Wohl jeder weiß, was ein Hospiz ist. Allgemein bekannt ist jedoch nicht, dass in den meisten Fällen dahinter bürgerschaftliches Engagement steht. Der Gedanke: Wir wollen die offensichtliche Lücke in der Lebenssituation sterbenskranker Menschen schließen.
Auch ohne eigenes Hospizhaus trägt der Hospizverein Wolfenbüttel seit 2006 dazu bei, dass unheilbar erkrankte Menschen ehrenamtlich Zuhause versorgt werden können. Damit haben sie die Aussicht, möglichst lange im vertrauten Lebensumfeld begleitet zu werden. Oft kann sogar der dringende Wunsch erfüllt werden, dass Menschen bis zuletzt zu Hause bleiben können.
Allerdings – auch wenn alle Beteiligten das gerne möchten – es gelingt nicht immer. Manchmal wird am Lebensende die Belastung durch Schmerzen oder Luftnot so groß, dass die Menschen rund um die Uhr versorgt werden müssen. Aber: für die rund 120.000 Einwohner von Stadt und Landkreis Wolfenbüttel gibt es bislang kein stationäres Hospiz.
„Regelmäßig gehen bei uns Anfragen nach einem Hospizplatz ein“, berichtet Carmen Strömsdörfer aus der Verwaltung des bisher ausschließlich ambulant arbeitenden Hospizvereins. „Wir müssen dann auf die Häuser in Salzgitter und Braunschweig verweisen. Aber die Plätze sind rar. Vor allem wenn kurzfristig eine Lösung gesucht wird, gibt es immer wieder Schwierigkeiten.“
Ein stationäres Hospiz in Wolfenbüttel war lange Zeit Wunschdenken. Bis überraschenderweise eine Wolfenbütteler Familie dem Vorstand einen finanziellen Grundstock anbot. Dann brachte die Stadt Wolfenbüttel auch noch die Nutzung des ehemaligen Gutshauses in Wendessen ins Gespräch. „Das war eine Situation, der wir uns nicht verschließen konnten und wollten“, berichtet Vorständin Rosemarie Heuer. „Aber wie sollten wir die finanzielle Lücke von mehr als einer Million Euro schließen?!“
Bei der Suche hoffte der Vorstand vor allem auf Unterstützung aus der Region. Mit Recht – und auch mit Erfolg: Die Stiftung Zukunftsfonds Asse beteiligt sich nach eingehender Prüfung an den Kosten für einen notwendigen Ergänzungsanbau und die Innenausstattung mit rund 740.000 Euro. Den Stiftungsrat überzeugte vor allem auch, wie umfassend sich der Vorstand mit den zu erwartenden Betriebskosten und den verschiedenen Belegungsszenarien beschäftigt hat.
Es ist nachvollziehbar: Wer so viel Geld zur Verfügung stellt, will sich von den nachhaltigen Möglichkeiten des Projektes umfassend selbst überzeugen. Wie kompetent die Sanierung und der Umbau des alten Gutshauses angelegt sind, stellte bei einem Ortstermin Architekt Bernd Grigull vor. Die Leitungsgremien der Stiftung Zukunftsfonds Asse (Stiftungsvorstand, Stiftungsrat und Stiftungsverwaltung) folgten aufmerksam seinen Ausführungen zu dem zukunftsweisenden Energiekonzept und der Nutzung des Anbaus, der für einen bettengerechten Aufzug und ein zweites Treppenhaus erforderlich ist. Sein Verweis auf den Zustand des Daches brachte allerdings auch die Ausgangslage des Objektes auf den Punkt: „Der Leerstand des Hauses seit 2017 ohne Heizung hat seine Spuren hinterlassen…“ Davon konnten sich die Besucherinnen und Besucher bei der Besichtigung der vier Etagen ein Bild machen.
Dem Architekten gelang es dennoch, die zukünftige Nutzung als Hospiz lebendig werden zu lassen. Die Fachleute vom Baudezernat des Landkreises, Sven Volkers und Bodo Staab, hatten dabei neben den anschaulichen Vergleichen „vorher – nachher“ auch die eine oder andere bautechnische Besonderheit im Blick und traten mit dem Architekten in einen regen Austausch. Nicht zuletzt war auch der Verweis auf die derzeit rasant steigenden Preise im Bausektor ein naheliegendes Thema.
Vorständin Rosemarie Heuer dankte der Delegation der Stiftung für das große Interesse und die Förderzusage. „Es ist längst noch nicht alles geklärt. Mit Ihrer Förderung ist aber ein großer Teil der Finanzierungslücke geschlossen worden. Der Vorstand kann sich jetzt einer weiteren wichtigen Aufgabe zuwenden: der Suche nach einer geeigneten Persönlichkeit für die Hospizleitung.“