Im Dorf sind die Narren los. Keinen Tag länger hätte es dauern dürfen. Stets am zweiten Februarwochenende feiern sie ihre Fastnacht. Sie wird nicht vorgezogen oder später nachgeholt – das gehört zur 100-jährigen Tradition. Die Junge Gesellschaft Destedt organisiert die Festfolge, die mit dem Abholen der Ehrendamen gestern begann. Präsident Niklas Schwesig war seit Wochen mit seinen unverheirateten, umworbenen Junggesellen im Alter zwischen 18 und 33 Jahren im Gange. Die Männer sorgten dafür, dass im Landgasthof Krökel wieder Leben einkehrt – zumindest an diesem Wochenende. Früher feierte man hier oft und lange. In Gesprächen wurde deutlich, wie sehr sich doch alle über das Türöffnen der Pächter freuen würden. So mussten die Junggesellen wieder alles in Eigenregie regeln, um mit den Einwohnern das närrische Treiben ihrer „Fassenacht“ ausleben zu können. „Zur JGD gehören 30 Junggesellen“, freute sich Schwesig. 

Das Abholen der Ehrendamen ist stets eine Erzählung. Die Freude beim Narrenvolk war grenzenlos. An den Straßen schauten die Einwohner und Wagenbauer zu, waren neugierig, welcher Mann mit welcher Dame das Wochenende verbringen wird. Die Männer trafen sich im feinen Zwirn. Die Haare gegelt, die Schuhe poliert, ein paar Spritzer Parfüm. Am Gürtel hing eine Tabakpfeife mit Schleifen. „Je länger der Junggeselle dabei ist, desto mehr Schleifen hängen dran“, erklärte der 31-jährige Präsident. Die Schleifen binden die Ehrendamen an. Dafür bekommen sie vom Junggesellen eine Rose. Dann Küsschen links, Küsschen rechts. Das ist Tradition im Haus der Vereine, wo sich die Paare dann begegnen. Der Spielmannszug der Feuerwehr Groß Denkte war engagiert, sie sagten aber kurz vorher aufgrund von Krankheitsfällen ab. So nahmen die Männer nicht nur eine Partybox mit, sondern brachten Mütze und Orden mit – und jede Menge gute Laune auf ihrer Reise zu den Ehrendamen. 

Auf dem Rückweg zum Gasthof gab es noch ein weiteres Spektakel. Arm in Arm gingen sie auf der Hauptstraße entlang. Auf Höhe der Familie Knackstedt war sie aufgestellt, die „Schlucktreppe“, mitten auf der Straße. Autos mussten warten. Sie nahmen es mit Humor. Beim Aufstieg gab‘s für den Junggeselle und die Ehrendame einen Schnaps. Es war Apfelkorn, um auf die Fastnacht anzustoßen. Dazu das schönste Lächeln beim Foto, danach wurde die Treppe für das nächste närrische Paar geräumt. „Destedt bleibt Destedt – jawoll“ rief Prinz Nico Zerbe mit seiner Ehrendame Laura Lippelt zu. Irgendwann stieg Gregor Lotz die Stufen hi-nauf. Er ist erstmals der Toll. „Die Junge Gesellschaft Destedt hält die Tradition der Fastnacht hoch“, betonte Schwesig. Prinz und Toll werden durchs Programm führen. 

Am Ziel folgte das traditionelle Gruppenfoto. In der ersten Reihe saß der Vorstand. Neben Schwesig zählen Hendrik Langner, André Kristkeitz, Robert Grotehen, Philipp Roland sowie Tobias Boy dazu. Derweil ging schon auf dem Saal die Post ab. Die Kindermaskerade war voll im Gange. Die Rabauken konnten es kaum erwarten, sich nach den Süßigkeiten zu bücken. Marienkäfer, Mäuschen oder auch Indianerhäuptlinge – sie waren alle dabei. Ein Spaß war das Anmalen der Jüngsten: Benedikt Helms, Mika Krull, Laurenz Lemke und David Bartels.

Wenig später wurde der Einlass zur Maskerade gewährt. „Wir sind komplett ausverkauft. Die Karten gingen schnell weg. Weltklasse, wie die Leute zu uns stehen“, dankte Schwesig, der seit 2019 die JGD leitet. DJ Harti legte auf. Ihm kribbelte es in den Händen. Er wollte die Schar in Ekstase sehen – und er sah sie. Tanzen bis zum Morgen war ein Muss. Eröffnet haben die Paare mit drei Tänzen. 

Am heutigen Sonntag geht‘s ab 8.30 Uhr weiter. Acht einzigartige Motivwagen sind im Ort zu sehen – eine stolze Zahl! Wurst und Eier werden für das Frühstück gesammelt. Umzugsende wird auf dem Schlossplatz der Familie von Veltheim sein (12 Uhr). Hier werden die Braunschweiger Freibeuter mit Dudelsack und Trommeln noch ein Ständchen bringen – sehenswert! Während die Männer danach bei Livemusik von „Dick & Durstig“ im Gasthof auf den Tischen tanzen, feiern die Frauen mit DJ Looki im Haus der Vereine.