Urige Gehöfte, den Dorfplatz mit seinen Möglichkeiten für verschiedene Festivitäten, die Vereine und deren Zusammenhalt sowie die Feierlaune der Einwohner. Als Jens Drake loslegte zu erzählen, geriet er regelrecht ins Schwärmen über seinen Ort. „Cremlingen ist liebens- und lebenswert“, betonte er gleich am Anfang. Seit 2010 ist er der Ortsbürgermeister, davor war er viele Jahre der Stellvertreter.

Und während wir in der herrlichen Abendsonne immer mehr ins Plaudern gerieten und einige Straßen auf und ab liefen, erwähnte der 51-Jährige, dass er im ältesten Haus von Cremlingen mit seiner Familie lebe. „Ein ehemaliges Gesindehaus mit Fachwerk, so etwa um 1850 gebaut“, erklärte er. Sein Vater hatte angefangen, den Lehm rauszuholen, er selbst habe dann auch sukzessive saniert und Balken ausgebessert. „Ich mag die Fachwerk-Optik“, bekräftigte er. Auch die noch vorhandenen landwirtschaftliche Betriebe sprach Drake mit Freude an. Sie gehörten zum alten Ortskern. Da gibt‘s den Hof der Familie Segger und Weber-Schönian oder auch das Ensemble von Jörg Weber. „Seit 1968 bin ich Cremlinger. Quasi seit der Geburt“, lachte er.

Wir gingen weiter zur Tiefen Straße. Dort steht ein Haus, das vollständig und modern mit Fachwerk saniert wurde. „Sieht das nicht schick aus?“ Recht hatte er wohl. Mit viel Liebe zum Detail. Genau gegenüber befindet sich eine alte Handbrunnenpumpe, eine Zapfstelle aus früherer Zeit.

„Als „Kremmelinghe“ wurde der Ort 1296 erstmals urkundlich erwähnt“, freute sich der Vater zweier Söhne. Über Zwischenformen wie „Cremnige“ (1316) oder Kremmling (1570) entwickelte sich ab dem 17. Jahrhundert der heutige Name. Die 700-Jahr-Feier fand 1996 statt. Seitdem erinnert ein großer Findling mit Gravur am Dorfplatz, der direkt neben der evangelischen Kirche liegt. Prächtige Eichen, Trauerweiden und Linden klettern dort in den Himmel und spenden Sitzplätzen Schatten.

Dass Cremlingen unaufhaltsam wächst, erwähnte Drake nicht nur einmal. Das Gewerbegebiet an der A39 hat sich gigantisch entwickelt. „Keiner der damaligen Politiker, die dafür stimmten, hätte damit wohl gerechnet“, sagte er. Auch bei Neubaugebieten musste er zwischen „altem“ und dem „neuen“ am Holzweg in der Wortwahl unterscheiden. „Wir haben so viele Anfragen. Die Menschen wollen hier bauen und Familien gründen. Wir liegen im Speckgürtel von Braunschweig. Eine gute Anbindung, Einkaufsläden, Kindergärten und Vereine. Cremlingen hat eine gute Perspektive“, hob er hervor. „Wir gehen stark auf die 3.000 Einwohner zu.“ Zum Vergleich: In den 70ern waren es noch etwa 800. Die Entwicklung fand er zwar prinzipiell gut, doch die Geschwindigkeit machte ihm Sorgen. „Wir verlieren unseren dörflichen Charakter, bei dem jeder jeden kennt.“ Der Verkehr an der Umgehungsstraße, der zur Beruhigung dienen sollte, nehme nach seiner Einschätzung wieder zu. Weiteres Gewerbe soll hinter der Firma Hohrenk entstehen. Ein Grundstück habe die Gemeinde erworben. Zudem will sich laut ihm die Confiserie Weibler vergrößern. „Cremlingen wird für Firmen interessanter. Hier passt die Infrastruktur.“ Das Wachstum könne man kaum aufhalten.

Auch der Ortskern verändere sich. Einige kleinere Läden von der Hauptstraße gibt es nicht mehr. Der Gutshof neben der Polizei, auf dem lange der Bauhof untergebracht war, hat Johann-Friedrich von Veltheim an einen Investor verkauft. „Wir wissen nicht, was daraus wird.“ In zehn, 15 Jahren wird sich Cremlingen noch einmal gewandelt haben, vielleicht dann der größte Ort der Gemeinde sein.

Mit Freude erwähnte Drake die Vereine. „Wenn die Fastnachtsgesellschaft Hilfe braucht, stehen alle parat.“ Seit seinem 16. Lebensjahr ist er auch Feuerwehrmann. „In der letzten Zeit hatten wir guten Zuwachs.“ Als größten Vereine nannte der Orts-chef den Sportverein mit etwa 700 Mitgliedern. Auch bei den Schützen läuft es. Der Kleingartenverein feierte im September 70-jähriges Bestehen.

Als „Perle vor der Haustür“ bezeichnete er die Herzogsberge. Regelmäßig joggt er oder fährt Rad. Als er noch als Soldat gedient hatte, war er auch auf dem einstigen Truppenübungsplatz eingesetzt. Dort befindet sich eine Solequelle, die er beim Rundgang zeigte, direkt neben dem Klärwerk.

Auf der Südseite des Ortes gibt es eine Anhöhe. Dort hat man einen wunderbaren Blick über die Dächer Cremlingens. Einige Jugendlich trafen wir dort, sie kämen öfters zum Chillen. Ein Zeichen, dass es nicht nur Drakes Lieblingsort ist.

Auf die Frage, was den SPD-Politiker am Bürgermeister-Amt Spaß macht, holte er noch einmal tief aus und gab viele Beispiele. An der Genetik muss es auch liegen. Sein Bruder Burkhard Drake war einst Wolfenbüttels Landrat (Vorgänger von Jörg Röhmann), der andere Bruder Ortsbürgermeister von Rohde. „Für die Leute da sein, mit ihnen ins Gespräch kommen, ihnen helfen oder sie zu ehren für ihr Engagement. Es sind so viele Dinge, die mir dabei Freude bereiten“, schloss er.