Am ersten Tag des neuen Jahres blieben die Lichter im Landgasthof Krökel wie auch an anderen Tagen am Ende des Jahres dunkel. Eigentlich sollten auf dem Saal ab 14 Uhr traditionell die Puppen tanzen. Doch die jubelnden Junggesellen blieben fern. „Wir mussten die Neujahrsversammlung leider absagen“, sagte Niklas Schwesig, Präsident der Jungen Gesellschaft Destedt (JGD). Gut drei Stunden verhandelt der Vorstand mit dem „Pöbel“ ansonsten mit ordentlich Klamauk, Alkohol und Freude, ob die Fastnacht gefeiert wird oder eben nicht.

Der Ausgang dieses Spieles ist im Grunde allen klar. Doch 2021 müssen die Destedter Narren nun real auf die größte Party der Ortschaft verzichten. Andere Gruppen und Vereine ereilt dasselbe Schicksal. Noch vor zwei Jahren begingen die Junggesellen ihre 100-jährige urkundliche Erwähnung. „Es war eine geile Party“, blickte Schwesig zurück, der jetzt das zweite Jahr die Gruppe leitet. Das Vorstands-Ziel war, die Neujahrsversammlung irgendwie zu ermöglichen, denn nur mit einem Beschluss kann gemäß überbrachter Satzung gefeiert werden. An diesem Ablauf hat sich in den 100 Jahren nichts geändert. Vorgänger hätten viel für die Überlieferung getan. Zum Vorstand zählen neben Schwesig: Hendrik Langner (1. Zeugwart), André Kristkeitz (2. Zeugwart), Kevin Klante (Kassierer), Florian Zink (Schriftwart) sowie Tobias Boy (Besenträger).

„29 durstige Männer im Alter zwischen 18 und 33 Jahren gehören der JGD an. Die Aufnahme von drei neuen Jungfüchsen müssen wir ebenfalls vertagen“, führte er auf. Und auch die Altgesellen, die sich immer noch gern am Neujahrstag auf den Weg zu ihrem „Kreuer“ machen, um die frohe Botschaft zu erfahren, blieben fern. Corona vermasselt eben wirklich alles und lässt keine Zusammenkünfte zu.

Aber selbst wenn sich ein paar Leute hätten treffen dürfen, wäre das, so Schwesig weiter, nicht im Sinne der Jungen Gesellschaft gewesen. „Wir wollen niemanden aussortieren, sondern möchten mit allen Destedtern natürlich feiern.“ Zuerst hätten die Wagenbauer überlegt anzufangen. Viele hätten zumindest Ideen entwickelt, Motive überlegt, vielleicht auch das erste Material gekauft. „Gebaut hat aber keine Gruppe“, ergänzte der Präsident. Acht Baugruppen plus die Fußgruppe Hupfdohlen gibt es. Preise werden regelmäßig – es wäre aber auch keine Übertreibung, wenn man jährlich sagt – beim Braunschweiger Schoduvel abgeräumt. „Den Preis aus 2020 müssen wir auch noch einlösen“, sagte Schwesig. Hier kann sich der Vorstand gut vorstellen, eine Sommerparty zu organisieren – quasi als Fastnacht-Ersatz, vielleicht im August auf dem Sportplatz, wenn sich die Lage entspannt.

Zuletzt wurde 1991 die Fastnacht abgesagt, jedoch habe selbst die Neujahrsversammlung damals stattgefunden. „Am 27. Januar 1991 kamen die Mitglieder zu einer außerordentlichen Versammlung zusammen. Die Feier sei am traditionellen zweiten Februar-Wochenende aufgrund des Golfkrieges im Irak abgesagt worden. Die Wagenbauer waren kurz vor der Fertigstellung ihrer Motive“, sagte Schwesig, der dies im Protokoll nachschaute. Nun gibt es keine Party auf der „Kreuer-Treppe“.

Danken möchte die Junge Gesellschaft allen Unterstützern, sei es beim virtuellen Pfingstbaumverkauf für die vielen Spenden oder auch jetzt. Das Kaninchenessen mit den Wagenbauchefs, die unzähligen persönlichen Gespräche und Abende beim Kartenverkauf seien nicht möglich. Und auch die Arbeit der Büttenredner, die das ganze Jahr über ihre Notizen machen, erwähnte Schwesig. „Wir erhalten einen so großen Zuspruch. Die JGD liegt vielen sehr am Herzen“, sagte er. Traurig aber zugleich stolz sind die feinen Herren zudem auf die neue Tanzgarde vom TSV. Seit gut einem halben Jahr habe sie für ihrem allerersten Auftritt beim Maskenball geübt. Schwesig war sich sicher: „Wenn die Destedter 2022 feiern dürfen, wird die Euphorie riesengroß sein und die Fastnacht noch größer.“