Inmitten eines kleinen Dörfchens ist der Sportverein vor 111 Jahren auf einer grünen Wiese entstanden. Dort, wo heute Tennisplätze sind, die Fußballer gegen das Leder treten und Schüler ihre Sportabzeichen machen, hat sich das Landschaftsbild vom Acker- und Grünland zu einem belebten Sportplatz verändert. Viele Kinder und Jugendliche haben im Männerturnverein ein zweites Zuhause, das sie für ihr Leben prägt. Man kann sich heute wohl kaum vorstellen, wie es in Schandelah damals aussah, als hier nur rund 300 Einwohnern lebten. Vereine sind der Charakter eines jeden Ortes – ohne sie wären auch Schandelah und Gardessen amorphe Schlafstätten. Als der MTV am 10. Dezember 1911 (gestern auf den Tag genau) gegründet wurde, war natürlich noch nicht mit solch einer starken Entwicklung zu rechnen. 32 Männern ist die Gründung zu verdanken. Sie hoben den „Männerturnverein Schandelah“ – so hieß er noch zu dieser Zeit – aus der Taufe. Heute sind natürlich auch Frauen dabei, die sich im Verein stark engagieren. Die 14 Abteilungsleiter und Abteilungsleiterinnen bieten ein breites Spektrum. Zuletzt kam eine Dart-Gruppe hinzu.
„Mehr als 800 Mitglieder repräsentieren vom Kleinbind bis ins Rentenalter die Dorfbevölkerung“, hob Vorsitzender Ingo Kuntze bei der gestrigen Feierstunde hervor. Etwa jeder dritte Einwohner aus Schandelah und Gardessen ist Mitglied im MTV. Für beide Dörfer ist das eine bemerkenswerte Zahl. „Damit leistet der Sportverein einen wichtigen Teil zum Gemeinschaftsleben“, fügte er hinzu und dankte allen, die sich für den Sportverein starkmachten. Nach zwei Jahren Corona kamen sie gestern wieder zum Feiern zusammen. Kuntze erinnerte sich, wie er während der Pandemie Kindern das Fußballspielen untersagen musste. „Das war für den Vereine eine schwere Zeit“, gab er zu. Der Verein habe die Zeit aber gut überstanden. Keine nennenswerte Zahl an Personen habe den Verein verlassen. Und auch die Sponsoren hielten zur Stange. Der Vorsitzende ergänzte, dass Gardessen erst nach einer Satzungsänderung im Jahr 1960 hinzukam. 1980 schlossen sich Tennisspieler um ihren Gründer Dieter Kersten dem Verein an. Erfreulich auch, so Kuntze weiter, dass es mit den neuen Wirtsleuten „Specht“ richtig Berg auf geht. Der Eindruck blieb auch beim gestrigen Besuch haften. Es war alles richtig gemütlich eingerichtet. Und auch die kalte Platte mundete.
Unter den 50 Gästen feierte der 82-Jährige Hans-Heinrich Brandt mit. Er trat am 1. April 1946 dem Verein bei und ist damit seit 76 Jahren Vereinsmitglied. Er zählt zu denjenigen, die am längsten die Vereinstreue ausgesprochen haben. Auch der bereits genannte Kersten schwelgte mit stolzen 88 Lebensjahren über die Vereinsgeschichte. Marian Fijalkowski, den man als Unparteiischen bei vielen Fußballspielen gesehen hat, zählte auch zur Gästeschar.
Schandelahs Ortsbürgermeister Daniel Bauschke erklärte, dass Sporttreiben für alle Menschen eine wichtige Sache sei. „Es ist der Ausgleich vom Alltag“, meinte er. Der MTV biete vielfältige Angebote, die von der Bevölkerung auch gut angenommen werden. Bauschke sicherte seine Unterstützung für die Zukunft zu und vertrat zugleich Detlef Kaatz. Er übergab jeweils 111 Euro für die Vereinskasse.
Gardessens Ortsbürgermeister Burkhard Wittberg sagte, dass der MTV in seinen Disziplinen äußerst leistungsstark sei. „Im Landkreis ist der Verein sehr angesehen“, freute er sich auch mit Blick auf die Repräsentation beider Dörfer im Landkreis. Kinder und Enkelkindern lernten Sport und hielten sich fit. „Der Blick in die Vergangenheit zeigt, dass es sich lohnt in der Zukunft zu engagieren“, schob der Ortsbürgermeister nach. Er selbst habe vor 50 Jahren in der Fußballjugend begonnen und schaut sich auch heute gerne die Herrenmannschaft an. Wittberg übergab einen halben Euro pro Vereinsjahr an den Kassenwart.
Horst Benker wollte zum Schluss auch noch ein paar Worte loswerden. „Wir haben mittlerweile 34 Sponsoren“, so der Sponsoringbeauftrage des Vorstandes und Preisträger des DFB-Ehrenamtspreises 2020. Einige waren bei der Feier dabei und neue haben sich für das kommende Jahr angemeldet, die den MTV gerne unterstützen wollen. Benker kümmert sich seit drei Jahren darum – seine Bilanz kann sich sehen lassen. Schließlich warb er auch bereits für Finanzmittel für eine Aufstiegsfeier. „Unsere Herrenmannschaft ist seit 13 Spielen ungeschlagen. 76 Tore geschossen, 14 erhalten. Die Chancen stehen sehr gut für den Wiederaufstieg in die Bezirksliga“, schloss er unter Applaus.