Wenn die historischen Mühlenbauwerke zum Leben erwachen, dann muss es Pfingstmontag sein. Auch in diesem Jahr beteiligten sich die Vereine aus Abbenrode, Dettum und Erkerode am Mühlentag. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Technik zu erhalten und den Besuchern zu erklären. Wir machten eine Rundreise zu allen drei Veranstaltungsorten.
Los ging‘s in Abbenrode. Die Bockwindmühle mit Jalousieklappenflügel ist voll funktionsfähig und wurde 1880 erbaut. Mit der Motormühle von 1907, dem Müller-Wohnhaus, der Heimatstube der Gemeinde Cremlingen und dem Backofen bildet sie ein Denkmalensemble. Zu Beginn veranstalteten sie einen Gottesdienst, den der Destedter Posaunenchor mit Blechklang begleitete. „Wir wollen der schönen Musik lauschen und Gottes Geist nachspüren“, so Prädikantin Antje Gottwald, während der Wind frisch aus Braunschweig in Richtung Elm wehte. Die Mühlen-Bremse wollte Detlef Rüster einmal lösen, sodass sich die Mühle drehen konnte.
Vorsitzender Uwe Feder traf derweil noch Vorbereitungen. „Das Backhaus-Dach konnten wir noch rechtzeitig reparieren“, sagte er. Rund 70 Ziegel wurden mutwillig beschädigt. Ziegel mit altem Aussehen bekamen sie aber zusammen. „Die Polizei stellte das Verfahren kürzlich ein“, ergänzte Feder, der auch die Pläne für den geplanten Umbau in der Scheune sowie den Anbau für die Unterbringung des alten Opel Blitz des Müllers Röhl vorstellte.
Am Vortag heizten sie bereits den Ofen an. „Mit Buche, für den Geschmack“, gab Klaus Scharnweber dort an. Brote und der Blechkuchen brauchen laut Werner Goldmann, der 1980 in den Verein eintrat, so 200 bis 250 Grad. 300 Brote und 30 Blechkuchen schoben sie Pfingstmontag in den Ofen. Auch Günter Preuß als ausgebildeter Bäcker stand mit Schieber am Backhaus. „Der Zuckerkuchen muss nur fünf Minuten rein, damit er karamellisiert.“
Stände der Destedter Manufakturen sorgten für eine Marktatmosphäre. Zwölf historische Oldtimer tuckerten nach dem Gottesdienst aufs Gelände – Baujahre 1938 bis 1955. Es war der Vorgeschmack auf die Großveranstaltung: Am 21. September wird es mit einhundert historischen Treckern ein Schaupflügen in Abbenrode geben (Beginn 10 Uhr).
Weiter ging die Reise nach Erkerode zur Wassermühle. Dort trafen wir mittags ein, als auf dem Gelände schon viel Trubel war. Einst trieb die Wabe drei Mühlen an, heute ist es noch eine, die bereits im 12. Jahrhundert urkundlich erwähnt wurde und heute den Eigentümern Familie Kunze/Hennig-Kunze gehört. „Die Kraft des Wassers wird zweifach genutzt: zur Erzeugung von Strom und zum Antrieb der Mühlentechnik“, verriet Ulla Hennig-Kunze. Vor fünfzehn Jahren ist die Technik komplett restauriert worden. Die Mühlentechnik ist mit einem Steinmahlgang, dem stehenden Getriebe, verschiedenen Transmissionen und Müllereimaschinen betriebsfähig. Martin Leifhelm führte Besucher durchs Gebäude und zeigte den historischen Schatz.
Aufgrund der bevorstehenden 850-Jahrfeier Erkerodes stellten sie auf ihrem Grundstück Handwerkstechnik vor, die mit dem Mühlenbetrieb zu tun hat. Heimatpfleger Wolfgang Haberland zeigte historische Werkzeuge, etwa Schwengel, Dezimalwaage und welche aus der Milchwirtschaft. Harald Kunze gab Einblicke ins Weben und die Seilerei. Kinder konnten selber einmal drehen und waren ganz interessiert dabei. Zudem konnten sie Brötchen im Lehmofen backen.
Saft von Streuobstwiesen, der Lindenhof Eilum mit einer Salatbar, ein Bücherstand und der Verein Elm-Mobil stellten das Projekt LANDRADL und das Autoteilen vor. Auf der anderen Straßenseite an der Klönstuv gab‘s Kaffee, Kuchen, Waffeln, Eis und jede Menge Gemütlichkeit an der plätschernden Wabe.
Letzter Stopp war Dettum. Dort steht die letzte Bockwindmühle im Umfeld der Asse und steht unter Denkmalschutz. Das Industriedenkmal gehört zur Niedersächsischen Mühlenstraße und wurde 1863 erbaut. Am Pfingstmontag war auf dem Gelände viel los. Die Schlange für Führungen war mit über zwanzig Metern genauso lang wie am Bratwurststand. „Wir nehmen jährlich an den Mühlenfesten teil“, berichtete Andreas Bätker, als er die Flügel in Gang setzte. Unter den Pavillons war nahezu jede Garnitur besetzt. Besucher aßen Schmalzbrote, Bratwurst und Kuchen. Kinder hüpften auf der Burg um die Wette oder bastelten. Rund 200 Mitglieder hat der Dettumer Mühlenverein laut ihrer Vorsitzenden Caren Lehmann-Ziegert. „Unsere Windmühle ist in einem funktionsfähigen Zustand“, erzählte sie beim Besuch stolz. Elf Meter ist sie hoch und wiegt 34 Tonnen. Die Flügelspannweite beträgt 19 Meter.
Zu Beginn wurde neben der Brücke am Eingang des Mühlengrundstücks ein neues Schild enthüllt. In Zusammenarbeit mit der Braunschweigischen Landschaft, der Stiftung Braunschweiger Kulturbesitz und der Hedwig und Günter Nerlich Stiftung erhalten Besucher und Spaziergänger nun darauf viele Informationen.