In der Region ist er bekannt. Sein Handwerk beherrscht er meisterlich. An den Spieltischen saß er jahrelang und bediente die Orgelpfeifen. Hans-Joachim Unger erfreute mit seinen Melodien viele Menschen. Am Totensonntag wurde Unger nun im Gottesdienst in der St.-Georg-Kirche verabschiedet.
„Heute ist der letzte Sonntag des Kirchenjahres. Es ist ein liturgisch passender Termin für eine Verabschiedung. Mit dem Advent beginnt das neue Jahr“, sagte Pfarrerin Angelika Meiners, die Ende Januar ihre Kirchenarbeit in Veltheim und Schulenrode nach 15 Jahren beendete (wir berichteten). Diesen besonderen Gottesdienst hielt sie jedoch gerne. Ohnehin war die Stunde gespickt von Emotionen, schließlich wurde an die drei Verstorbenen gedacht. „Wir wollen heute an die Menschen denken, die nicht mehr bei uns sind“, begann die Theologin.
Sie sprach über Höhen und Tiefen, Siege und Niederlagen, Glück und Pech, Licht und Dunkelheit. „Es gibt Momente im Leben, da läuft einfach alles aus dem Ruder.“ Man könne nicht immer alles richtig machen. Wichtig sei, für andere da zu sein, Verständnis zu haben, zuzuhören. „Gott hilft uns, wieder den richtigen Weg zu finden. Wir müssen uns das Leben immer wieder schön machen. Einfach jeden Tag genießen“, predigte die Pfarrerin. Mit den Kirchgängern wurden drei Strophen von „Von guten Mächten treu und still umgeben“ gesungen. Für die Verewigten wurden später Kerzen angezündet.
Nach dem Abschlusslied des Tongebers war dann irgendwann der Moment gekommen. Meiners bat ihn nach vorne und würdigte Ungers Lebenslauf. „Seinen kirchenmusikalischen Dienst begann er im Januar 1961, also vor fast 58 Jahren, in Weferlingen“, lobte sie. Acht Jahre später folgte die Stelle als Leiter des Kirchenchores und als Organist in Veltheim. Seit Oktober 2002 saß er in Schulenrode bei jedem Gottesdienst am Orgeltisch. Meiners: „Er hat das mit viel Pflichtbewusstsein und Treue getan.“ Bei jedem Wetter sei er dagewesen, selbst wenn die Familie zu Hause in Lucklum versammelt war. „Das war für ihn kein Grund, einen Gottesdienst abzusagen“, betonte die Pfarrerin und schob gleich nach: „Seit 1961 hat er kein Weihnachtsfest frei gehabt. Erst in Schulenrode, dann in Veltheim der Orgeldienst und die Chorleitung. Das ist schon erstaunlich.“
Doch auch an ihm nage mit 84 Jahren der Zahn der Zeit. In Veltheim habe er die beiden Ämter bereits niedergelegt, nicht aber beim Männergesangverein. Beim 150. Bestehen der Gesangsbrüder im Juni erhielt Unger eine Ehrenurkunde für seine 50-jährige Chorleitertätigkeit (wir berichteten). Der Funke sprang über. Beim Orgeln habe er wohl innerlich mitgesungen. „Sie geben Ihre Begeisterung weiter. Das sieht man.“ Dann zeigte sich auch Meiners persönlich gerührt, denn sie trat nur wenige Monate später ihren Dienst in Schulenrode an. Beide gestalteten etliche Gottesdienste gemeinsam. In all den Jahren habe sie seine Verlässlichkeit, den Sachverstand und die Hilfsbereitschaft geschätzt. Gottes reichen Segen wünschte Sie ihm letztlich für die Zukunft.
Petra Klatte zeigte sich ebenfalls schwer beeindruckt. „Wir haben Ihnen hier in der Gemeinde viel zu verdanken. Die zuverlässige Orgelbegleitung werden wir sehr vermissen“, dankte die Vorsitzende des Kirchenvorstandes. Mit den übrigen Mitgliedern überreichte sie Präsente. Hans-Joachim Unger hatte großen Wert darauf gelegt, nur durch Angelika Meiners verabschiedet zu werden. „Wir beide waren wirklich ein richtig gutes Gespann“, blickte er bewegt zurück. Mit Humor entschuldigte er sich für die Momente, wenn er mal zu schnell oder zu langsam spielte. „Wir haben ja immer wieder zusammengefunden“, freute er sich und lachte.
Ein Abschied für immer war es aber nicht. Sollte einmal Not am Mann sein, habe der Kirchenmusiker zugesagt, gerne wieder an seinem Platz zu sitzen. Beim Gottesdienst am 1. Advent, der mit einem Kirchenkaffee verbunden ist, soll mit einem Sekt angestoßen werden. Ein Wiedersehen gibt es auch beim Adventssingen am 9. Dezember (15 Uhr) in der Veltheimer Kirche.