Marita Bleich war beim Besuch richtig stolz über das neue Antlitz. Seit Anfang Juni ist die Kirche eingerüstet. „Die Arbeiten sind beendet“, sagte sie. In zwei Bauabschnitten wurde von einer Firma aus Quedlinburg die Fassade erneuert. Zunächst war das Schiff dran, danach der Turm. „Die Planungen liefen dazu seit Jahren. Die Steine wiesen Schäden auf. Die Zementfugen haben deutlich gelitten und wurden immer schlechter“, erzählte die Pfarrerin. Die Mitarbeiter hätten vorsichtig die Fugen herausgeklopft und wieder fein säuberlich verschlossen. Zudem trugen sie eine Schutzschicht auf.

„Die Steine in ihrer Unregelmäßigkeit bieten jetzt eine tolle Optik“, freute sich Bleich, die seit Februar 2018 für Hötzum die Geschäftsführung übernommen hat. „Die Kirche St. Petri ist jetzt nicht nur besser geschützt, sondern sieht auch schöner aus. Sie wirkt deutlich heller.“

Neben der Fassade wurden auch die Fensterrahmen gestrichen und die Regenfallrohre erneuert. Die Blitzschutzanlage musste auch ausgetauscht werden. „Die alte hätte nicht mehr geschützt.“ Joachim Tappe vom Baureferat der Landeskirche habe die Arbeiten in den vier Monaten betreut. Zunächst seien 59.000 Euro veranschlagt worden. Während der Maßnahme sei festgestellt worden, dass das Steinkreuz auf dem Dach abgängig war, was zuvor in den Planungen nicht berücksichtigt worden war. „Da das Gerüst stand, wurde das gleich mitgemacht. Mit einem Nachtrag wurden damit 67.000 Euro in die Sanierung gesteckt“, sagte die Pfarrerin, die in Neuerkerode in ihrer seelsorgerischen Tätigkeit voll aufgeht. Die Kosten teilen sich die Landeskirche und die Ortschaft zur Hälfte. „Für Hötzum ist das richtig viel Geld. Deshalb musste auch all die Jahre gespart werden. Das war ein Kraftakt“, hob Bleich hervor. „Nur durch viele Spenden ist die Summe zusammengekommen. Dass jetzt alles abgeschlossen ist, macht die Einwohner stolz.“ Sie habe schon tolle Feedbacks erhalten.

Zwar ist der Turm noch eingerüstet, doch das soll sich wohl in der kommenden Woche ändern. „Ich hoffe, dass das klappt, denn am 5. Oktober feiern wir hier eine Hochzeit“, betonte sie. Schon allein wegen der Hochzeitsfotos, versteht sich.

Während der Arbeiten wurde übrigens noch ein Steinbild unter dem Putz entdeckt, das vorher nicht mehr zu sehen war. „Die Firma hat es vorsichtig freigelegt.“ Es zeigt die Kreuzigung Jesu. Datiert ist es in dem Bild mit dem Jahr 1839. Ob es die Zeit war, in der ein Steinmetz sein Werk erledigte, oder das Baujahr der Kirche ist, wusste Bleich nicht aus dem Kopf. Hier half Bürgermeister Marco Kelb mit der Chronik weiter. 1840 machte sich die Gemeinde daran, ein neues Schiff zu bauen. Es sei damals ein sehnlichster Wunsch aufgrund der Erscheinung gewesen, obwohl das Gotteshaus keinesfalls verfallen gewesen war, heißt es in der Überlieferung. Aus Bad Harzburg habe man die schweren Steine nach Hötzum transportiert. Bei dem Bild an der nördlichen Außenwand handelt es sich um einen gotischen Stil des 14. Jahrhunderts. Der Ursprung und die Errichtung der Kirche liege weitestgehend im Dunkel der Geschichte. Der Chronist wisse aber, dass die Kirche ebenso in der Zeit der Gotik (1250 bis 1500) entstanden sein muss, denn der Kirchturm sei viel älter – vermutlich 1430 erbaut. Die erste kleine Kapelle soll hingegen noch deutlich mehr Jahre auf dem Buckel haben.

In einem Festgottesdienst am Sonntag, 27. Oktober (16 Uhr). soll das neue Antlitz eingeweiht werden. „Der Kirchenvorstand lädt hierzu herzlich ein“, sagte Bleich. Mit reichlich Musik und einem Imbiss soll die Dankbarkeit und Freude zum Ausdruck gebracht werden.