Sally Perel besuchte die Ausstellung „Gekommen, um zu bleiben? Jüdische Migranten aus Osteuropa im Braunschweiger Land“ im Niedersächsischen Landesarchiv Wolfenbüttel. Sally Perel wurde 1925 in Peine geboren. Heute lebt er in Israel.

Und Sally Perel kommt immer wieder zurück in seine alte Heimatregion, in der seine Geschwister, seine Eltern und er lebten. Seine Eltern kamen aus Osteuropa nach Peine. Jahrzehnte später steht der 94-Jährige im Niedersächsischen Landesarchiv in Wolfenbüttel vor einer Hörstation in der Ausstellung „Gekommen, um zu bleiben? Jüdische Migranten aus Osteuropa im Braunschweiger Land“ und hört den Erinnerungen von Ken Berger zu. Ken Berger wäre heute nur ein Jahr älter als Sally Perel. Berger wurde 1924 in Wolfenbüttel geboren und wuchs dort auf. In den Interviews aus den 1990er Jahren erzählt er von seinen Erfahrungen in der Schule, vom Familienleben einer jüdischen Familie aus Osteuropa, von Kindheitserinnerungen, aber auch von Antisemitismus, Verfolgung und Flucht. Viele dieser Erfahrungen hat Perel selbst auch gemacht. Zu hören und zu lesen ist die Geschichte der Wolfenbütteler Familie Berger in der Ausstellung.

Die Ausstellung ist noch bis zum 27. Januar in den Räumen des Niedersächsischen Landesarchivs zu sehen. Öffnungszeiten: Montag, 9 bis 16 Uhr, Dienstag bis Donnerstag, 9 bis 18 Uhr, Freitag, 9 bis 13 Uhr. Das Archiv bleibt an folgenden Tagen geschlossen: 24. bis 27. Dezember und 30. Dezember bis 1. Januar 2020.

Zum Hintergrund der Ausstellung: 

Sie kamen aus Osteuropa in die Region Braunschweig. Hinter ihnen lagen Erfahrungen von Armut, Krieg und staatlicher Neuordnung – von unsicheren Zeiten im Umbruch. Es waren jüdische Einwanderinnen und Einwanderer aus Osteuropa, die in der Zeit um den Ersten Weltkrieg nach einer neuen Heimat suchten und zum Beispiel in Wolfenbüttel eintrafen. Bald stellten sie in den Städten einen großen Teil der jüdischen Bevölkerung. In der Region Braunschweig angekommen, wurden sie immer wieder angefeindet. Ihr rechtlicher Status war ungesichert. Viele von ihnen waren staatenlos. Die Mehrzahl konnte trotz der Umstände ihren Lebensunterhalt bestreiten und bemühte sich um die Schulbildung der Kinder. In den Tageszeitungen wurden kontroverse Debatten über die Migranten geführt. Im Verhalten der Behörden, aber auch in der Gesellschaft insgesamt stießen sie auf antisemitische Vorbehalte. Dennoch entschloss sich nur ein Teil der neuen Einwohner, nach Übersee weiterzuwandern.

Die Ausstellung blickt auch auf die historische Situation explizit in Wolfenbüttel. Exemplarisch wird der Lebensweg der Familie Berger anhand von Archivalien, Familienfotos und Hörbeispielen nachgezeichnet.