Um sich über die Heimat seiner Familie zu informieren, besuchte jetzt Richard Sterling mit seiner Tochter Kiley Sterling die Stadt Schöppenstedt. „Dafür und um Deutschland kennen zu lernen, sind sie extra aus Colorado/USA angereist. Richard Sterling ist einer der Nachfahren der jüdischen Familie Rosenbaum, die bis 1941 in Schöppenstedt gelebt hat“, betonte Bürgermeister Karl-Heinz Mühe.

Um an die jüdischen Bewohner von Schöppenstedt zu erinnern, wurden vor wenigen Jahren in der Helmstedter Straße sogenannte „Stolpersteine“ in den Fußweg eingelassen, darunter auch ein Stein für die Familie Rosenbaum. Diese Aktion und auch der Besuch von Richard Sterling mit seinem Sohn wurde von dem Wolfenbütteler „Erinnerer“ Jürgen Kumlehn initiiert und organisiert.

„Der Viehhändler David Rosenbaum lebte mit seiner Familie in Schöppenstedt“, berichtete Mühe. Die gesamte Familie war von 1937 an  den schrecklichen Untaten der Nazis ausgesetzt. Dazu gehörten Verhaftungen, Gefängnisaufenthalte und Aufenthalte im Konzentrationslager, Misshandlungen und Schulverbote für die einzelnen Mitglieder der Familie.

„Und natürlich wurde auch der Betrieb von David Rosenbaum geschlossen und sein Vermögen beschlagnahmt“, betonte Karl-Heinz Mühe weiter. Um dem Holocaust zu entgehen, flüchtete die Familie Rosenbaum 1941 aus Schöppenstedt und dem Deutschen Reich. Sie wurde vertrieben und konnten über Frankreich, Spanien und Portugal schließlich ein Auswandererschiff nach Amerika erreichen. 

„Dies ist ein tragischer und schlimmer Teil der Geschichte unserer Stadt, der uns über die Stolpersteine immer wieder in Erinnerung gerufen werden soll“, erklärte Bürgermeister Karl-Heinz Mühe, der die Gäste bei ihrem Besuch empfing. „Ich freue mich sehr über den Besuch von Richard Sterling und seiner Tochter  Kiley Sterling  und heiße  sie alle herzlich in Schöppenstedt willkommen“, betonte er.

Während des Empfangs berichtete Richard Sterling über die weitere Entwicklung seiner Familie. Dabei wurden auch zahlreiche Fotos gezeigt, die an die Familie und ihr Leben in Schöppenstedt erinnerten. Karl-Heinz Mühe stellte in kurzen Worten die Stadt vor und hob dabei hervor, dass sich Schöppenstedt als weltoffene und friedliche Stadt versteht, für die Internationalität und Solidarität von großer Bedeutung seien.

„Wir verurteilen und bekämpfen Nationalismus, Rassismus und Antisemitismus dort, wo es geht“, erklärte der Bürgermeister. An dem Empfang nahmen auch Hildegard Schlenkrich und ihr Enkelsohn Christoph Mack teil. „Als Kind habe ich mit Ingeborg Rosenbaum gespielt, das war eine schöne Zeit“, berichtet Hildegard  Schlenkrich sichtlich gerührt. Auch die Eheleute Sabine und Klaus-Dieter Mundt waren zugegen, ihr Interesse gilt schon seit Jahren dem jüdischen Leben in Schöppenstedt.

Nach dem Empfang spazierten die Besucher aus den USA durch die Innenstadt zur Helmstedter Straße. Dort befindet sich das Elternhaus der Familie Rosenbaum und im Fußweg sind die fünf  Stolpersteine als Erinnerung eingelassen. 

Zum Abschied bedankten sich die Besucher aus Amerika  herzlich für den freundlichen Empfang und die netten Gespräche mit Karl-Heinz Mühe.