Während sich Wespen, Hummeln, Bienen, Schmetterlinge und Co. im neuen Biotop ihres Lebens freuten, war Hermann Wolf sichtlich betrübt über den Verlauf beim TSV. Er war von 1983 bis 2003 Vorsitzender. „Wir haben hier viele schöne Fußballspiele gesehen“, sagte er. Er hatte Fotos aus jener Zeit dabei, als der Sportverein noch in der Tabelle mitmischte, Fans ihr Team beim Heimspiel und auswärts anfeuerten.

Beim Besuch in dieser Woche fehlte allerdings jede Euphorie. Rund ums Sportheim wuchs knöchelhoch Gras. Das Gelände verwildert, weil niemand die Pflege übernimmt. Bei einer Versammlung im März vorigen Jahres suchte der Verein noch vergebens Bewerber für den Vorstand. „Auf einer außerordentlichen Versammlung im November wurde dann einstimmig für die Auflösung gestimmt“, erklärte Kevin Kirsch, der seit 2014 zuletzt amtierende Vorsitzende. Und doch habe der Verein alles gegeben, damit das eben nicht sein muss. „2013 versuchten wir einen Neustart mit Dettum“, führte er aus. Denn zu der Zeit sei die Lage schon brenzlig gewesen. Trainer kamen und gingen, nahmen Spieler mit. So auch 2019. „Wir konnten die Saison nicht einmal beenden, weil wir zu wenige Spieler waren.“ Schließlich reichte Kirsch jetzt im Juni die Unterlagen beim Notar ein. Durch eine Sperrzeit von einem Jahr tritt die Auflösung erst nächstes Jahr in Kraft. Zuletzt zählte der Verein 70 Mitglieder. Lediglich eine Fußballsparte gab es. 1947 wurde der TSV geründet.

Dass die Situation für die Volzumer bedauerlich ist, meinte auch Gemeindedirektor Marco Kelb. Er begleitete damals noch den Vorgang als Bürgermeister. Denn der Gemeinderat musste schließlich auch über den Verbleib des Sportplatzes beraten. „Der Verein war im September an die Gemeinde herangetreten, weil auch keine Platzpflege mangels personeller Ressourcen und aufgrund knapper finanzieller Mittel möglich ist“, fügte Kelb an. Für die Nachnutzung gab es viele Ideen. Gespräche mit Landwirten, dem Bogenschützenverein und dem Verein „Wir fördern Volzum“ liefen. Letzterer war für eine insektenfreundliche Blumenwiese. Und die hat es in sich. Überall summte und brummte es. Ein wahres Farbparadies und großer Pluspunkt für die heimische Tierwelt – Chapeau!

Landwirt Carsten Giffhorn sagte, dass etwa 4.500 Quadratmeter – knapp die Hälfte der Spielfläche – angelegt wurde. „In Volzum wird nicht lange geschnackt. Wenn wir etwas vorhaben, ziehen wir das auch durch“, meinte er. Der Rasen wuchs dicht. Ein Trecker musste her, ehe der Boden vorbereitet war. Kleesorten, Ringel-blumen, Moon, Senf, Dill, Disteln und Bienenweide (Phacelia). „Wir haben 25 verschiedene Arten im Mai gedrillt“, sagte er. Nützlichkeit und Augenschmaus. Mehrere Blühphasen haben sie. Sein Bruder Jörn Giffhorn ist Imker und sagte: „Wir sprechen dadurch viele verschiedene Insekten an. Sie können sich hier gesund ernähren und genügend fressen, um über den Winter zu kommen.“ Bei den Blühstreifen am Acker gebe es viele Reglementierungen. Hier konnten die Macher frei agieren. Da viele Pflanzen auch Samen abwerfen, könnte im Frühjahr die Wiese wieder selber blühen, ohne dass nachgeholfen werden muss. Auch Sandra Heerwagen und Peter Wolff von „Wir fördern Volzum“ meinten, dass nun ein Stück Nah–erholung entstanden sei. Beide freuten sich.

Der andere Teil des alten Spielfeldes ging als Bolzplatz über. Wühlmäuse wurden aktiv und graben viele Löcher. Das störte aber Paula Himstedt, Rosa Giffhorn und Lilly Berndt nicht. Die Mädels kickten auf‘s Tor, genossen ihre Ferien, als wir sprachen. Alle Drei kämen öfters her. Bedarf ist also da.

Marco Kelb und Bürgermeister Ingo Geisler meinten indes, dass für alle Beteiligten eine gute Lösung gefunden sei. „Volzum profitiert“, so Kelb, der einst selbst im Lokalderby auf dem Platz auflief. Die Flutlichtanlage werde laut Geisler auch abgebaut. „Eine Hälfte geht nach Dettum, die andere nach Sickte.“ Was aus dem Vereinsheim wird, ist noch unklar. Drei Varianten stehen zur Diskussion. Eine Anbindung ans Dorfhaus mit verschiedenen Saalgrößen. Kelb: „Die Verwaltung ermittelt gerade Kosten.“ Auch der Einzug des Bauhofs sei denkbar, weil dessen Unterkunft schwere Mängel habe. Durch Maßnahmen wurden diese jedoch entschärft. Für Geisler gab es aber nur einen Weg: „Wir beziehen auf jeden Fall die Einwohner in die Entscheidung mit ein.“