Da das 25-jährige Bestehen des Freundeskreises der Stadtbücherei wegen der Corona-Pandemie nicht gefeiert werden konnte, wurden nun die geplanten Feierlichkeiten anlässlich des 30-jährigen Bestehens nachgeholt. Und zwar mit einer ganzen Festwoche im Kulturbahnhof vom 11. bis 14. November 2025. Die Festveranstaltung fand dabei am Mittwoch, 12. November 2025 statt. Neben Musik, Snacks und Grußworten, Interviews zur Geschichte des Vereins und zur Zukunft der Stadtbücherei gab es auch einen Vortrag von Dr. Olaf Kutzmutz von der Bundesakademie für kulturelle Bildung.
Büchereileiterin Daniela Bergmann-Baczynski freute sich, die Gäste in der Bücherei begrüßen zu können. „Vor 30 Jahren wurde die Gemeinschaft von Personen, die sich für das Wohl der Stadtbücherei, aber auch für die Leseförderung eingesetzt haben, gegründet. Dieses Engagement hat das kulturelle Leben in Wolfenbüttel und die Gesellschaft gestärkt. Und deswegen ist dieser Abend hier heute ein kleines Dankeschön und eine Wertschätzung für alle Mitglieder des Freundeskreises, die uns über die 30 Jahre begleitet haben“.
Freundeskreis-Vorsitzender Karl-Ernst Hueske berichtete in seiner Begrüßung von einer kürzlich veröffentlichten PISA-Erwachsenen-Studie. Diese zeige, dass jeder fünfte Deutsche nur schlecht lesen und schreiben könne. „Wer schlecht lesen und schreiben kann, ist anfällig für Populismus“, warnen laut Hueske die Menschen hinter der Studie. Investitionen in Literalität, also die Fähigkeit zu lesen und zu schreiben, seien daher Investitionen in die Demokratie. „Angesichts derartiger Entwicklungen bin ich froh, heute zu unserer Festveranstaltung sehr viele Menschen begrüßen zu dürfen, denen die Förderung des Lesens und Schreibens sehr am Herzen liegt. Denen ebenso, wie den 100 Mitgliedern unseres Freundeskreises, die Förderung der Stadt- und Kreisbücherei inklusive des Bücherbusses sowie die Leseförderung ein großes Anliegen ist. Das war nicht immer so. Wie ein Blick auf die Anfänge unseres Vereins zeigt“, so der Vorsitzende.
Was er damit meinte, beleuchtete Bürgermeister Ivica Lukanic in seinem Grußwort. „1995 entstand der Freundeskreis aus einer Überzeugung heraus, dass unsere Stadtbücherei erhalten bleiben muss. Damals stand ihre Schließung zur Diskussion. Doch engagierte Bürgerinnen und Bürger sagten nicht mit uns. Aus dieser Haltung entstand eine Bewegung, aus der Bewegung ein Verein und aus dem Verein eine Institution, die unsere Stadt bis heute bereichert. Ein Dank geht daher allen, die diesen Weg mitgegangen sind. Sie alle haben mit Tatkraft und Ideenrechnung ein Stück kulturelle Infrastruktur gesichert, das auf unserer Stadt nicht mehr wegzudenken ist. Der Freundeskreis ist mehr als ein Förderverein. Er ist die Triebfeder für kulturelle Bildung in unserer Stadt. Wer mal erlebt hat, ich habe es auch nur aus der Ferne gesehen, wie Kinder begeistert mit Autorinnen und Autoren hier zusammenkommen bei der Kinder- und Jugendbuchwoche, der weiß, wovon ich spreche“, so der Bürgermeister.
Auch die stellvertretende Landrätin Christiane Wagner-Judith betonte: „Leseförderung ist das A und O. Und ich glaube, wir haben in Wolfenbüttel eine sehr gute Atmosphäre für Leseförderung. Vor dem Festvortrag von Dr. Olaf Kutzmutz führte Karl-Ernst Hueske noch einige Interviews mit Mitgliedern und Wegbegleitern. Diese können im Mitschnitt der Veranstaltung komplett angehört werden.
Dr. Olaf Kutzmutz plauderte in seinem Festvortrag locker zum Thema Lesen und Schreiben. „Ich möchte Ihnen beim Thema Lesen jetzt von einem Wandel erzählen. Bei mir von einer Stufe eins erst schreiben, dann lesen von zu einer Stufe zwei erst lesen, dann schreiben. Und zugleich möchte ich Ihnen erzählen, warum ich 1999 überhaupt nicht zufällig an der Bundesakademie für kulturelle Bildung gelandet bin, sondern all das bereits vor einem guten halben Jahrhundert vorbestimmt war. Ich war selbst überrascht. Und zwar es hat mit einer Schreibschule zu tun. Und hier in dieser Schreibschule habe ich in der Grundschule erste Linien Schwünge gelernt. Als ich mich auf diesen Vortrag vorbereitet, war ich völlig platt, als ich noch mal guckte. Georg Kallmeier Verlag, Wolfenbüttel. Also war es zwangsläufig, dass ich hier irgendwann mal Programmleiter Literatur an dieser Akademie werden sollte“, so Kutzmutz mit einem Augenzwinkern. Wer mehr über seine „Lesegeschichte“ wissen möchte, findet den kompletten Vortrag ebenfalls im Mitschnitt.
Im Jubiläumsjahr gab es vom Freundeskreis für die Stadtbücherei auch noch ein Geschenk: 3000 Euro wurden vom Verein an diesem Abend gespendet. Musikalisch umrahmt wurde der Abend von Maria und Jan. Ehrenvorsitzende Gabriele Drewes hatte die vergangenen 30 Jahre zudem in einer Bio- und Text-Präsentation zusammengefasst, die bei den anschließenden Netzwerken betrachtet werden konnte.