Die Gedenkstätte in der Justizvollzugsanstalt Wolfenbüttel wird umfassend neu gestaltet. Am 26. September war Richtfest für das Dokumentationszentrum, dessen Neubau die letzte Phase der Umgestaltung bildet. Bis zum Spätsommer 2019 entsteht in Wolfenbüttel ein internationaler Lernort mit einer Dauerausstellung zur Geschichte von Justiz und Strafverfolgung im Nationalsozialismus, denn in Wolfenbüttel wurden ab 1933 viele Häftlinge aus rein ideologischen Gründen festgehalten und über fünfhundert Menschen hingerichtet.

Neben dem Land Niedersachsen, das der Bauherr ist, beteiligt sich auch der Bund, vertreten durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, an der Finanzierung des Projektes. Es werden rund 500 Quadratmeter Nutzfläche neu geschaffen. Im Erdgeschoss entstehen das Foyer und ein Multifunktionsraum. Die eigentliche Ausstellungsfläche mit Sichtbeziehung zu den historischen Orten befindet sich im ersten Stock. Die Projektmanagementleistungen liegen in den Händen des Staatlichen Baumanagements Braunschweig, unterstützt durch freiberufliche Planungsbüros.

Die erste Planung begann 2015, Grundsteinlegung war zwei Jahre später. Insgesamt kostet das Projekt gut fünf Millionen Euro. Baudirektor Thomas Popp, der Leiter des Staatlichen Baumanagements Braunschweig begrüßte die zahlreichen Anwesenden, unter ihnen den Vizepräsidenten des Landtages, Bernd Busemann, sowie Abgeordnete und besonders Familienangehörige ehemaliger Inhaftierter, ferner Gäste aus Verwaltung und Nachbarschaft. Ohne die Stiftung niedersächsischer Gedenkstätten wäre dieses Projekt nicht möglich gewesen, erklärte er. Die Besonderheit dieses Bauvorhabens sei, dass sich die Gedenkstätte mitten in einer JVA befinde. Für die Besucher werde aber ein einfacher Zugang von außen angelegt.

Finanzministers Reinhold Hilbers, zuständig für das staatliche Baumanagement, wies in seinem Grußwort darauf hin, dass dieses Projekt das derzeit größte laufende zur Neugestaltung einer Gedenkstätte in ganz Niedersachsen sei. Es solle künftigen Besuchern vor Augen führen, wie wichtig eine unabhängige Justiz und ein funktionierender Rechtsstaat seien. Lobend hob er hervor, dass am Bau viele mittelständische Unternehmen aus der Region mitwirkten. Martina Staats, die Leiterin der Gedenkstätte der JVA Wolfenbüttel, dankte allen am Bau beteiligten herzlich.

Sie kündigte an, die Ausstellung werde nach modernen pädagogisch gestalteten Gesichtspunkten eine kritische Auseinandersetzung mit Themen wie Recht und Unrecht ermöglichen. Kultusministers Grant Hendrik Tonne warf in seiner Rede die Frage auf, wie es zu dem Unrecht während der Zeit des Nationalsozialismus kommen konnte und wies auf bedenkliche aktuelle Entwicklungen hin.

Die Gedenkstätte werde dazu beitragen, durch Informationen eine  Sensibilisierung der Bevölkerung und eine Auseinandersetzung mit den Verbrechen der NS-Zeit und ihren Folgen zu ermöglichen. Dr. Jens-Christian Wagner, der Geschäftsführer der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten, erklärte, er hoffe, die Menschen würden durch Informationen eine eigene kritische Haltung entwicklen.

Der Anstaltsleiter der JVA, Dieter Münzebrock, schloss sich dem Dank seiner Vorredner an alle Beteiligten an, insbesondere auch für die Einräumung des Zugangsrechts über das Gelände der benachbarten Bank.