Unter dem Motto „Wir gemeinsam – Wir für unsere Region“, wurde die Netzgesellschaft Braunschweiger Land mbH als Gemeinschaftsprojekt des Landkreis Wolfenbüttel mit all ihren Samt- und Einheitsgemeinden und mit der Volksbank eG Wolfenbüttel gegründet. 

Ziel der Netzgesellschaft ist in den 97 Ortschaften innerhalb des Gebietes des Landkreises alle Einwohnerinnen und Einwohner flächendeckend mit schnellem Internet zu versorgen. Dieses Ziel soll bis 2028 mithilfe des Providers htp erreicht werden, wie die Netzgesellschaft bei einer Pressekonferenz bekannt gab. 

Die Vermarktung beginnt im Frühjahr 2022. Wenn 40 Prozent der Haushalte sich für einen Vertrag mit htp entscheiden, könnte der erste Spatenstich für das schnelle Internet bereits im Herbst erfolgen. Im ersten Rutsch ist die Vermarktung in den Gemeinden Schladen, Börßum und Baddeckenstedt geplant. Sollte die Teilnahmequote von 40 Prozent nicht erreicht werden, würden allerdings andere Ortschaften den Vorzug erhalten. htp-Geschäftsführer Thomas Heitmann erklärt, dass sich der Ausbau sonst nicht wirtschaftlich zu realisieren ist. 

Torsten Ruhe, Geschäftsführer der Netzgesellschaft Braunschweiger Land, spricht von einem Investitionsvolumen von knapp 80 Millionen Euro. Zu den vorhandenen rund 450 Kilometern Glasfaserkabel müssen dafür weitere 560 Kilometer neu verlegt werden. Dabei sei die Kabelstrecke von der Straße bis zu den Gebäuden noch gar nicht eingerechnet. Denn um wirklich hohe Internetgeschwindigkeiten zu erreichen, müssen die Kabel bis in die Haushalte neu verlegt werden. Das bestehende Kupfernetz würde die Geschwindigkeiten sonst ausbremsen. 

Der Betreiber htp aus Hannover hat den Zuschlag über ein europaweites Vergabeverfahren erhalten und übernimmt 25,1 Prozent der Anteile an der Netzgesellschaft Braunschweiger Land. Das entstehende Netz bleibt nach dem Ausbau im Eigentum der Netzgesellschaft und soll später auch für andere Provider zugänglich gemacht werden. „Mit htp haben wir jetzt einen Experten für den Glasfaser-Ausbau dabei, der sich in unserem Netzgebiet hervorragend auskennt“, freut sich Geschäftsführer Torsten Ruhe. Denn der Landkreis arbeitet mit htp bereits seit etwa zehn Jahren zusammen. In den 97 Ortschaften des Landkreises sind rund 50 Prozent bereits Kunde bei uns“, so htp-Geschäftsführer Thomas Heitmann. 

2013 bis 2014 hat das Unternehmen gemeinsam mit der Kreisverwaltung die Internetversorgung durch Verlegung von Glasfaser bis in die Orte signifikant verbessert. Jetzt folgt der finale Ausbauschritt durch die Netzgesellschaft: Verlegung der Glasfaser direkt bis in die Gebäude. „Als Gesellschafter der Netzgesellschaft setzen wir nun gemeinsam mit unseren Partnern den Ausbau fort und machen den Landkreis fit für die Zukunft der Kommunikation. Rund 35.000 werden dabei im Landkreis angesprochen. Natürlich wird den Kunden mit  „waipu.tv“ auch eine Internetfernsehen-Plattform angeboten“, sagt Thomas Heitmann.

Für jeden Ort wird von der Netzgesellschaft ein Mitarbeiter als Ansprechpartner benannt werden.

Nach der Installation wird dann die htp GmbH für alle Fragen bezüglich der Technik zuständig sein.

Die nun anstehende Vorvermarktung wird komplett von htp übernommen. Dafür will htp Infomaterial in den Ortschaften verteilen und Informationsveranstaltungen durchführen. Die genauen Angebote des Providers seien allerdings derzeit noch in der Bearbeitung. Laut htp-Geschäftsführer Thomas Heitmann will man die Öffentlichkeit darüber zeitnah informieren. Marc Lohmann, Sprecher der Hauptverwaltungsbeamten im Landkreis Wolfenbüttel, möchte die hehren Ziele der Netzgesellschaft und des Providers bei der Vermarktung aktiv unterstützen, denn schnelles Internet sei für jede Gemeinde heutzutage ein entscheidender Standortvorteil. 

Der Fortschritt bei der Vermarktung lässt sich öffentlich im Internet unter www.ng-bl.de einsehen. Die Bürgerinnen und Bürger können so sehr gut abschätzen, ob die nötige 40-Prozent-Quote bei ihnen erreicht wird. In einer vorab durchgeführten informellen Umfrage hätten allerdings schon 900 Bürgerinnen und Bürger ihr Interesse bekundet, wie Peter Scheer, Prokurist der Netzgesellschaft, hervorhebt. 

„Auch wenn die 40-Prozent-Quote am Anfang nicht erreicht wird, wird die Ortschaft zunächst zurückgestellt und der Ausbau erfolgt dann zu einem späteren Zeitpunkt“, so Thorsten Ruhe.

htp will sich beim Netzausbau auf die Ortschaften des Landkreises beschränken. Im Mai letzten Jahres hatte eine Vermarktungsoffensive des Anbieters in den Wolfenbütteler Stadteilen Ahlum, Fümmelse und Salzdahlum für Irritationen gesorgt, da hier bereits der Anbieter LilaConnect mit identischem Ziel in Aktion getreten war. Von diesen Plänen ist htp nun zurückgetreten – auch, um einen Doppelausbau zu vermeiden.

Für die Übernahme von Anteilen an der Netzgesellschaft Braunschweiger Land fehlt noch die Zustimmung des Bundeskartellamtes. Seitens der Akteure wird hier allerdings mit keinerlei Problemen gerechnet.