Bei der Feuerwehr Wolfenbüttel herrschte am Montag vor Silvester Aufregung und Fassungslosigkeit über ein Ereignis, das sich während eines Einsatzes zugetragen hatte. Am 30. Dezember um kurz nach 20 Uhr wurden die Einsatzkräfte zu einer Auslösung einer Brandmeldeanlage im Landkreisgebäude gerufen. Der Brandmeister vom Dienst, Sven Dost, rückte mit einem Kommandowagen an und stellte den Wagen am Einsatzort ab. Da in dem Einsatzfahrzeug Funktechnik verbaut ist und die Einsatzstelle abgesichert werden musste, blieb der Motor eingeschaltet und das Blaulicht blinkte.

Später stellten die Feuerwehrleute fest, dass der Motor ausgeschaltet, der Wagen verriegelt und der Schlüssel nicht mehr steckte. Das Blaulicht und die Funkgeräte waren aber weiterhin eingeschaltet – über kurz oder lang hätte die Batterie vermutlich da versagt.

Schlüssel lag auf dem Briefkasten 

Die Feuerwehrleute gingen zunächst von einem Verlieren des Schlüssels aus und zahlreiche Helfer suchten die Umgebung ab – ergebnislos. Der Schlüssel blieb vorerst verschwunden. Erst mit Hilfe eines eilig herbeigeschafften Reserve-Schlüssels konnte der BvD-Wagen wieder entriegelt und gestartet werden. Später, nach Rückkehr zur Feuerwache an der Friedrich-Ebert-Straße, fanden die Einsatzkräfte den Schlüssel auf dem Briefkasten der Wache liegend vor. Jemand muss  also ganz  bewusst den Schlüssel abgezogen und somit den Motor ausgeschaltet und den Wagen verriegelt haben, sind sich Stadtbrandmeister Olaf Glaeske und Ortsbrandmeister Sven Dost sicher. Vielleicht aus Klimaschutzgründen, vermuten Glaeske und Dost. „Wir lassen an der Einsatzstelle üblicherweise immer den Motor laufen. Ganz einfach aus dem Grund, dass Blaulicht, Funkgeräte und die Ladegeräte sehr viel Strom verbrauchen. Und wenn  so ein Einsatz länger als eine Stunde dauert, kommt es schnell mal vor – besonders jetzt im Winter – dass  so ein Auto nicht mehr anspringt. Es ist also überhaupt nicht gut, wenn ein Auto dann mit einer leeren Batterie da steht.

Zumal immer die Gefahr eines Folgeeinsatzes besteht, den man mit einer leeren Autobatterie dann nicht anfahren kann“, so Olaf Glaeske.  „Auch in Zeiten von Klimaschutz, wo sich viele sicher darüber aufregen, dass die Fahrzeuge Abgase ausstoßen, ist das in unserem Fall leider nicht anders möglich“, betont Olaf Glaeske und ist sich sicher, dass genau aus diesem Grund der Schlüssel abgezogen wurde.

Aktion grob fahrlässig

Den Schlüssel von einem Einsatzfahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr abzuziehen, ist weder klug noch besonders lustig. Und es eignet sich auch nicht als Erziehungsmaßnahme. „Solch erzieherische Maßnahmen kann jeder in seinem privaten Umfeld versuchen. Aber bei Einsätzen ist das schon grob fahrlässig, dass man billigend in Kauf nimmt, dass Menschen zu Schaden kommen“, sagt Tobias Stein, Pressesprecher der Feuerwehr Wolfenbüttel. Auf dem Fahrzeug befinden sich wichtige Geräte und Spezialausrüstungen, die Leben retten können. „Bei Einsätzen wie hilflose Person hinter verschlossener Tür, hätte der Einsatz mit diesem Fahrzeug nicht angefahren werden können. Das bringt zeitlichen Verzug in erheblichem Umfang. Und das kann im Zweifel Menschenleben kosten“, macht Tobias Stein deutlich.

Wer den Schlüssel abgezogen hat und warum, weiß man bis heute nicht. Ein Zettel oder ähnliches lag nicht bei dem Schlüssel, als man ihn auf dem Briefkasten fand. Zeugen haben sich auch nicht gemeldet. Dass der Schlüssel einfach nur gefunden und vom Finder bei der Feuerwehr abgegeben wurde, halten die Feuerwehrleute für ausgeschlossen. „Am Schlüssel selber kann man überhaupt nicht erkennen, dass er zu einem Einsatzfahrzeug der Feuerwehr gehört. Und selbst wenn ihn jemand wirklich einfach nur gefunden hat, hätte er ihn doch in der Wache abgegeben und nicht einfach nur auf den Briefkasten gelegt“, sagt Sven Dost.

Die Feuerwehr Wolfenbüttel hat nun Anzeige gegen Unbekannt erstattet. „Die Konsequenz aus dieser Sache ist, dass wir zwei Kommandowagen nun mit einer speziellen Weiterlaufsteuerung ausstatten werden. Das bedeutet, dass wir die Motoren weiterlaufen lassen können, ohne das der Zündschlüssel steckt. Das ist eine Nachrüstung, die kostet einen Haufen Geld. Das aber ist nur die kleine Konsequenz. Nicht auszudenken wäre, wenn es wirklich zu einem Folgeeinsatz mit einer hilflosen Person gekommen wäre. Denn der erste Türöffnungssatz befindet sich genau in diesem Wagen“, so der Stadtbrandmeister. „Uns ärgert sowas sehr, weil es uns massiv an unserem Auftrag hindert. Mit Beweggründen, die überhaupt nicht nachvollziehbar sind. Wir wollen deutlich machen, dass das schon seinen Sinn hat, wenn wir die Motoren an den Fahrzeugen laufen lassen. Uns ist klar, dass die Umwelt gefährdet ist und der Klimawandel da ist. Aber wir können es nicht anders machen, weil wir sonst einfach unseren Job nicht machen können“, macht Olaf Glaeske deutlich und appelliert an die Bürger, solche oder ähnliche Beobachtungen sofort zu melden.