Der Schlösserbund e.V. Wolfenbüttel feiert sein Jubiläum zum 100-jährigen Bestehen. Aus diesem Grund zeigt das Bürger Museum vom 30. August bis 29. September 2019 eine Ausstellung im Bürgerarchiv. Die Vitrine wurde mit Exponaten bestückt, die das Wirken und die lange Geschichte des Vereins abbilden. Zu sehen sind historische Unikate wie ein Gästebuch mit Einträgen aus dem späten 19. Jahrhundert oder Zeugnisse des Schulalltags wie Häkelproben einer Schülerin aus den 50er Jahren. Auch die Arbeit hinter den Kulissen wird mit fast 100 Jahre alten Ausstellungsstücken der Vereinsverwaltung dargestellt.

„Seit 100 Jahren steht der Schlösserbund für die Erinnerung an die eigene Schulzeit und die Verbundenheit mit dem Gymnasium im Schloss. Mit der kleinen Ausstellung im Bürgerarchiv des Wolfenbütteler Bürger Museums wird ein Blick auf das bewegte Vereins- und Schulleben des Schlosses geworfen“, erklärt Christine Brandes, Vorsitzende des Vereins seit 1998. „Wir danken dem Museum Wolfenbüttel dafür, dass uns zu unserem Jubiläum die Ausstellungsvitrine gewidmet wird.“

Am 27./28. September 1919 fand in den Räumen des Wolfenbütteler Schlosses der erste „Schlössertag“, die Zusammenkunft ehemaliger Schülerinnen der Schlossanstalten, statt. Mit der Gründung des „Bundes ehemaliger Schloßschülerinnen“ erreichten die Feierlichkeiten ihren Höhepunkt.

Die Schlossanstalten befanden sich in diesen Jahren in schwierigen Zeiten. 1866 gegründet als privates Erziehungsinstitut, waren sie unter der Leitung Anna Vorwerks in den folgenden Jahrzehnten zu einer großen und weitverzweigten Bildungs- und Ausbildungsstätte für Mädchen und Frauen geworden. Mit Beginn der Inflation nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wuchsen die wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Privatanstalt, 1923 übernahm die Stadt Wolfenbüttel die Töchterschule.

„Der Schlösserbund hat in der Übergangszeit der Schule vom privaten Bildungsinstitut zur kommunalen Lehranstalt wichtige Schulfunktionen übernommen und war in unruhiger Zeit der Weimarer Republik ein Garant für Tradition – und ist es auch heute noch!“, sagt Dr. Sandra Donner, Leiterin des Museums Wolfenbüttel. „Zudem ist es immer wieder erwähnenswert, wenn Vereine eine solch lange Geschichte feiern können. Deswegen freuen wir uns sehr, einen Teil Wolfenbütteler Vereinsgeschichte im Bürgerarchiv präsentieren zu können.“

Der „Bund ehemaliger Schlossschülerinnen“ war darauf ausgerichtet, Altes zu bewahren, Stabilität zu geben und Traditionen zu pflegen. So sprang der „Schlösserbund“ bis 1930 als Veranstalter der Weihnachtsfeiern ein und ersetzte mit dem „Schlössertag“ die früher von der Schule ausgerichteten und so beliebten Feiern und Festveranstaltungen.

Durch die Mitgliedsbeiträge, Spenden und Eintrittsgelder von Veranstaltungen wie dem alljährlichen „Schlössertag“ organisieren sich die Einnahmen des Bundes. Aus diesen wurden regelmäßig Beträge für das Vereinsblatt, das Feierabendhaus oder bedürftige Lehrerinnen geleistet, auch die Pflege des Grabes Anna Vorwerks, Begründerin der Schlossschule, wurde vom „Schlösserbund“ übernommen.

Natürlich hatte der „Schlösserbund“ auch weiterhin regen Anteil am Schulleben, das er mit unterschiedlichen Aktionen und Unterstützungen förderte: 1969 wurde der Nixenbrunnen gestiftet, der vielen Schülerinnen und Schülern in Erinnerung ist. Bis heute unterstützt der „Schlösserbund“ das Gymnasium im Schloss kontinuierlich mit Geschenken und Zuwendungen. Wie vor 100 Jahren informiert der „Schlösserbund“ seine Mitglieder in den Blättern aus dem Schlosse. Zweimal jährlich wird hier über den Verein und das Schulleben berichtet. Und auch der „Schlössertag“ findet immer noch jährlich im September statt, allerdings heute wieder im Wolfenbütteler Schloss.

Über das nächste Projekt des „Schlösserbundes“ konnte in dieser Woche schon einiges erfahren werden. Gearbeitet wird an einem Koch-Geschichts-Ansichtsbuch mit Rezepten (bis 1990) der Schule im Schloss und Informationen rund um die damaligen Einkaufsquellen. Geplant  ist das Erscheinen für Anfang 2020.