Laut einer Mitteilung der NGG Süd-Ost-Niedersachsen-Harz (wir berichten auf Seite 3) wird auch bei uns im Landkreis Wolfenbüttel viel zu viel Plastikmüll produziert – etwa durch den Gebrauch von Plastikflaschen. Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) sieht hier noch jede Menge Einsparpotenzial. Das hat man nun auch in der Stadt Wolfenbüttel erkannt und will dem Plastikwahnsinn nun mit der Einführung des RECUP-Mehrwegbechersystems entgegenwirken. Denn beim sogenannten „Coffee to go“ können Ressourcen gespart und Plastikmüll vermieden werden. Und nicht nur der Bürger selbst kann so etwas für die Umwelt tun – auch die örtlichen Händler und Gastronomen können so ihren Beitag leisten. Um Händlern und Bürgern das RECUP-Mehrwegbechersystem vorszustellen und die bereits bestehenden Partner vor Ort zu unterstützen, hatte die Tourismus und Einzelhandelsentwicklung der Stadt zu einem Infoabend in die Lindenhalle eingeladen. Dort fand ein offener Austausch zwischen Stadt, den RECUP-Partnern und Interessierten statt. Ziel sei, so Björn Reckewell, Leiter der Tourismus und Einzelhandelsentwicklung, mehr Händler für dieses System zu begeistern. „Wir können den Händlern natürlich nicht vorschreiben, welchem System sie sich anschließen und ob überhaupt. Wir können hier nur unterstützen und Empfehlungen aussprechen“, sagt Björn Reckewell.

Zehn Abgabestellen gibt es bereits

Bereits zehn Abgabestellen gibt es in Wolfenbüttel. Die Filialen der Bäckerei Richter und das Café von Monika Steinig. Die Händler haben sich aus Eigeninitiative dem System angeschlossen. „Das war für uns der Impuls zu sagen, wir schauen mal, was da noch zu machen ist und wie wir die Händler hier vor Ort noch mehr einbinden können“, so Reckewell. Die RECUP-Pioniere sind Monika und Andreas Steinig von der Cafébar „Treccino“. Sie waren die erste RECUP-Abgabestelle in Wolfenbüttel. „Uns hat einfach der Nachhaltigkeitsgedanke daran überzeugt. Wir können so Plastikmüll vermeiden“, sagt Monika Steinig und erklärt, dass das System seit der Einführung des Mehrwegbechers gut funktioniere. Den Vortrag von Johannes Stiegler von der Firma RECUP verfolgten am Dienstagabend etliche Gastronomen, Einzelhändler sowie Café- und Tankstellenbesitzer. Für sie ist der Mehrwegbecher auf jeden Fall eine Option, wie auch Nadine Milkau von der Bäckerei Milkau versichert. Wie genau das System funktioniert und ob das System wirklich etwas für sie ist, sollte sich im Laufe des Abends herausstellen. „Ich finde, das ist eine wirklich spannende Sache und auf jeden Fall eine Option“, sagt sie. 

Stadt denkt umweltbewusst
Johannes Stiegler stellte das Unternehmen und die Idee hinter dem Mehrweg-Kaffeebecher vor. In einer anschließenden Gesprächsrunde kam deutlich das Interesse an dem Produkt hervor. Wie genau es nun in der Lessingstadt umzusetzen ist, muss die Zeit klären. Ideen gab es an diesem Abend jedenfalls schon reichlich – auch was das Branding des Bechers angeht. Die Bauausschussmitglieder Uwe Kiehne, Gerhard Kanter und Lutz Kleber hatten zumindest schon genaue Vorstellungen davon, wie man die Lessingstadt bestmöglich auf dem Becher präsentieren kann. Der städtische Bauausschuss hatte sich nämlich erst kürzlich mit dem Mehrwegbecher-System befasst und einen entsprechenden Prüfauftrag auf den Weg gebracht. Nachdem Städte wie Braunschweig und Wolfsburg bereits ein Mehrweg-System für Kaffeebecher eingeführt haben, soll dies nun laut dem SPD-Antrag auch in Wolfenbüttel geschehen. Die Verwaltung soll nun prüfen, ob die Einführung eines Pfandsystems für Kaffeebecher in Wolfenbüttel möglich wäre.

Und so funktioniert das Mehrwegbecher-System

Beim Kauf eines Kaffees zum Mitnehmen kann der Kunde den RECUP-Becher für ein Pfandgeld von 1 Euro erwerben. Ist der Kaffee leer, geht der Becher an den Händler zurück. Dabei ist es egal, bei welcher der Abgabestellen der Becher abgegeben wird. Wird der Becher zurückgegeben, bekommt der Kunde sein Pfand zurück. Wer seinen Becher lieber behalten und weiter nutzen will, kann das natürlich auch tun. Dann einfach beim nächsten Coffee to Go den eigenen Becher nachfüllen lassen. Wieder abgegebene Becher werden zurück an den Hersteller gegeben, der den Behälter recycelt. So soll in den kommenden zehn Jahren der Berg an Plastikmüll abgetragen werden, betonte Johannes Stiegler am Dienstag. Inzwischen beteiligen sich deutschlandweit mehr als 3.400 Händler an dem System. „Und es wächst weiter“, so Stiegler.