Die Umbaumaßnahmen am Schlossplatz haben mittlerweile einen Hauch von Indiana Jones bekommen. Statt grober Baggerschaufeln werkeln Archäologen mit feinem Gerät. Grund sind durchaus überraschende Funde, die einen Blick in Wolfenbüttels Kinderstube ermöglichen.

Vor dem Zeughaus sind Reste einer alten Siedung auf dem Schlossplatz freigelegt worden. Deutlich erkennbar ist eine gepflasterte Gasse aus Ziegelsteinen zwischen zwei Gebäudefundamenten. Westlich, Richtung Schloss, ist ein Kanal entdeckt worden. Ein Teil ist freigelegt, links davon erkennt man die gewölbeförmige Abdeckung aus Bruchstein.

In Richtung Dr.-Heinrich-Jasper-Straße vor dem Zugang zur Oker (Pferdeschwemme) sind während der Kanalbauarbeiten weitere Funde entdeckt worden. „Dies hier so dicht unter der Oberfläche zu entdecken, hat uns überrascht“, sagt Denkmalpfleger Hans Mai. Denn eigentlich seien die rund 60 Gebäude, die hier einmal gestanden haben sollen, während des Schmalkaldischen Krieges im Kugelhagel zerstört worden. Nun noch auf Reste der Siedlung zu stoßen, sei ungewöhnlich.

Die Entwicklung und Besiedlung des Quartiers war eng mit der Geschichte des Schlosses verbunden. Ab 1432 (Wolfenbüttel ständige Residenz) war verstärktes Wachstum zu verzeichnen. Unter Herzog Heinrich dem Jüngeren wurde 1515 der Festungsausbau vorangetrieben. 1542 wurde diese Phase durch die Belagerung und Eroberung der Festung durch die Fürsten des Schmalkaldischen Bundes unterbrochen. und endete mit dem Tode des Herzogs Heinrich dem Jüngeren im Jahre 1568. Auch nach Verlegung des Vorwerks (1530) und der Kanzlei (1588) war die Dammfestung aber Ende des 16. Jahrhunderts mit mehr als sechzig Häusern eine dicht besiedelte Zitadelle. Insbesondere der Schlossplatz war von Straßen und Gassen durchzogen und mit herzoglichen Wirtschaftsbauten sowie Wohnhäusern eng bebaut.

Marian Banas, Projektleiter der beauftragten Archäologen von Arcontor aus Cremlingen steht derweil ein paar Meter von den Grundmauern und dem Pflaster entfernt an den gefundenen Kanalresten. Auch hier wird alles genau aufgezeichnet.

„Bei Funden gibt es nach dem Niedersächsischen Denkmalschutzgesetz ein genau festgelegtes Verfahren“, sagt Bauleiter Alexander Simons von der Stadt.

Für die Schlossplatzbaustelle bedeutet der Fund, dass die Firma nun erst einmal an einer anderen Stelle weiterarbeiten muss. „Natürlich kann so etwas auch zu Verzögerungen im Zeitplan führen und verursacht Mehrkosten. Aber wann kann man schon einmal auf diese Art und Weise auf Zeitreise in die Vergangenheit gehen?