Die Konfirmanden, die eigentlich im April eingesegnet werden sollten, hatten etwas Glück. Sie wurden jetzt Anfang Juli konfirmiert und zu der Zeit war von Gerüsten noch nichts zu sehen. Mit einem Kran fuhren die Dachdecker und Zimmermänner Holzbretter nach oben. Sie selbst stiegen im Bauaufzug ein, um nicht die einzelnen Leitern des Gerüstes nehmen zu müssen. In einen Container führte eine Schuttrutsche. Einige alte Dachziegel wurden schon abgetragen. Beim Besuch am Freitag erklärte Joachim Tappe von der Bauabteilung der Landeskirche, warum der Kirchturm St. Petri saniert werden muss. Das Gotteshaus besitzt einen rechteckigen Kirchturm mit Satteldach. „Es besteht die Gefahr, dass sich der Turm zur Seite neigt“, schilderte Tappe. „Wir müssen Mauerwerksschäden beseitigen.“ Der Elmkalkstein weise eine unterschiedliche Qualität auf. „Besonders im Bereich der Glockenstube wurden gelbliche, ockerfarbene Kalksteine verwendet, die seit längerem beginnen, abzubröseln“, erklärte der Architekt.

Die Steine sanden aus, wodurch es zur statischen Instabilität komme. Auch aufgrund der Vibrationen, wenn die Glocken erklingen, verstärke sich das Abbröseln, sagte Pfarrer Andreas Riekeberg, der seit September als Vertreter einspringen muss. Der Pfarrverband Maria von Magdala wurde zum Januar 2020 gegründet und umfasst die fünf Kirchengemeinden Ahlum-Atzum-Wendessen, Sickte, Hötzum, Salzdahlum-Apelnstedt-Volzum und St.Thomas Wolfenbüttel. „Damit das Gerüst aufgestellt werden konnte, mussten Büsche und Rosen ausgebuddelt werden“, berichtete Riekeberg. Der Turm stamme vermutlich aus der Zeit der mittelalterlichen Gotik und sei nach Schätzung etwa 900 Jahre alt. Es sei gut möglich, dass er mal ein Wehrturm war. An ihn schließt das Kirchenschiff an. Das Gotteshaus sei wahrscheinlich erweitert worden, denn das Schiff endet mit einem Chorabschluss. Tappe sprach von neogotischen Zügen. Optisch gab‘s auch einen Unterschied am Kalksteinen. Zudem erkannte man eine Längsfuge. Beim Kirchenschiff gebe es laut Tappe keine akuten Schäden, daher seien auch keine Maßnahmen dort geplant.

„Ursprünglich sollten die Arbeiten schon 2018 stattfinden, wurden aber aus verschiedenen Gründen verschoben. Als Anfang des Jahres andere Arbeiten am Dach stattfanden, stellten wir fest, dass das Dach schadhaft ist. Wir stockten daher die reine Fassadensanierung um weitere Maßnahmen auf“, erzählte Tappe, der die Bauleitung für alle Kirchen in den Propsteien Wolfenbüttel und Braunschweig sowie in Teilen Bad Harzburgs innehat. Der Diplomingenieur schrieb die Leistungen aus. Den Zuschlag bekam ein Gerüstbauer aus Braunschweig, der Dachdecker kommt aus Schöppenstedt, der Steinmetz aus Kissenbrück. Etwa 20 Meter ragt der Turm in den Himmel. Einen schönen Blick über Sickte hatte man. Kalksteine aus einem Bruch bei Hildesheim werden jetzt in die Fassade eingearbeitet. Das gehe aus statischen Gründen aber nur abschnittsweise.

Als wir oben waren, baute die Fachfirma zunächst einen begehbaren Boden ein. Ohne den hätten die Dacharbeiten nicht stattfinden können. Später werden eine neue Lattung und Dachpappe installiert, ehe die neuen Ziegeln gelegt werden. Ende Juli rücken die Steinmetze an, die alleine zwei Monate beschäftigt sein werden. Mitte Oktober soll alles fertig sein. Wenn es länger dauert, könne das auch zu Problemen beim Abtrocknen des Mörtels führen. „Wir haben im Oktober schon mal Nachtfrost“, so Riekeberg, der auch während der Bauzeit zur Messe einlädt. Der Eingang erfolge übers Pfarrhaus.

Die Kosten belaufen sich für die drei Gewerke auf rund 120.000 Euro. „Knapp die Hälfte stemmt die Kirchengemeinde“, sagte Riekeberg. Durch Spenden, Rücklagen, Kirchensteuer und die freiwilligen Kirchengelder sei das möglich geworden. Die beiden Kirchenvorstandsmitglieder Ingrid Hilpert und Jane Welsch erklärten, dass sie sehr froh sind, dass die Kirchengemeinde finanziell so gut dastehe, um solch ein Vorhaben stemmen zu können. Ihr Dank galt allen, die dazu beitrugen.