Die Nerven einiger Einwohner wurden in dieser Woche ganz schön strapaziert. Diskussionen fanden hier und dort statt. Es war ein handfestes Zeichen, dass die Destedter beim Großprojekt ihre Meinung sagen wollten, sich für die Gestaltung der Ortschaft interessieren. Zweifelsohne war die Vorstellung bei der Bürgerversammlung nicht die eleganteste, um das Bauvorhaben den Bewohnern schmackhaft zu machen (wir berichteten). Lobenswert war die Veranstaltung aber dennoch, weil die Öffentlichkeit überhaupt eingebunden wurde. Investor, Architekt, Politik und Verwaltung haben an diesem Abend viele Hausaufgaben aufbekommen. Bürgermeister Detlef Kaatz: „Wir werden die Erkenntnisse der Versammlung sehr wohl aufarbeiten und uns mit den Fragestellungen auseinandersetzen. Pro und Contra werden dargestellt, um eine sachgerechte Entscheidung herbeiführen zu können.“
Nach der Diskussionsrunde hatte im Anschluss der Ortsrat gemeinsam mit dem Umwelt-, Planungs- und Energieausschuss getagt. Investor Helmut Schweimler versuchte dabei noch einmal, Werbung für das Projekt zu machen und Befürchtungen zu zerstreuen. Die Mitglieder des Ortsrates und des Ausschusses sahen durchaus Chancen, die sich durch den Bau einer Seniorenresidenz und eines Wellness- und Seminar-Hotels für den Ort und die Gemeinde ergäben. Ebenfalls der Einkaufsmarkt und das Schwimmbad kamen zur Sprache. „Da es noch zu viele unbekannte Faktoren gibt, stimmten wir dafür, die Beschlussvorlage zunächst in den Fraktionen zu beraten“, erklärte Ortsbürgermeister Matthias Böhnig im Nachgang. „Architektur, Größe, Nutzen und der Standort werfen Fragen auf, die zunächst geklärt werden müssen.“ Am Dienstag kam der Gemeinderat in Weddel zusammen. Das Thema stand ebenso oben an. Detlef Kaatz stellte es diesmal vor. Die Ratsmitglieder sahen auch, dass mehr Beratungszeit erforderlich sei. „Das Projekt sollte auf gar keinen Fall noch vor Weihnachten durchgepeitscht werden“, teilte Böhnig noch am selben Abend telefonisch mit. Die CDU/FDP-Gruppe sprach sich indes dafür aus. Betreutes Altwerden, Tourismusförderung, Nahversorgung und Gewerbeeinnahmen seien gute Argumente, so Gruppenvorsitzender Uwe Logosky. „Das Projekt hat besonderen Charme. Wir müssen dafür sorgen, dass sich das Gebäude einfügt, um zu einer gesellschaftlich akzeptablen Lösung zu kommen“, sagte er. Der gleichen Meinung war Harald Koch der SPD/Grüne-Gruppe und betonte: „Wir wollen keinen Klotz vor dem Ortseingang, wo man hinterher nichts mehr sieht. Es muss sich integrieren. Der Bedarf an Hoteliers ist da“, meinte Koch, zumal das Tourismusangebot Elm-Lappwald mit den Partnern der Landkreise Börde und Helmstedt und der Gemeinde Cremlingen derzeit ausgebaut werde.
Unterdessen berichtete Kaatz, dass Helmut Schweimler auch nach der Kritik noch Interesse an dem Vorhaben zeigt. In einem Brief, den er an ihn sandte und unserer Redaktion als Kopie zustellte, hält er an der Sache fest und hofft, die Bebaubarkeit des Grundstücks zu erlangen. Er schrieb darin, dass er es bedauert, dass die Idee bereits vor der Vorstellung in Frage gestellt worden sei. Der überfüllte Raum habe zu keiner guten Stimmung geführt. Für ihn gebe es keinen besseren Standort, als der besagte neben der Lindenallee. Der Park bleibe sichtbar, weil der Körper in den Hang gebaut würde. Bis es zu einer Entscheidung kommt, überhaupt ein Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan einzuleiten, soll eine weitere Bürgerversammlung folgen. „Vermutlich im Februar“, kündigten Böhnig und Kaatz bereits an. Die gesammelten Protokollpunkte sollen bis dahin aufbereitet werden. „Dann soll auch ein Raum gewählt werden, der für diesen Anlass die Kapazität hergibt“, erklärte Kaatz. Der Gemeinderat würde nach seinen Angaben nicht vor Ende April einen Beschluss fassen.