieser Stelle dürfen wir eigentlich nicht mehr fragen, ob sich ein solches Angebot finanziell lohnt. Es geht dabei auch darum, ob das Leben in ländlichen Regionen lebenswert bleibt“, so Schumacher. Das Sozio-Med-Mobil trägt sich derzeit aus eigenen Mitteln des DRK Wolfenbüttels sowie verschiedenen Fördermitteln, darunter der Stiftung Zukunftsfonds Asse.

Für Detlev Prescher, ehemaliger Kämmerer in der Samtgemeinde und ehrenamtlicher Mitarbeiter des Sozio-Med-Mobils von Beginn an, gehören die Kümmerer zu den Schlüsselpersonen des Projekts: „Zu Beginn begegneten wir oft Zweifeln, ob eine Online-Plattform zur Fahrtbuchung tatsächlich funktionieren kann, wenn die anvisierte Zielgruppe vornehmlich Senioren und Seniorinnen sind. Also Leute, die sich nicht im Internet auskennen oder überhaupt keinen Zugang haben“, berichtet er aus der Anfangszeit. Diese Zweifel sind zerstreut, rund 40 Ehrenamtliche kümmern sich für die Nutzer um die Buchung, weitere sind immer willkommen. „Mit den Kümmerern hat das DRK in Wolfenbüttel ein modernes, digitales Ehrenamt geschaffen. Durch unsere Befragungen haben wir festgestellt, dass die Fahrtbuchung keine zehn Minuten dauert. Ein Aufwand, der trotz Job und Familie bewältigt werden kann“, erläutert Schumacher und betont zusätzlich die Flexibilität dieser Art von Ehrenamt. Die Kümmerer sind an keine feste Zeiten oder Orte gebunden, erfüllen im gesamten System aber eine wichtige, soziale Rolle. Aber auch der Anteil der Nutzer, die sich selbst um ihre Fahrtbuchung kümmern, wächst stetig. „Die Nutzer loben die sozialen Kontakte sowohl mit den Kümmerern, den Fahrern, aber auch mit den Mitfahrern. Besonders regelmäßige Nutzer berichteten uns in den Interviews davon, dass der Austausch während der Fahrt für sie ein Bestandteil ihres positiven Erlebens ist“, berichtet Petzel.