Es gibt nicht viele Firmen, die eine solche Außenwirkung erzeugen wie der Landkreis Wolfenbüttel mit seinen Tochterunternehmen. Besonders die Wirtschaftsbetriebe (WLW) haben naturgemäß eine Reihe von Kontakten zur Bevölkerung – von der Straßenunterhaltung über die Abfallwirtschaft (ALW) bis hin zum Breitbandausbau.

„Heute wollen wir uns mal bei der Bevölkerung bedanken“, betont Torsten Ruhe, der Betriebsleiter des WLW. Er und seine Mitarbeiter seien hocherfreut, mit welcher Geduld und Disziplin die Menschen jene Kontrollen über sich ergehen lassen, die durch Corona unumgänglich geworden sind. „Zum Glück haben offenbar alle verstanden, dass wir uns dringend an diese Regeln halten müssen.“

Tatsächlich ist in den vergangenen Wochen oft die Rede von „kritischer Infrastruktur“ gewesen. „Wir gehören definitiv dazu“, unterstreicht Ruhe. Wenn die 65 Müllwerker oder die 25 Straßenwärter im großen Ausmaß coro-
nabedingt ausfallen würden, sei die öffentliche Ordnung gefährdet. „Die Leistungsfähigkeit des WLW zu erhalten, ist unbedingt im Sinne aller.“ Die internen Abläufe wurden längst entsprechend angepasst. Die Schichten beginnen zeitversetzt, damit nicht alle Mitarbeiter gleichzeitig in der Umkleide stehen. Außerdem gibt es an den drei Standorten einen Sicherheitsdienst, der sich um die Besucher kümmert in Linden (Annahmestelle), in Bornum (Deponie) und in Klein Elbe (Bodenlager). „Zwar gab es unter unseren 140 Mitarbeitern einzelne Fälle von Corona“, sagt Ruhe. „aber das Virus hat zum Glück nie auf die Gesamtbelegschaft durchgeschlagen.“

Bei dieser Gelegenheit rührt der Betriebsleiter die Werbetrommel für eine Ausbildung im WLW. „Immerhin sind wir ein Eigenbetrieb mit drei Sparten, können also vielfältige Tätigkeiten mit reizvollen Aufstiegschancen bieten.“ Ganz grob umreißt er dabei die Aufgaben der drei Abteilungen wie folgt: Der Tiefbaubetrieb ist zuständig für rund 335 Kilometer Kreisstraßen, gut 70 Kilometer eigene Radwege und 56 Brückenbauwerke sowie etwa 17.000 Bäume am Straßenrand. Der Breitbandbetrieb betreut das bestehende Glasfasernetz mit rund 450 Kilometer Länge. Der Abfallwirtschaftsbetrieb ist zuständig für die Abfallsammlung von Hausmüll, Grünabfällen und Papier sowie für Wertstoffe, und er betreibt drei Recyclinghöfe in Wolfenbüttel, Bornum und Klein Elbe. Zu ihm gehören drei noch in Betrieb befindliche Deponiestandorte in Bornum, Weferlingen und Klein Elbe.

Der Landkreis unternehme viel zur Mitarbeiter-Förderung, auch auf dem Gebiet der Zufriedenheit und Motivation der Belegschaft werde einiges unternommen. „Das hat für mich und meine Amtsleiter-Kollegen auch viel mit Wertschätzung zu tun“, erklärt Ruhe, dass die Behörde sich zu einem modernen Arbeitgeber entwickelt hat. So werde auch bei den Auszubildenden darauf geachtet, sie im WLW-Verbund sozusagen „über den Tellerrand blicken“ zu lassen. „Ich glaube ganz sicher, dass die Stimmung bei uns in allen Abteilungen gut ist.“

Konkret sucht der WLW aktuell drei Ingenieure (gemeint ist immer m/w/d), zum 1. April einige Saisonkräfte und im Sommer mehrere Auszubildende. Bei den Ingenieuren geht es um Verkehrs-
planer, um den Tiefbau und die Abfallwirtschaft. „Unsere jährlichen Bauprojekte müssen geplant und begleitet werden“, sagt Ruhe und meint unter anderem die Instandhaltung der Straßen und Radwege sowie Brücken in Landkreis-Verantwortung. Der Ausbau des Breitbandnetzes hingegen erfordere einen Tiefbau-Ingenieur, der sich um das neue Infrastrukturnetz und die Trassen für den Ausbau des schnellen Internets kümmere. Die Abfallwirtschaft suche einen Experten zur Bauleitung von Deponiebauprojekten. Weitere Infos gibt es auf der Homepage des Landkreises. „Berufsanfänger sind ebenso willkommen wie erfahrene Bewerber.“

Das Einsatzgebiet der Saisonkräfte hingegen ist vergleichsweise überschaubar: Jährlich zum 1. April und für sechs Monate stellt der ALW für seinen modernen Fuhrpark mehrere Müllwerker für seine Sammeltouren im Bereich Restmüll, Bioabfall, Papier und Wertstoffe ein, um den zusätzlichen Aufwand für die wöchentliche Abfuhr der grünen Tonne abzudecken. „Wer gerne körperlich an der frischen Luft arbeitet und pünktlich und zuverlässig zum Dienst erscheint, der ist im Team willkommen“, nennt der Betriebsleiter die erforderlichen Voraussetzungen.

Gleich vier Ausbildungsplätze bietet der WLW zum Sommer – und zwar für völlig unterschiedliche Berufe. Straßenwärter sind beim Tiefbau angesiedelt: „Das ist ein anerkannter Lehrberuf in dreijähriger Ausbildung mit begleitender Berufsschule und zusätzlicher praktischer Ausbildung in schulischer Einrichtung.“ Der Erwerb des Führerscheins für Lastwagen ist Bestandteil der Ausbildung und wird vom Landkreis finanziert, ebenfalls die Berechtigung zum Führen von Flurförderfahrzeugen (Gabelstapler) oder von Motorkettensägen.

„Die Auszubildenden erwerben handwerkliche Fertigkeiten und bautechnische Kenntnisse. Außerdem den rechtlichen Hintergrund zum Straßenrecht und zur Beschilderung im Straßenbereich“, wirbt Ruhe. Das Fahren der Streu- und Räumgeräte im Winterdienst gehöre ebenfalls zu diesem Beruf.

Bauzeichner gehören auch zum Tiefbaubetrieb, und auch ihre Ausbildung dauert drei Jahre inklusive Berufsschule. „Sie erstellen Pläne mit EDV-gestützter Software im AutoCad-Programm, arbeiten mit den Ingenieuren des Tiefbaus zusammen und haben viele Außeneinsätze zur Verbesserung des Planungsverständnisses“, erklärt der Betriebsleiter die Hintergründe.

Kfz-Mechatroniker arbeiten in der Werkstatt des Abfallwirtschaftsbetriebs. „In unserer hauseigenen Werkstatt in Linden laufen Wartung und Reparatur der verschiedensten WLW-Nutzfahrzeuge mit unterschiedlichen Aufbauten, zum Beispiel Müllsammelfahrzeuge, Containerfahrzeuge, Salzstreuer und Mähgeräte, aber auch an Maschinen wie Radladern und Baggern sowie den Spezialfahrzeugen des Tiefbaubetriebs.“ Die Ausbildung dauert dreieinhalb Jahre und läuft dual (praktische Abschnitte im ALW in Linden, theoretische Abschnitte in der Berufsschule).

Auf der Deponie Bornum wird die Fachkraft für Kreislauf- und Abfallwirtschaft ausgebildet (drei Jahre), und zwar ebenfalls dual (praktische Abschnitte im Entsorgungs- und Verwertungszentrum Bornum, theoretische Abschnitte in der berufsbildenden Schule Goslar). „Das ist ein vielfältiger Beruf mit Einblicken in Stoffströme, Entsorgung und Logistik, bei dem auch physikalisch-chemische Grundkenntnisse vermittelt werden“, erklärt Ruhe. Hinzu kommen das Bedienen, Überwachen, Inspizieren, Warten und Reparieren aller Anlagen der Abfallverwertung, Abfallbehandlung und Abfallbeseitigung. Denn Abfälle müssen identifiziert, untersucht und deklariert werden. „Die Tätigkeiten an der frischen Luft, im Labor oder am Computer im Büro sorgen für viel Abwechslung.“

Gerade dieser Beruf ist von großer Aktualität: „Schon in der Ausbildung vermitteln wir Kenntnisse der Abfallwirtschaft zur Trennung und zum Recycling von Abfällen unterschiedlicher Art – damit leisten unsere Mitarbeiter wichtige Beiträge zur Ressourcenschonung, zum Klimaschutz und zur Nachhaltigkeit.“ Fachkräfte wie diese organisieren und steuern alle Abläufe der Abfallbehandlung auf einer modernen Deponie und überwachen die eingesetzten Maschinen und Anlagen. „Darüber hinaus vermitteln wir in der Ausbildung vielfältige Kenntnisse im Abfallrecht sowie zu chemischen und biologischen Prozessen“, betont Torsten Ruhe. Der Umgang mit Kunden und Besuchern auf den Wertstoffhöfen gebe dieser Ausbildung eine weitere abwechslungsreiche Facette.