Von jedem einzelnen Stück weiß er, wo es herkommt und wer der Vorbesitzer war. Hans Becker führt am Computer eine Liste und notiert alles ganz genau zu seiner privaten Schatzkammer. „Knapp 950 Exponate stelle ich im Museum aus“, sagte der 77-Jährige. Er selbst nennt es „Das kleine Museum im Stall“. Angefangen hat alles Ende der 70er Jahre mit Kartoffel- und Rübenharken. „Wenn man die alten Gerätschaften in der Hand hält, kann man sich gut vorstellen, wie ein Schmied und Stellmacher daran gearbeitet haben“, meinte Becker, der seine Kindheit in Hemkenrode verbrachte.

Als gelernter Maler kam er viel rum und hielt die Augen offen. Trotz seines Berufes ist sein Leben von der Landwirtschaft geprägt. Auf den einstigen Hof am steilen Rodeweg in Abbenrode baute er eine alte Dreschdiele um. 1985 eröffnete er sein Museum und empfing die ersten Besucher. Das Interesse war von Beginn an groß. „Etliche der Ausstellungsstücke habe ich aufgearbeitet, bevor ich sie der Öffentlichkeit präsentierte“, zeigte er. Becker motiviert seine Arbeit, er will mit seinem Museum den Wandel der Zeit beschreiben. „Viele Utensilien kennen die jungen Leute gar nicht mehr.“

Etwa 40 der Sammlerstücke stammten vom eigenen Hof. Den Rest hat er bei Hofauflösungen in der Region oder bei Nachbarn erworben beziehungsweise geschenkt bekommen. „Das älteste Teil ist ein Handwagen von 1860. Die Achsen sind aus Holz und nicht aus Eisen. Das ist eine Besonderheit.“ Der Handwagen stammt aus der Stellmacherei Minderlein in Destedt. Nach und nach konnte er seine Schätze in Kategorien einordnen. Hauswirtschaftsgeräte, Leuchten, Pfannen, Gegenstände zum Backen und Wiegen. Zu jedem Teil konnte Hans Becker beim Besuch etwas erzählen. So auch zu einer Zwetschenmusrührwanne. „Das war früher eine Gemeinschaftsarbeit. Sie wurden gemeinsam vom Baum gepflückt und entkernt. Am anderen Tag eingekocht und über Stunden gerührt, damit es nicht ankocht“, führte er aus. Eine andere Ecke des Museums erzählte über das Waschen und Bügeln. Da gabs Waschbretter aus Holz, Blech, Glas und Porzellan – und eine Waschmaschine.

Backen und Kochen sind auch Themen. Der Museumsleiter zeigte einen alten Backtrog. „Der Teig wurde früher zuhause angesetzt und erst später zum Abbacken zum Bäcker gebracht“, meinte er. Milch und Butterfässer standen daneben. „Bei Ziegenmilch brauchte man eine Zentrifuge“, gab er an. Für die eigene Hausschlachterei gab es eine Dosenverschlussmaschine. Einen Schweinegalgen hat er aus Schandelah erhalten. Stolz war er zudem auf seine Feldschmiede. „Unser Schmiedemeister Otto Arnemann aus Abbenrode konnte zu Lebzeiten jedes Hufeisen zuordnen, das zum Beispiel auf einem Feld verlorenging.“ Gerätschaften der Textilindustrie zeigte er auch. Flachsbearbeitung von A bis Z. Vom Anbau bis zur Faserherstellung. Spinnräder, Haspel, Schwingbrett, Hechelbock. „Mir macht das richtig Spaß, den Leuten diese alten Schätze zu präsentieren“, sagte ein fröhlicher Hans Becker.

Aus nah und fern sind Besucher schon angereist. Ein paar Tausend waren es wohl schon, denn „jeder Besucher trägt sich ins Gästebuch ein.“ Schulklassen bis Seniorenkreise, Landfrauen bis Jagdhornbläser. 1993 war Gräfin Sonja Bernadotte bei ihm im Rahmen des Bundeswettbewerbes „Unser Dorf soll schöner werden“. 2002 besuchte Sigmar Gabriel Abbenrode, damals noch als Ministerpräsident von Niedersachsen. Einen Eintrag gibt es auch vom ehemaligen Regierungspräsidenten Dr. Karl Heinrich Schnöckel. Ein Bischof aus Südindien begrüßte Becker ebenso. Nicht selten zog das kleine Museum im Stall weit über 200 Besucher an einem einzigen Tag an, zum Beispiel am Tag des offenen Hofes oder der offenen Pforten.

Anfragen für kostenfreie Führungen nimmt Hans Becker telefonisch unter 05306-2539 entgegen.