„Menschen erleben Geschichte“ lautet das Thema einer Sonderausstellung, die im Rahmen der Veranstaltungen „1.000 Jahre Gevensleben“ im DGH noch am heutigen Sonntag, 26. August, von 10 bis 17 Uhr gezeigt wird.

Zu sehen sind gut erhaltene Skelette aus dem frühen Mittelalter und viele andere Exponate. Der Eintritt ist frei. Konzipiert wurde die Sonderausstellung von Dr. Immo Heske, der Kreisarchäologin Dr. Monika Bernatzky, dem Bezirksarchäologen Dr. Michael Geschwinde, der Historikerin Prof. Dr. Hedwig Röckelein und der Anthropologin Dr. Silke Grefen-Peters.

Diesen Personen und einigen Förderern dankte der geschichtlich interessierte Bürgermeister Alexander Heidebroek. Dank zollte er auch dem  Team, das alle Veranstaltungen plante: Christin Gereke, Friedrich-Carl Heidebroek und Daniel Markworth. Der Landesbeauftragte Matthias Wunderling-Weilbier eröffnete die Ausstellung: „Die Arbeit kann nicht hoch genug eingeschätzt werden.“ Monika Bernatzky dankte Silke Grefen-Peters: „Sie hat die Knochen zum Sprechen gebracht.“ Der Archäologe Heske überreichte mit Lobesworten den beiden helfenden Studentinnen Agathe Palka und Anna Wesemann einen bunten Blumenstrauß. Insgesamt 63 frühmittelalterliche Skelette und mehrere Beigaben wurden im März 2016 auf einem Grundstück ausgegraben, das Familie Alexander Heidebroek gehört.

Gezeigt werden unter anderem vier Skelette, der Rest eines Schulzenstabes, Gürtelschnallen, Glasperlen und mehrere Tafeln mit genauen Erläuterungen.Vorhanden ist ein frühmittelalterlicher Schädel aus Gevensleben, der eine massive Schwertverletzung aufweist. Deshalb werden zwei zweischneidige Schwerter gezeigt. Derartige Waffen wurden von den Franken bevorzugt. Fränkische Klingen mit Inschriften wie zum Beispiel ULFBERTH sind vom achten bis elften Jahrhundert Exportschlager gewesen. Vorhanden ist zusätzlich ein einschneidiges Schwert (Sax), das einem Sachsen gehörte.

Der Besucher erfährt bei einigen Urnen Details über Grabsitten der Heiden. Informationen über die sogenannte Gründungsurkunde Bischof Arnulfs von Halberstadt für das Kloster St. Petri in Ilsenburg aus dem Jahre 1018 sind ebenfalls vorhanden. Erwähnt wird nicht nur Gevensleben, sondern unter anderem werden Suderode und Lüttgenrode genannt. Weil diese Urkunde eine Fälschung ist, wird gut erklärt, woran man die zwischen 1107 und 1135/36 erfolgte Fälschung erkennt.

Vorhanden ist eine Karte mit frühmittelalterlichen Gräberfeldern im Braunschweiger Land. Unter anderem sind folgende Orte eingetragen: Atzum, Hedeper, Lucklum, Ohrum, Schöppenstedt, Remlingen, Werlaburgdorf, Deersheim und Osterwieck. Wie der Archäologe Heske mitteilte, können die ältesten Skelette aus dem Gräberfeld in Gevensleben bereits in die Zeit zwischen 700 bis 760 datiert werden. „Die genaue Datierung erfolgte nach der C 14-Methode in einem Labor in Mannheim“, informierte er mich. „Wir haben demnach in einer Region, die bisher nicht als christlich bekannt ist, schon früh das Christentum gehabt. Das ist sehr  interessant und spannend“, merkte Bürgermeister Alexander Heidebroek an. Nicht nur für Gevensleben und die Nordharzregion sind die Funde ein Glücksfall, das frühmittelalterliche Gräberfeld brachte schon jetzt für die Wissenschaft eine kleine Sensation ans Tageslicht. Ein Besuch dieser Sonderausstellung lohnt sich.