Es ist vollbracht. Das neue Gerätehaus an der Schöninger Straße wurde seiner Bestimmung übergeben. Die Einweihung fand am gestrigen Mittag bei strahlendem Sonnenschein statt. Für die Sickter Brandschützer war es ein ganz besonderer Tag, den viele in guter Erinnerung behalten werden. Viel Geduld und Leidensfähigkeit haben sie bewiesen, doch schlussendlich wurden sie mit einem Neubau belohnt. Ortsbrandmeister Andreas Bode ließ keinen Zweifel daran, dass er und seine Feuerwehrkameraden den Rest des Tages im Feiermodus verbringen würden. Unzählige Gäste und Besucher kamen, waren neugierig, was das zweigeschossige Gebäude wohl zu bieten hat. Doch nicht nur das gab es zu feiern. Das 145-jährige Bestehen stand ebenfalls an. Das Geburtstagsgeschenk von der Samtgemeindebürgermeisterin Petra Eickmann-Riedel war quasi die Schlüsselübergabe.
Mit einem Festumzug ging’s vom alten, maroden Domizil Am Mühlengraben los. Der Spielmannszug aus Dettum war dabei. „Es ist ein großer Tag für uns“, so Eickmann-Riedel. Die wichtigste Aufgabe sei laut ihr, die Ausrüstung. „Davon profitieren wir alle. Keiner weiß, wann man die Feuerwehr braucht, aber wenn der Fall da ist, sind wir froh.“ Doch es sei auch die Unterbringung, die man betrachten müsse. An dem Gebäude aus dem Jahre 1979 nagte der Zahn der Zeit. „Den heutigen Anforderungen konnte man nicht mehr gerecht werden.“ Vor knapp zehn Jahren begannen die Planungen, der erste Spatenstich folgte im August 2017. „Ursprünglich sollte im Mai 2018 alles fertig sein.“ Verzögerungen und Probleme mit Handwerksbetrieben machten dem einen Strich durch die Rechnung. 3,46 Millionen Euro habe der Neubau verschlungen, Kostenexplosionen habe es bei den Außenanlagen und der Erschließung gegeben. „Die Ausrüstung der Feuerwehren ist eine Pflichtaufgabe, von daher ist es gut investiertes Geld“, sagte Eickmann-Riedel und verwies, dass es sich keinesfalls um ein Luxusgebäude handelt. „Wir haben ein modernes, funktionales Gebäude“, dankte sie allen Beteiligten obgleich man heraushörte, dass nicht alle an einem Strang gezogen hätten.
Staatssekretär Stephan Manke: „Feuerwehren haben ein Recht auf ein funktionales Gebäude. Sie lassen alles stehen und liegen, wenn Not am Mann ist.“ Er dankte im Namen der Landesregierung für Engagement und Gemeinschaft. Alle sicherheitsrelevanten Punkte seien laut ihm bei der Planung berücksichtigt worden. Das Bauvorhaben wurde auf rund 5.300 Quadratmetern realisiert.
Die stellvertretende Landrätin Christiane Wagner-Judith ging auf die Steigerung der Mitgliederzahlen im Landkreis ein. „Wir haben eine positive Entwicklung“, freute sie sich. 94 Wehren gebe es, mit 60 Jugendfeuerwehren und 30 Kinderfeuerwehren. „Wir hoffen, dass es durch den Neubau weiteren Mitgliederzuwachs geben wird.“ Im Erdgeschoss sind neben den fünf Einstellplätzen auch ein Schlauchlager, die Umkleide-, Lagerräume und eine Werkstatt entstanden. Im Obergeschoss wurden Schulungsräume sowie weitere Aufenthaltsbereiche errichtet.
Ratsvorsitzende Dunja Kreise erinnerte an eine lange Diskussion. 2014 fiel der erste Beschluss. Das erste veranschlagte Volumen lag bei 2,5 Millionen Euro. „Viel wurde über den Fahrstuhl gestritten, ein Gebäude muss aber barrierefrei sein“, hob sie hervor. „Sickte hat lange gewartet. Die Kameraden haben das Gerätehaus verdient.“
Kreisbrandmeister Tobias Thurau: „Demokratie kann und muss viel aushalten. Demokratie hält aber nicht aus, dass an der Sicherheit gespart wird.“ Die Feuerwehren fingen mit Spritzenhäusern an, die Anforderungen an heutige Gerätehäuser seien deutlich andere. „Hier steht die Zukunft“, sagte er und zeigte auf die Mitglieder der Kinder- und Jugendfeuerwehr. „Ein Gerätehaus ohne Mannschaft ist hilflos.“
Bürgermeister Marco Kelb: „Der Bau war überfällig.“ Einigkeit habe es bei allen Diskussionen stets bei der technischen Ausstattung gegeben. „Für architektonische Schönheit hatten wir kein Geld.“ Nach seiner Ansicht dürfte der ein oder andere auch Wehmut verspüren. „Unzählige Einsätze gingen vom alten Gerätehaus los, alle vier Fahrzeuge wurden Am Mühlengraben in Dienst gestellt.“ Schließlich verkündete er seinen Stolz: „Das Gebäude ist am Orts-eingang ein echter Hingucker.“ Konkret sei zwar noch nichts, jedoch sehe es danach aus, dass das alte Gerätehaus abgerissen werde und darauf etwas Neues entsteht. Gemeindebrandmeister Detlef Hoyer dankte allen Beteiligten und ergänzte, dass ein Domizil für alle Mitglieder der Samtgemeinde geschaffen wurde. „Hier können wir aus- und fortbilden.“
Ortsbrandmeister Andreas Bode hob Bauamtsleiter Michael Waßmann und Timo Löffler von der Verwaltung hervor. „Die Mitarbeiter haben mit Herzblut gearbeitet.“ Für alle zukünftigen Belange wurde Platz geschaffen. Das Gerätehaus habe Platz für 70 Aktive. „Derzeit sind wir 57“, warb er gleich zum Mitmachen. Ein wenig Unmut kam dennoch durch: „Das Gerätehaus wurde mit sieben Boxen geplant, in den Planungen war irgendwann eine verschwunden.“ Das Gebäude richtig in Betrieb zu nehmen, werde laut ihm noch lange dauern. Viele Restarbeiten erledigten die Mitglieder in der letzten Zeit selbst. „Wir sind teilweise auf Knien rumgerutscht, um zu säubern.“ Schließlich sagte er, dass die Ortswehr Sickte im Schnitt zu 100 Einsätzen im Jahr ausrücke. Laut ihm sei das Konzept aber gelungen. „Das Haus ist für alle da, es ist ein Haus für die Samtgemeinde. Für Jung und Alt.“
Für die Feier fuhr die Stützpunktwehr mächtig was auf. Neben den Führungen standen jede Menge Aktionen zum Mitmachen an. Eine Hüpfburg, Kinderschminken und mehr luden ein. Überall waren Menschentrauben zu sehen. Die Fleischerei Römmling bot Deftiges an, rundete damit die Angebote beim Kuchenbüfett ab. Zudem riefen die Mitglieder zuvor zu einem Malwettbewerb auf. Fünf- bis 14-Jährige durften mitmachen. Die schönsten fünf Feuerwehrbilder wurden abends prämiert. Dann ging’s auch schon nahtlos zur Blaulichtparty über.
Bis zur Mitternacht wurde zur Musik vom DJ getanzt. Viele Kameraden der Nachbarwehren kamen. Ihre Euphorie war groß, ihr Stolz grenzenlos. Sie rückten immer näher zusammen, stießen an, klönten und ließen es sich so richtig gutgehen. Am heutigen Sonntag veranstaltet die Ortswehr ein internes Frühstück mit geladenen Gästen und den Familien, um noch einmal auf das 145-jährige Bestehen anzustoßen. Abschließend bleibt der Redaktion nur noch, sich den guten Wünschen anzuschließen: Allzeit gutes Heimkommen!