Das Weihnachtsglück ist schon was Schönes. Eltern, Geschwister, Oma und Opa – sie alle kamen über Weihnachten zusammen – teils von weit angereist – um für einige Stunden oder Tage das Fest der Liebe zu feiern. Festlich dekorierte Wohnzimmer mit Tannenbaum, der den Geschenken ein Dach über den Kopf gab. Alle Jahre wieder. Lichterglanz überall. Es waren wieder ganz besondere Begegnungen. Daran konnte auch die Pandemie nicht rütteln. Das zweite Jahr infolge feierten die Menschen die Christmetten und Christvespern unter Corona-Bedingungen. Allerorts wurden die Menschen zu Bescheidenheit aufgerufen – und dazu, den Blick auf die einfachen Gesten des Alltags zu richten. Die kleinen Dinge des Lebens zu schätzen und neu zu entdecken, gehörte dazu. 

Eingeschlossen in diese Zeilen aber auch jene, denen es nicht so gut geht, weil sie krank sind oder keine Angehörigen da waren und sie die Zeit deshalb mit Freunden verbrachten, um nicht alleine sein zu müssen. Etliche Menschen konnten nicht bei ihren Liebsten sein, weil sie arbeiten mussten, wie zum Beispiel Belegschaften im Klinikum Wolfenbüttel, beim Rettungsdienst, der Polizei oder auch der Energielieferanten. Schließlich wird im Hintergrund die Spannungsversorgung stabil gehalten, damit Gänsebraten, Raclette und Co. zubereitet werden können. 

An die Menschlichkeit und den Zusammenhalt wurde bei den Gottesdiensten appelliert, die überall aufgrund der Besucherbeschränkung und der Anmeldeprozedere deutlich geringer als sonst besucht werden konnten. „Schaufenster“ besuchte stellvertretend den Familiengottesdienst an Heiligabend um 14.30 Uhr in Cremlingen. Dieser fand auf dem Hof am Pfarrhaus statt. Es war nasskalt, richtiges Schietwetter. Die Zettel vom Block begannen zu verkleben und der Kugelschreiber malte nicht mehr auf dem feuchten Papier. Das Notieren der Notizen war nicht möglich. Doch die herzlichen Eindrücke und Worte blieben auch so im Gedächtnis. Einige Stunden später wandelte sich der Regen in Schnee, auf manchen (Auto)-Dächern blieb er für einige Zeit gar liegen. Kurz flammte der Traum von weißen Weihnachten auf. 

Rund 70 Kinder und Erwachsene hatten sich zur Messe angemeldet, die Pfarrerin Dr. Antje Labahn leitete und der Kirchenvorstand organisierte. Labahn übernahm Ende Mai die Kirchengemeinde St. Michael Cremlingen/Klein Schöppenstedt. Zur Begrüßung ertönte Orgelmusik „Gloria in excelsis Deo“ aus einer Box. Den Hof schmückten sie mit einer Lichterkette. „Das Licht der Weihnacht erleuchtet uns. Das Jesuskind strahlt Glanz aus“, sagte sie. „Ihr Kinderlein kommet“ und „Stern über Bethlehem“ wurden abgespielt – gesungen werden durfte nicht. Hier und da hörte man es summen. In Gedanken mitsingen fiel schwer, wenn man doch eigentlich kräftig einsteigen wollte. 

Lisa Franz und Johann Hübner – beide Konfirmanten – lasen die Geschichte vom Ochs und Esel vor. Labahn sprach die frohe Botschaft aus Bethlehem über die Geburt Jesu Christi. „In jener Zeit verkündete der Prophet Micha, dass ein Herrscher aus Davids Geschlecht in Bethlehem geboren werden wird. Und er werde Frieden bringen.“ Es waren die alten Worte aus dem Lukas Evangelium, wie Maria und Josef ihr Kind vor über 2000 Jahren im Stall gebären mussten.

Zum Schluss gab Labahn ihren Segen. Sie wünschte, dass mit Gottes Hilfe die Menschen wieder ihr normales Leben finden und die Pandemie endet. „Jemanden der alles heil macht, die Gesellschaft verbindet, Vertrauen schafft. Menschen brauchen einander“, sagte sie. Die Kollekten wurden von der Landeskirche Braunschweig für „Brot für die Welt“ bestimmt. Menschen in Simbabwe, Bolivien, Kambodscha, Sambia und anderen Ländern wird damit geholfen, gegenüber Wetterextremen mit besserer Technik bei der Landwirtschaft widerstandsfähiger zu werden. Zuletzt konnte so die tägliche Nahrung gesichert werden, heißt es auf der Homepage. 

Als Nachspiel erklang „Oh du fröhliche“ in Cremlingen. Dann sah man viele Umarmungen auf dem Hof. Das Familienfest begann. Welch ein Glück!