Niedersachsens Verkehrsminister Dr. Bernd Althusmann hat gemeinsam mit dem Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundlicher Kommunen Niedersachsen/Bremen (AGFK), Frank Otte, die Stadt Wolfenbüttel und den Landkreis Wolfenbüttel mit dem Zertifikat „Fahrradfreundliche Kommune Niedersachsen“ ausgezeichnet. Die Kommunen dürfen jetzt von 2019 bis 2023 diesen Titel tragen.
Minister Althusmann: „In Stadt und Landkreis Wolfenbüttel finden Fahrradfahrer sehr gute Voraussetzungen. Hier kann man unter vorbildhaften Bedingungen auf das Auto verzichten und auf das Fahrrad umsteigen. Insbesondere die Integration des Radverkehrs in den Alltag – und hier zeigen die zwei Kommunen eindrucksvoll, wie dies mit klugen Modellen möglich ist – ist ganz klar ein Faktor für eine hohe Lebensqualität und nicht zuletzt auch ein wichtigen Beitrag zu einem emissionsarmen, klimafreundlichen Verkehr.“
Die Jury war insbesondere von dem großen Engagement beeindruckt, mit dem die Stadt Wolfenbüttel in den vergangenen Jahren die Radverkehrsförderung vorangebracht hat. Ein gutes Netzwerk in der engagierten Verwaltung sowie die Zusammenarbeit mit Verbänden, Unternehmen, Einzelhandel und Schulen und die Unterstützung durch die Politik prägen das fahrradfreundliche Klima. Als herausragend bewertet die Jury zudem die konzeptionell verankerte Öffentlichkeitarbeit, die sich durch jährliche Schwerpunktthemen auszeichnet. Die Radverkehrsförderung wird hier als System verstanden und umgesetzt.
Im Landkreis Wolfenbüttel bewertete die Jury als besonders positiv, dass der Radverkehr nicht isoliert gefördert wird, sondern die Vernetzung der Verkehrsmittel im Fokus steht – und damit auch die Anbindung des ländlichen Raumes. Dies zeigt sich unter anderem im Ausbau der Bike+Ride-Angebote und dem geplanten E-Bike-Pendeln. Besonderer Erwähnung bedarf in diesem Zusammenhang auch das Modellvorhaben zur autonomen Dorfmobilität (AUNO DOMO), bei dem gute Mobilitätsangebote für die Zukunftsfähigkeit von Dörfern untersucht werden.
„Mobilität ist ein Schlüsselthema für den ländlichen Raum. Nur wenn wir mehr Menschen überzeugen häufiger das Fahrrad zu nutzen, werden wir diese Mobilität nachhaltig gestalten können. Es braucht sichere Radwege, eine Verknüpfung von Rad- und Nahverkehr an Bahnhöfen und Bushaltestellen sowie genügend Abstellanlagen. Daran arbeiten wir mit vielen Partnern und in vielen Projekten. Außerdem macht Radfahren Spaß, ist gesund und entspannend“, erklärte Landrätin Christiana Steinbrügge. Als Zielmarke hat sich der Landkreis Wolfenbüttel eine Steigerung des Anteils des Radverkehrs von derzeit 13 auf 20 Prozent bis 2025 vorgenommen.
Der Landkreis hat seit 2002 einen Radverkehrsbeauftragten. In den letzten Jahren wurde ein Beschilderungs- und ein Abstellanlagenkonzept entwickelt und umgesetzt. Das Radverkehrskonzept von 2013 wird derzeit aktualisiert. Der Landkreis Wolfenbüttel beteiligt sich beispielsweise am Ausbau des Bahnhofs Schöppenstedt zur Mobilitätszentrale, legt regionale Freizeitrouten fest und pflegt überregionale Radwanderwege.
Der Rat der Stadt Wolfenbüttel hat am 26. März 2014 ein Radverkehrskonzept (RVK) als Leitlinie für die Förderung und Weiterentwicklung des Radverkehrs in der Stadt Wolfenbüttel einstimmig beschlossen. Als städtische Rahmenplanung bildet das RVK auch eine wichtige Grundlage für alle weiteren Vorhaben der Stadt- und Verkehrsplanung und ist entsprechend zu berücksichtigen. Die erforderlichen Schritte für den Ausbau und Verbesserung des Radverkehrs in Wolfenbüttel wurden in einem sogenannten Maßnahmenkatalog festgehalten, der die Punkte „Bauliche Maßnahmen“, „Ordnungsrechtliche Maßnahmen“ und „Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation“ umfasst. Zusammen mit dem Fachplanungsbüro „plan und rat“ aus Braunschweig wurde für die Öffentlichkeitsarbeit das Konzept der Kampagne „FahrRad in Wolfenbüttel“ entwickelt. Dabei können sich die Bürger auch weiterhin in das Radverkehrskonzept einbringen: Hinweise zu problematischen Situationen für den Radverkehr sowie Vorschläge für weitere Maßnahmen nimmt die Radverkehrsbeauftragte der Stadt, Valerie Dubiel, gerne entgegen.
Das Zertifikat „Fahrradfreundliche Kommune Niedersachsen“ wurde zum dritten Mal gemeinsam vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung und von der AGFK verliehen. In den Jahren 2016 bis 2018 konnten bereits neun Kommunen die hohen Anforderungen erfüllen und das Zertifikat erlangen. Für die Zertifizierung werden alle Felder der Radverkehrsförderung beleuchtet: Kommunalpolitische Zielsetzungen, konzeptionelle Grundlagen, personelle und organisatorische Vorkehrungen; die Förderung eines fahrradfreundlichen Klimas; die Schaffung, Pflege und Erhaltung einer fahrradfreundlichen Infrastruktur; Verkehrssicherheitsarbeit; Berufsradverkehr; Fahrradtourismus und weitere fahrradfreundliche Aktivitäten in der Kommune.