„Dieses Ehrenamt hat mich enorm bereichert. In einem so tollen Team war es einfach und hat Spaß gemacht, für unsere Gäste zu kochen und da zu sein.“ Mit diesen Worten der Dankbarkeit hat sich Marianne Effe am vergangenen Freitag offiziell verabschiedet von ihrem Dienst für all die Menschen, denen das Schicksal übel mitgespielt hat, die durch das soziale Raster gefallen sind und seitdem auf ihre Kochkünste angewiesen sind. Ein Vierteljahrhundert hat sie die ökumenische Suppenküche im Roncalli-Haus geleitet. Nun wurde ihr unermüdliches Engagement im Rahmen eines Festgottesdienstes in der St.-Trinitatiskirche in Wolfenbüttel gewürdigt. Gleichzeitig wurde auch das 25-jährige Bestehen der Suppenküche begangen und Effes Nachfolgerin Anja Kröger feierlich in ihr Amt eingeführt.

Dem Anlass entsprechend hatten Pfarrer Matthias Eggers und  Propst Dieter Schultz-Seitz, die das geistliche Fundament zum Festakt lieferten, ein Wort aus dem Matthäus-Evangelium gewählt. Darin spricht Jesus Christus: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder oder für eine meiner geringsten Schwestern getan habt, das habt ihr für mich getan!“ Bezugnehmend auf den Bibelvers ermunterte Propst Schultz-Seitz in seiner Begrüßungsrede die Anwesenden, sich immer wieder kritisch zu hinterfragen, wo wir uns in Milieus und Komfortzonen von Menschen abgrenzen, die unserer Hilfe benötigen. Pfarrer Eggers wiederum schilderte eigene Besuche in der Suppenküche, die ihn zum Umdenken angeregt hätten. Zunächst begegnete er den Besuchern der Einrichtung in seiner Rolle als Seelsorger. Erst später habe er begriffen, dass er es mit wirklichen Kämpfern und Helden zu tun hatte, die ihren Alltag auch unter äußerst widrigen Umständen meisterten. Der scheidenden Leiterin der Suppenküche dankte er für ihr Engagement und nannte sie eine Anwältin der Armen und Bedürftigen.

Zum offiziellen Festakt waren neben Stadtrat Dennis Berger und Bürgermeister Ivica Lucanic auch der Vizepräsident des Niedersächsischen Landtags, Frank Oesterhelweg, erschienen. Letzterer kennt die Wolfenbütteler Suppenküche von zahlreichen gemeinsamen Frühstücken mit Marianne Effe und ihrem Team. Was ihm dabei immer wieder auffiel, war die familiäre Atmosphäre, die das Haus zu einem Ort für ungezwungene Begegnungen machte. Auch bemerkte er, mit wieviel Herzblut sich das Team an die Zubereitung und Ausgabe der Speisen machte. Er wolle die Suppenküche auch weiter unterstützen und stellte sogar seine Mithilfe in Aussicht.  Ivica Lukanic sprach von Nächstenliebe und Mitmenschlichkeit als gelebte Realität in der Suppenküche. „Wir können das gar nicht ausreichend würdigen, wie sehr sich Menschen wie Sie für Hilfsbedürftige einsetzen“, sagte der neue Bürgermeister Wolfenbüttels und wünschte allen ehrenamtlichen Helfern Glück und Zufriedenheit. Des Weiteren sagte er weitere städtische Unterstützung der Einrichtung zu. Als letzter Festredner berichtete Stadtrat Dennis Berger von seinen Erfahrungen in der Suppenküche, die ihn „geerdet“ hätten. Er lobte die Suppenküche dafür, dass sie den Menschen so annehme wie er sei, sie die Würde jedes Einzelnen achte, was sich auch in den hohen Qualitätsstandards der zubereiteten Speisen äußere. „Bleiben Sie so engagiert für die Menschen. Ihr Einsatz wird gebraucht“, gab er den Mitarbeitern und der neuen Leiterin Anja Kröger mit auf den Weg. 

Marianne Effe geht jetzt erst einmal eigene Wege. „Manchmal wache ich morgens auf und bin noch in einem ganz anderen Zeitfenster, bis mir auffällt, dass ich ja gar nicht los muss zur Suppenküche“, berichtet sie am Rande des Festakts. In Zukunft wird sie sich mehr um ihren Mann kümmern, den sie oft zurücklassen musste, wenn sie im Roncalli-Haus gebraucht wurde. Dann wird sie noch gefragt, ob es ihr schwer falle, loszulassen. Die Antwort lässt nicht lange auf sich warten: „Oh ja!“