Einwegprodukte sind bequem, aber sie bilden ein riesiges Umweltproblem: Unter hohem Ressourceneinsatz werden Einwegprodukte produziert, um, der Name sagt es: einmal genutzt zu werden. Häufig können die Materialen danach nicht recycelt werden, da sie zu stark verschmutzt sind oder aus mehreren Materialien bestehen, die sich nicht mehr trennen ließen. So landen in Deutschland jährlich alleine 2,8 Milliarden Einwegbecher im Restmüll und werden verbrannt. Und in Corona-Zeiten, in der das Liefern oder Abholen von Speisen im Mittelpunkt steht, wird der Müllberg noch größer. Zeit, gegenzusteuern.
Genau das versuchte die Stadt Wolfenbüttel bereits schon vor Corona und unterstützte beim Aufbau eines Recup-Netzwerkes, um die Verwendung von Einwegkaffeebechern zu reduzieren. Dies ist mittlerweile ordentlich gewachsen. 20 Akzeptanzstellen gibt es in Wolfenbüttel für die Getränke-to-go-Mehrwegbecher. Jüngstes Mitglied ist die Bäckerei Reuss. In den Filialen gibt es den Kaffee nun auch im Mehrwegbecher (1 Euro Pfand). Für Joana Macenauer von der Bäckerei Reuss ist das der genau richtige Weg, der damit eingeschlagen wurde.
Die Recup-Gründer waren ebenfalls fleißig und haben ihr System weiterentwickelt und um Rebowl ergänzt. Mit der Schüssel samt Deckel (100 Prozent BPA-frei) können 200 Einwegverpackungen ersetzt werden. Die ersten Geschäfte, die Rebowl nutzen, sind der Röber Gourmetmarkt, Eiszeit 1986 sowie das Zum Glück. Susanne Röder vom Röber Gourmetmarkt beschäftigt das Thema Plastik schon lange. „Wir müssen das unbedingt einsparen“, betont sie. 50 bis 60 Mittagessen „to go“ verlassen täglich ihr Geschäft. Da liegt es nah, nachhaltig zu denken. „Und das ist auch ein Weg, hinter dem die Jugend steht. „Ich will weg von diesen Müllbergen“, bekräftigt auch Peter Schittko. Im Zum Glück gibt es täglich abwechslungsreiche Gerichte im Rebowl.
Um Recup oder Rebowl zu nutzen, ist weder App noch Registrierung notwendig. Das macht das System allen Alters- und Gesellschaftsschichten zugänglich. Die Partner-Unternehmen aus Gastronomie und Handel leisten einen öffentlich sichtbaren Beitrag zum Umweltschutz und agieren als Vorbild. Für die Kundschaft des Partners bietet das System eine einfache, nachhaltige Verpackungslösung. Lediglich mit einem Pfandeinsatz von 5 Euro kann sich der Kunde eine Rebowl-Mehrwegschale bei einem Rebowl-Partnerbetrieb ausleihen und sie nach Genuss des Essens bei einem der teilnehmenden Betriebe ungereinigt zurückgeben. Dort wird die Bowl gespült und erneut in Umlauf gebracht.
Für Wolfenbüttels Klimaschutzmanagerin Klara Krüger ist dieses System ein Schritt in die richtige Richtung. Schon nach zwei bis drei Wiederverwendungen wirke sich der Einsatz positiv auf die Klimabilanz aus. 50 Kilogramm CO2 werden pro Rebowl-Leben eingespart.
Unterstützung, das Mehrwegpfandsystem vor Ort einzuführen, kann auch noch von einer weiteren Stelle kommen. Dort laufen derzeit noch die Planungen. „Die möglichst breite Einführung eines Mehrwegpfandsystems in der Region Wolfenbüttel liegt unserer Stiftung aus Gründen des Umweltschutzes und der Nachhaltigkeit ungemein am Herzen. So befindet sich die uns nahestehende Mast-Jägermeister SE derzeit bereits in der Umstellung auf Mehrweg-Geschirr für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die das hauseigene Casino im Home Office versorgt, und wir werden daher auch der Stadt Wolfenbüttel und unseren Gastronominnen und Gastronomen bei der Umsetzung sehr gern unterstützend zur Seite stehen und tatkräftig unter die Arme greifen!“, sagt Manja Puschnerus von der Curt Mast Jägermeister Stiftung.