Eineinhalb Jahre vor dem offiziellen Ende seiner Amtszeit gab Karl Heinz Mühe in der vergangenen Woche den Rücktritt von seinem Amt als Bürgermeister der Stadt Schöppen­stedt bekannt. Für ihn sei es an der Zeit, Platz für die junge Generation zu machen, begründete Mühe, der das Amt 28 Jahre innehatte, seinen Schritt. Am vergangenen Dienstag wurde das Ende seiner Amtszeit während einer Ratssitzung amtlich und zugleich begann die seiner Nachfolgerin.

Die Sozialdemokratin Andrea Föniger wird nun als erste Frau im Amt die Geschicke der Stadt leiten. Sie wurde einstimmig vom Rat der Stadt bestimmt und legte noch während der Sitzung ihren Amtseid ab. „Kalle, du hast in der Tat große Spuren hinterlassen. Aber gerade das ist Ansporn und Herausforderung für mich und auch der Anspruch an mich selbst, das Allerbeste aus mir herauszuholen und mit ganzem Herzen und vollem Einsatz für die Mitbürger unserer Stadt am Start zu sein“, so Föniger und richtete eine großen Dank vor allem in Richtung ihres Vorgängers. Aber auch ihren Ratskollegen und den Bürgern der Stadt dankte sie für das Vertrauen, das man nun in sie und ihr Amt setzt.

Karl-Heinz Mühe hatte zuvor noch einmal die Beweggründe seiner Entscheidung dargelegt. „Ich möchte gern, dass wir den Generationswechsel im Rahmen der Stadt und der Kommunalpolitik vorantreiben. Dass wir jungen Menschen die Möglichkeit eröffnen, Verantwortung und Aufgaben zu übernehmen. Und ich möchte damit dafür sorgen, dass es zu einer Verjüngung kommt, zu einer Verjüngung der Ratsmitglieder und Entscheidungsträger“, so Mühe und betonte, dass einzig dies der Grund für seine Entscheidung sei. „Es gibt immer Leute, die sagen, da würde es andere Gründe geben. Das sind alles Spekulationen, es würde politische, persönliche oder andere Gründe geben. Es gibt diese Gründe nicht. Es gibt schlicht und einfach die Gründe, die ich genannt habe. Wir wollen diesen Wechsel vollziehen, in einer Zeit, in der die Zeit reif ist“, so Mühe und blickte noch einmal zurück auf seine Amtszeit. Alle Veränderungen innerhalb der Stadt, so betonte Mühe, seien am Ende immer gemeinsame Werke gewesen. „Das ist unser gemeinsames Werk und unser gemeinsamer Erfolg. Und daran waren alle beteiligt – die Vereine und Verbände, der Rat und die Verwaltung, die Samtgemeinde, der Landkreis das Land, die Kirchen und viele private Initiativen“, ist sich Mühe sicher und dafür dankte er allen herzlich.

Rührende Worte fand Karl-Heinz Mühe für seine Familie, allen voran seine Frau Elke. “Wenn ich heute danke sage, dann sage ich vor allem Danke an meine Frau Elke und an meine Familie. Ohne euch wäre das alles nicht möglich gewesen“, sagte ein sehr emotionaler Karl-Heinz Mühe. „Ich sage aber auch Dankeschön an euch alle, meine Kollegen im Rat und an die Verwaltung. Die immer dafür gesorgt hatten, dass die Dinge, die wir beschlossen haben, auch in die Tat umgesetzt werden konnten. Ein großer Dank geht an meine Freunde der SPD, die mir drei Jahrzehnte lang das Mandat erteilt und mit immer wieder den Rücken gestärkt haben“, richtete Mühe seinen Dank an seine Parteikollegen.

Gabriel sagt persönlich Tschüss

Ein besonderer Parteikollege gab den Überraschungsgast des Abends. Kein geringerer als der ehemalige Bundesaußenminister und Ex-Vize-Kanzler Sigmar Gabriel kam eigens für die Verabschiedung Mühes aus dem Amt nach Schöppenstedt. Gabriel war voll des Lobes für Karl-Heinz Mühe, dessen Freundschaft und Engagement er in den vergangenen Jahren sehr zu schätzen gelernt habe. Sein Engagement sei weit über die Grenzen Schöppen-stedts hinausgegangen, so Gabriel. „Karl-Heinz Mühe hat immer die Art von Politiker vertreten, die wir alle schätzen und die sich ihrer Heimat verbunden fühlen. In ihrer ganzen inneren Einstellung immer nur zwei Dinge wollen. Erstens, das Leben dort, wo es gut ist, so zu lassen und dort wo es nicht so gut ist, besser zu machen. Und dafür gibt es ein ganz einfache Motivation, die ganz viele von ihnen teilen, weil es ihnen nicht anders geht. Und es lautet Heimatliebe. Und das ist ganz einfach das, was Karl-Heinz Mühe mit vielen anderen gemeinsam hat, was ihn aber auch einfach auszeichnet“, so Gabriel und dankte Karl-Heinz Mühe. „Kalle, ich kann dir sagen, weit über Schöppenstedt hinaus sind die Menschen dir zu Dank verpflichtet. Und ich ganz persönlich, weil du mich über Jahrzehnte begleitet und auch ertragen hast. Und weil ich immer auf dich zählen konnte. Vor allem in Zeiten, in denen es nicht ganz so einfach gewesen ist. Ich bin stolz darauf, sagen zu können, dass ich mit dir befreundet bin. Alles Gute für dich und deine Nachfolgerin“, endete Gabriel seine kleine Laudatio auf Mühe, der sichtlich gerührt den Worten Gabriel lauschte. Auch die Ratsmitglieder, Samtgemeindebürgermeister Dirk Neumann, Schöppenstedts ehemalige Bürgermeisterin Ruth Naumann, Vereinsmitglieder und Wegbegleiter von Karl-Heinz Mühe dankten dem scheidenden Bürgermeister und wünschten alles Gute für die Zukunft. Ein ganz besonderes Geschenk überreichten Andrea Föniger und Rüdiger Bobka. Angelehnt an Mühes Aussage, er gehe zwar von der Brücke, aber nicht von Bord, überreichten sie ein großes Steuerrad. „Wir haben viel von dir gelernt und das macht uns stolz. Du hast etwas bewegt und vor allem hast du etwas in uns bewegt“, so Bobka.

Karl-Heinz Mühe verabschiedete sich an diesem Abend zwar als Bürgermeister, gab aber allen Anwesenden mit auf den Weg: „Sie müssen weiterhin mit mir rechnen. Tschüss und Ahoi“, verabschiedete sich Karl-Heinz Mühe und versprach, dass man die Wechselparty ganz sicher nachholen werde.