Sportplatzbesucher werden es bereits festgestellt haben, dass zahlreiche Fußballbegegnungen im Bereich des NFV (Niedersächsischer Fußball Verband) Kreises Nordharz nicht mehr wie gewohnt mit Schiedsrichtern bzw. Assistenten angesetzt werden können. Einige Trainer beschweren sich über die ungenügende Klasse der Schiedsrichter bzw. fehlender Assistenten in Top-Begegnungen der Kreisliga und den oberen Kreisligen.

„Dies ist das Ergebnis ständig rückläufiger Zahlen in den Anwärterlehrgängen zum Schiedsrichter bzw. ansteigender Zahlen bei den Aufhörern“, teilt Jan Lachnit, Mitglied des hiesigen Kreisschiedsrichterausschusses und zuständig für Lehraufgaben, mit. Mit verschiedensten Maßnahmen hat der NFV-Kreis Nordharz bereits versucht, dieser negativen Entwicklung entgegen zu wirken.

„Hatten wir in den vergangenen Jahren zwischen 70 und 80 Teilnehmer an den Schiedsrichteranwärterlehrgängen, ist diese Zahl inzwischen aktuell auf unter 20 gesunken“, berichtete Lachnit. Jährlich führt der Schiedsrichterausschuss zwei derartige Ausbildungen, entweder als Online- oder Präsenzlehrgang, durch.

Gemeinsam mit dem Vorsitzenden des Schiedsrichterausschusses, Christian Biel, kam Lachnit nun die Idee, ehemalige Schiedsrichter, die aus zahlreichen Beweggründen ihre Tätigkeit unterbrochen haben oder die Pfeife ganz an den Nagel gehängt hatten, durch die Aktion „Back in Black“ zu reaktivieren. In einem Tageslehrgang sollten die Schiedsrichter „auf den neuesten Stand“ gebracht werden. „Dazu haben wir zunächst rund 180 ehemalige Schiedsrichter aus unserem Zuständigkeitsbereich angeschrieben und zu der Tagesveranstaltung ,Back in Black‘ am Samstag, 13. Oktober, in die Fachhochschule ,Ostfalia‘ in Salzgitter-Calbecht eingeladen. Diesem Aufruf sind letztendlich zehn ehemalige Referees gefolgt“, so Lachnit weiter.

Stellvertretend für die Anwesenden stellte Florian Scheer vom SV Neiletal seine Beweggründe dar: „Ich habe bereits von 2007 bis 2012 als Schiedsrichter gewirkt, bis mir die Zeit fehlte, weil meine Tochter geboren wurde. Nun ist sie eingeschult worden und aus dem ,Gröbsten‘ heraus, so dass ich wieder etwas mehr Zeit zur Verfügung habe. Da ich zu keinem Zeitpunkt das Interesse am Pfeifen verloren habe und lediglich keine Zeit hatte, möchte ich nun wieder Spiele bis zur ersten Kreisklasse leiten und dadurch auch meinen Heimatverein und den Kreisverband unterstützen“, so Scheer.

Ähnlich begründeten auch die weiteren Lehrgangsteilnehmer Julian Bartholomäus (VfL Liebenburg), Erik Schnabel (TSV Eintracht Wolfshagen), Metin Elbir (SV Fümmelse), Nicola Schäfer (RSV Groß Mahner), Fabrizio und Toni Pagliughi (beide Goslarer SC), Lukas Lagemann (TSV Wittmar), Abas Morad (ohne Verein), Ayoub Ghaydi (Goslarer SC) und Salih Özdemir (ohne Verein) ihre Beweggründe zum Wiedereinstieg und Auffrischung. Dabei waren sich sämtliche Teilnehmer auch einig, dass die „Schiedsrichterei“ grundsätzlich eine interessante und spannende Aufgabe sei und ihnen Freude bereitet habe. Allerdings gäbe es im Laufe der Zeit private, schulische und berufliche Gründe, die eine Unterbrechung der Schiedsrichtertätigkeit notwendig machen würden. Trotz zahlreicher Veränderungen und Entwicklungen auf und neben dem Sportplatz wollen nun alle Anwesenden wieder ihre Schiedsrichtertätigkeit aufnehmen.

Nach einigen interessanten Stunden der Fortbildung, die durch einen Mittagssnack vom Grill unterbrochen wurde und mit einem Regeltest endete, konnten Lachnit und Biel am Ende der Veranstaltung vermelden, dass alle anwesenden Teilnehmer ihre sofortige Berechtigung zur Rückkehr auf das Spielfeld erworben haben. Die ersten drei Teilnehmer wurden bereits am Folgetag zu ihren ersten Einsätzen als Unparteiische auf die Spielstätten entsandt.

„Ich bin über den Erfolg des Lehrganges und mit der Motivation aller Teilnehmer sehr zufrieden, allerdings nicht mit der Teilnehmerzahl“, resümiert Lachnit. „Trotzdem haben wir seit diesem Wochenende zehn Schiedsrichter mehr, die wir für die ,schönste Nebensache der Welt‘ einsetzen können.“