Das Jahr 2022 soll ein ganz entscheidendes für den Ausbau mit Glasfaserkabel im Landkreis Wolfenbüttel werden. „Der Anschluss sämtlicher Ortschaften ist erledigt“, erklärt Torsten Ruhe, Geschäftsführer der Netzgesellschaft Braunschweiger Land mbH und Betriebsleiter der Wirtschaftsbetriebe Landkreis Wolfenbüttel. In allen 100 Orten stehe nun ein Anschlusskasten. „Dafür haben wir rund 450 Kilometer Glasfaserkabel verlegt“, sagt Peter Scheer, Werksleiter des Breitbandbetriebes im Landkreis Wolfenbüttel.

In den nächsten Monaten geht es darum, die einzelnen Straßen und schließlich die Häuser an das schnelle Internet anzuschließen. Dafür sind allerdings zwei Schritte unabdingbar: Die Netzgesellschaft muss sich für einen Provider entscheiden, der danach zweitens die Vorvermarktung übernimmt. „Die Ausschreibung ist mittlerweile gelaufen, und die Angebote der Provider liegen vor“, berichtet Ruhe von der europaweiten Ausschreibung. Noch im ersten Quartal soll der Vertrag geschlossen werden. „Die Vorvermarktung beginnt unmittelbar danach, wobei wir in den Hauptorten aller der Samt- und Einheitsgemeinden inklusive Baddeckenstedt starten werden.“

Was sich so beiläufig anhört, ist einmalig in Niedersachsen und hat schon einigen Wellenschlag ausgelöst: Der „Wolfenbütteler Weg“ sorgt für den flächendeckenden Ausbau des gesamten Landkreises (inklusive der Exklave Baddeckenstedt) mit Glasfaser. Man merkt Ruhe und Scheer den Stolz an auf das, was der Landkreis und in jüngster Vergangenheit auch die eigens gegründete Netzgesellschaft in den vergangenen acht Jahren geleistet haben.

Schon die Gründung der GmbH war ungewöhnlich: Ein Gemeinschaftsprojekt des Landkreises und aller Kommunen mit der Volksbank eG, Wolfenbüttel. Der Landkreis und alle Gemeinden/Samtgemeinden (mit Ausnahme der Stadt Wolfenbüttel) sind Gesellschafter und werden durch die Landrätin beziehungsweise die hauptamtlichen Bürgermeister vertreten. „Im Gegensatz zum vordringlich rendite-getriebenen Privatausbau achtet diese Konstruktion darauf, dass wir unsere Einwohner wirklich flächendeckend versorgen“, erklärt Ruhe. Und Scheer ergänzt: „Mit diesem Weg haben wir uns gegen einen Flickenteppich im Landkreis entschieden.“

Doch die Innovation, um die man Wolfenbüttel mittlerweile in Niedersachsen und andernorts beneidet, geht noch weiter. Denn der künftige Provider wird mit 25 Prozent an der Gesellschaft beteiligt. „Dadurch entsteht eine langfristige Partnerschaft“, meint der Geschäftsführer. Der Provider sei auf diesem Wege ganz anders eingebunden als die Dienstleister. „Das Interesse an diesem ungewöhnlichen Modell war groß.“

Allerdings macht der Geschäftsführer klar, dass ein kostenloser Hausanschluss auch beim „Wolfenbütteler Weg“ an gewisse Vorgaben geknüpft ist: „Der Provider setzt in der Vorvermarktungsphase eine Frist, in der sich mindestens 40 Prozent der Haushalte für einen Anschluss entscheiden müssen.“ Werde dieses Ziel in einem Ort nicht erreicht, werde er zwar nicht gestrichen von der Ausbau-Liste, aber zunächst zurückgestellt. „Dann kann der Anschluss länger dauern – und ist zudem nicht kostenfrei.“

Dass sich nicht genug Interessenten finden werden, kann sich der Diplom-Ingenieur allerdings kaum vorstellen. „Die Vorteile in allen Lebensbereichen sind einfach überzeugend.“ Ob es um den Anschluss der Schulen geht, um Video-Konferenzen, um die Medizin und die Pflegedienste oder schlicht um die Szene der Video-Spieler: Die nächste Generation von Internetverbindungen tickt einfach schneller. Dabei komme der Hunger beim Essen, schildert Ruhe: „Wer einmal dieses neue Tempo erlebt hat, will es nicht mehr missen.“

Ein Vergleich zwischen Kupferkabel und Glasfaser zeigt den Unterschied: „Zwar hat auch das Kupferkabel Raten von 100 Mbit, aber jeder Meter Entfernung vom Anschlusspunkt dämpft die Leistung“, erklärt Ruhe. „Bei vielen Kunden dürften nur 10-30 Mbit ankommen.“ Bei der Glasfaser hingegen seien stabile Raten von 250, 500 oder gar 1000 Mbit
(1 Gigabit) kein Problem. „Das Ende der Fahnenstange ist noch nicht erreicht – die Grenzen werden da weniger durch die Leitung als vielmehr durch Leistung der aktuellen Endgeräte bestimmt.“ Ruhe rechnet mit einem Boom, sobald in Kürze der neue Fernseh-Standard 4K auf den Markt kommt.

Alles in allem sieht der Geschäftsführer die Angebote „Schnelles Internet“ und „Kostenloser Hausanschluss“ für sämtliche rund 36.000 Haushalte im Landkreis als Herausforderung – gerade in ländlichen Regionen wie Wolfenbüttel aber auch als Teil der Daseinsfürsorge. „Die Einwohner können sich darauf verlassen, dass wir sie innerhalb der nächsten fünf Jahre mit schnellem Internet versorgen. Einzig darauf ist der Fokus unserer Netzgesellschaft gerichtet.“

Mehr über die Netzgesellschaft ist über die homepage unter www.ng-bl.de zu erfahren, die in der kommenden Woche (3. KW) freigeschaltet wird.