Besonders in der Corona-Zeit war und ist die Gefahr groß, dass Menschen sich zurückziehen und in die Isolation geraten – so lautet eine Erfahrung der Kontaktstelle Oderwald sozial. Doch Kerstin Anhuth und ihr Team sorgen mit ihrem Angebot der Alltagsbegleitung dafür, dass dies nicht passieren muss. „Wir geben nicht nur Kontaktadressen und Telefonnummern weiter, sondern wir begleiten und unterstützen Menschen ganz konkret bei dem, was sie alleine nicht oder nicht mehr schaffen“, beschreibt Kerstin Anhuth einen wesentlichen Teil der täglichen Arbeit. Und so begleitet das Team von Oderwald Sozial Menschen durch das komplizierte System unseres Sozialstaats: Sie gehen mit aufs Amt, helfen beim Ausfüllen von Formularen, fahren aber auch gemeinsam zum Einkaufen und zum Arzt und vieles mehr. Mit dem persönlichen Kontakt baue sich auch langsam Vertrauen auf, der für das Finden der passenden Unterstützung genutzt werden kann.
„Die Alltagsbegleitung wird in begrenztem Umfang auch von der Pflegekasse oder anderen Institutionen bezahlt“, sagt Kerstin Anhuth – und nimmt damit vielen Menschen die Angst davor, diese Leistungen in Anspruch zu nehmen. „Wir erleben, dass der Bedarf eindeutig da ist, aber häufig im Verborgenen schlummert.
Für Marc Lohmann, Bürgermeister der Samtgemeinde Oderwald, ist nach vier Jahren Erfahrung klar: „Die Kontaktstelle muss eine dauerhafte Einrichtung werden, da sind wir uns alle einig. Und wir wünschen uns, dass unser einmaliges Angebot Schule macht und künftig im ganzen Landkreis und darüber hinaus ähnliche Einrichtungen entstehen!“ In der Samtgemeinde Oderwald ist es die Kooperation von Samtgemeinde und AWO Salzgitter-Wolfenbüttel, welche die Kontaktstelle möglich macht.
Nicola Pöckler von der AWO weiß, dass Quartiersarbeit meist als städtische Aufgabe verstanden wird. „Wir dagegen betrachten auch gezielt ländliche Räume und stellen fest: Gemeinsam mit der Kommune können wir wichtige Arbeit leisten, damit Menschen auch im Alter in ihren Dörfern wohnen bleiben können.“ Und da immer auch die Frage nach den Finanzen gestellt wird, ergänzt sie: „Wir vermeiden hohe Folgekosten, indem medizinische Behandlungen und Aufenthalte in Pflegeheimen teilweise vermieden werden können.“ Vor allem aber werde frühzeitiges Sterben abgewendet. Letztlich sei die Frage: „Was ist uns ein Mensch wert?“
Vor allem für viele Menschen, die noch mitten im Leben stehen, ist ein weiteres Angebot der Kontaktstelle, der Ordner „Gut leben am Oderwald“, gedacht: Eine Lose-Blatt-Sammlung, die laufend aktualisiert und ergänzt wird, um den „Kunden“ der Kontaktstelle Eigenständigkeit im täglichen Leben zu erleichtern. Der Ordner ist gefüllt mit Kontaktadressen, Terminen, aber auch vielen Informationen und Praxistipps rund um Gesundheit, Sicherheit und Vorsorge. „Am liebsten überreichen wir den Ordner bei einem persönlichen Besuch“, sagt Kerstin Anhuth. Denn dort erfahre man am einfachsten und konkretesten, wo der Schuh drückt.
Interessenten könnten den Ordner aber auch für fünf Euro direkt bei der Kontaktstelle im Rathaus der Samtgemeinde abholen. Wer den Ordner einmal erworben hat, erhält auch in Zukunft Ergänzungslieferungen: „So bleiben wir gerne in Kontakt!“, verspricht Kerstin Anhuth.