Ein Kulturzug der ganz anderen Art bewegte sich kürzlich durch die Löwenstadt. Veranstalter und Kulturschaffende  hatten sich – organisiert von Dirk Wöhler, Gründer und Geschäftsführer von WMS-Event – zu diesem Demonstrationsmarsch in schwarzer Trauerkleidung und mit Sarg vorweg verabredet. Wöhler dazu: „Wir dürfen zwar keine Veranstaltungen machen, aber demonstrieren dürfen wir.“

Vielen aus der Veranstaltungsbranche geht mittlerweile die Luft aus. Sie stehen mit dem Rücken zur Wand. 1.500 Teilnehmer waren dabei und machten ihrem Herzen Luft. 

Unter ihnen waren Dr. Bernd Althusmann (Stellvertreter des Niedersächsischen Ministerpräsidenten, Niedersächsischer Minister für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung), Ulrich Markurth (Oberbürgermeister Stadt Braunschweig), Klaus Mohrs (Oberbürgermeister Stadt Wolfsburg), Matthias Nerlich (Bürgermeister Stadt Gifhorn), Dr. Anja Hesse (Kulturdezernentin Stadt Braunschweig), Dennis Weilmann (Kulturdezernent Stadt Wolfsburg), Falko Mohrs (MdB), Carsten Müller (MdB), Dr. Diether Dehm (MdB), Annette Schütze (MdL), Dr. Christos Pantazis (MdL), Oliver Schatta (MdL), Kevin Kratzsch (Deutscher Schaustellerbund), Bernd Weymann (DEHOGA), Olaf Jaeschke (AAI), uvm. 

Bernd Althusmann sprach den Kulturschaffenden, die die Corona-Krise besonders hart getroffen hat, Mut zu. Schön und gut, aber: „Den Worten müssen Taten folgen!“, so Wöhler. Vor rund einem Jahr ging es mit der Misere los. Damals waren die Kalender der Kulturschaffenden noch voll mit geplanten Veranstaltungen. Diese wurden dann jedoch infolge der Pandemie nach und nach abgesagt.  Jetzt sind die Kalender vollkommen weiß – „gähnende Leere“ seit elf Monaten! Wöhler: „Mir hat man bei Vollgas den Stecker gezogen.“

Seine Umsatzeinbußen 2020 liegen nahe an der 90-Prozent-Marke. Was an Corona-Soforthilfen geflossen ist, musste er als Betriebseinnahmen versteuern – und den Steuerberater bezahlen. Was er sich in 26 Jahren aufgebaut habe, zerrinne ihm zwischen den Fingern. Wöhler weiter: „Wir sind keine Spaßbranche, wir ernähren damit unsere Familien.“ Seine Mitarbeiter befinden sich in Kurzarbeit. Gewinn wolle er mit den staatlichen Zuwendungen nicht machen, aber sie sollten wenigstens zum Leben ausreichen. Vielen bleibe, wenn überhaupt, nur die Grundsicherung. Ob er noch zwölf Monate durchhalten kann, weiß er nicht. 

An die Politik richtet sich der dringende Appell der Veranstaltungsbranche, Perspektiven aufzuzeigen, damit man wenigstens ungefähr weiß, worauf man sich einstellen muss.  Weiterhelfen könnten die vieldiskutierten Schnelltests. In der Bundesliga gehe das doch auch. Schnelltests ermöglichten Nähe, die gelungene Veranstaltungen erst möglich mache.  Trotz allem: Dirk Wöhler kann und will nicht aufhören! Dafür liebt er seinen Beruf viel zu sehr. 

Über die großartige Solidarität beim Kulturzug in Braunschweig hat er sich sehr gefreut. Ihren Ausdruck habe sie in vielen Fotoplakaten gefunden, die die Zugteilnehmer dabei hatten. Nun überlegt er, daraus eine Ausstellung zu machen.