33 Frauen und Männer bekamen am Donnerstagabend in einem feierlichen Rahmen ihre Deutsche Staatsbürgerschaft von Landrätin Christiana Steinbrügge überreicht. Die Zeremonie, betonte die Landrätin, sei inzwischen zu einer schönen Tradition geworden. „Die Feier heute soll ein sichtbares Zeichen sein für die Wertschätzung, die wir ihnen, als unseren neuen Bürgerinnen und Bürgern, entgegenbringen. Mit dem Erhalt der Deutschen Staatsbürgerschaft bringen sie zum Ausdruck, dass sie gerne hier leben und sich hier wohlfühlen. Und darüber freuen wir uns“, so Christiana Steinbrügge und hieß noch einmal alle herzlich willkommen.

„Wir möchten, dass sie sich hier bei uns zuhause fühlen. Und das heißt nicht, dass sie ihre alte Heimat, ihre Herkunft und ihr altes Ich abschütteln. Ihre unterschiedlichen Erfahrungen, Gebräuche und Kulturen sind ein wichtiger Teil in ihrem Leben und machen ihre Persönlichkeit aus. Und deshalb bitte ich sie: Suchen sie den Austausch, damit wir uns kennenlernen und voneinander lernen können“, so Steinbrügge und machte die Männer und Frauen auf ihre nun neuen Pflichten und Rechte aufmerksam, die mit dem Erwerb der Staatsbürgerschaft einhergehen. „Sie werden sich gleich zu den Werten des Grundgesetzes bekennen und das bedeutet, dass sie sich zu Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Religionsfreiheit, zur Gleichberechtigung, Meinungsfreiheit und zum Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit bekennen. Und ich bitte sie darum, diese Werte nicht nur zu akzeptieren, sondern sie auch zu leben, zu stärken und zu verteidigen“ appellierte die Landrätin und übergab im Anschluss gemeinsam mit Achim Zander und Jürgen Haver und im Beisein einiger  Kreistagsabgeordneter die Urkunden, nachdem die Neubürger ihr Bekenntnis gesprochen hatten. Für einen stimmungsvollen musikalischen Rahmen sorgte die Musikschul-Band „Duo Marisa“, die auch die gesungene Nationalhymne begleiteten, die am Ende des offiziellen Festaktes gemeinsam gesungen wurde.

Die neuen Mitbürger kommen unter anderem aus Indien, Polen, der Türkei, Frankreich, Syrien, Afghanistan, Algerien, Serbien und dem Kosovo, Italien, Tunesien. Mehr als die Hälfte, nämlich 16 Personen, der nun Eingebürgerten kommt aus Großbritannien. Das, so teilte Christiana Steinbrügge während der Urkundenausgabe mit, sei keine Überraschung und sei auch schon bei den vorangegangenen Einbürgerungen der Fall gewesen. Zitierte die Landrätin einen bekannten Spruch und traf damit vielen sprichwörtlich direkt ins Herz. Ein Großteil der Eingebürgerten haben Deutschland als ihre neue Heimat annehmen müssen, weil sie vor Krieg und Gewalt fliehen mussten. Viele von ihnen sind aber auch der Liebe wegen gekommen oder geblieben. Für die meisten Briten, die nun auch die Deutsche Staatsbürgerschaft erhalten haben, hat ganz klar der drohende Ausstieg Großbritanniens aus der EU zu ihrer Entscheidung beigetragen. Das verraten Christin Anderson, Mark Emberton und Adrian Hill unserer Zeitung nach der Einbürgerungsfeier.

Mark Emberton kam vor mehr als 30 Jahren aus seiner Heimat Derby nach Deutschland und absolvierte hier bis 1992 seinen Militärdienst. Danach kehrte er nicht mehr nach England zurück. Er blieb der Liebe wegen und gründete eine Familie. Der drohende Austritt Großbritanniens aus der EU hat für ihn am Ende den Ausschlag gegeben, die Deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen, erzählt Mark Emberton. „Ich bin über 30 Jahre in Deutschland und ich mag das Land und die Leute hier. Und ich hatte ohnehin vor, hier zu bleiben. Es gab viele kleine Gründe, die dazu geführt haben, dass ich die Deutsche Staatsbürgerschaft angenommen habe. Aber der Brexit hat meine Entscheidung schon beeinflusst. Grundsätzlich geht es mir um die Freiheit. Wenn der Brexit kommt, hat man Einschränkungen“, erzählt Mark Emberton, der im Vorfeld einige Hürden, wie den Einbürgerungstest, nehmen musste. Das, so erklärt er, sei aber nicht schwer gewesen, wenn man sich ein wenig mit dem Land und der Kultur beschäftigt.

Auch Christin Anderson, die seit einem Auslandssemester in Deutschland lebt, ist wegen ihrem damalige Freund geblieben. Sie verließ 1986 ihren Heimatort in der Nähe von New Castle, um in Deutschland ein Auslandssemester an der Großen Schule einzulegen. Danach kehrte sie in ihre Heimat zurück und beendete ihr Studium. Auch sie kehrte aus Liebe in die Lessingstadt zurück und blieb. Das ist nun mehr als 30 Jahre her. Der drohende Brexit hat sie in ihrer Entscheidung bestärkt, nun die Deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen. „In meiner Heimat herrscht durch den Brexit totales Chaos. Ich fürchte um meinen Verbleib und denke, dass es in Sachen Kranken-und Sozialversicherung und Rente schwieriger werden wird. Und außerdem möchte ich gerne in der EU bleiben, das ist auch ein wichtiger Grund, dass ich die Deutsche Staatsbürgschaft nun angenommen habe“, sagt Christin Anderson, die nicht mit dem Gedanken spielt, irgendwann nach England zurückzukehren. Deutschland ist ihre Heimat – schon seit 33 Jahren, sagt sie. „Aber man kann ja nie wissen, was in der Zukunft passieren wird. Meine Wurzeln sind britisch, auch in meinem Herzen. Aber ich lebe sehr gerne hier in Deutschland“, sagt sie. Die Einbürgerung ist für sie ein wichtiger und emotionaler Moment. „Ich bin schon sehr aufgewühlt. Vier Monate habe ich darauf gewartet und hingearbeitet. Und ich hätte nie gedacht, dass dieser Tag einmal für mich kommt und ich die doppelte Staatsbürgerschaft habe. Und ich habe meine Staatsbürgerschaft auch nie in Frage gestellt – bis es die Politik erzwungen hat.“

Adrian Hill lebt seit seiner Militärzeit 1982 in Deutschland. Und auch für ihn stand fest, in Deutschland zu bleiben, als er seine damalige Frau kennenlernte. „Und ich bin geblieben, weil es damals keine Perspektive für mich in England gab. „Ich weiß nicht, wie mein Leben dort verlaufen wäre. Ich war mein halbes Leben Soldat und wusste nicht, was ich hätte in England tun sollen. Außerdem war ja meine Frau hier“, sagt Adrian Hill. Der Brexit habe dazu geführt, dass er sich nach mehr als 30 Jahren für die Deutsche Staatsbürgerschaft entschieden hat, sagt er ganz klar. Die Prüfungen, die er ablegen musste, um nun auch den deutschen Pass zu bekommen, fand er nicht sehr schwer. „Wenn man sich integriert, dann beherrscht man die Sprache. Es ist eben Allgemeinwissen und wenn man sich informiert, dann weiß man eben vieles. Man muss sich mit dem Land beschäftigen, wenn man hier leben möchte“, sagt er.