An zwei Tagen erhielt das „Wolfenbütteler Modell“ Einzug im Edeka-Center im Braunschweiger BraWo-Park. Bei dem vom Wolfenbütteler Gartenbau-Unternehmer Matthias Roßberg initiierten Umwelt-Projekt geht es um Plastik-Verpackungen beim Einkaufen – und darum, wie man diese langfristig vermeiden kann. Dazu trat Roßberg mit seinen Kooperationspartnern – Auszubildende des Edeka-Markts und Schülern des Wolfenbütteler Theodor-Heuss-Gymnasiums (THG) sowie ALBA – an die Supermarkt-Kunden mit einem kostenlosen Umpack-Service heran.

Die dabei gesammelten Plastik-Verpackungen wurden inzwischen von den THG-Schülern ausgewertet. Ein erster Erfolg der Initiative: Das Braunschweiger E-Center hat die kleinen kostenlosen Plastik-Tüten im Obst- und Gemüse-Bereich aus dem Sortiment genommen und durch Varianten aus Papier ersetzt. „Zudem haben wir festgestellt, dass die Plastiknetze, in denen Zitrusfrüchte verpackt sind, vom Kunden nicht gewollt sind“, erklärt Roßberg. Er empfiehlt, auf kompostierbare Netze aus Zellulose zu setzen. Auch an der Fleisch-theke sollten vermehrt Mehrwegpackungen zum Einsatz kommen – was bei Edeka bereits der Fall ist. „Auch die Gespräche mit den Kunden haben uns einen großen Erkenntniswert gebracht“, so Roßberg. Für ihn sei klar, dass die Mehrheit der Kunden ein großes Kommunikations- und Informationsbedürfnis zum Thema Plastik-Müll hat, das Märkte aufgreifen sollten. „Kunden sind bereit, gewisse Einschränkungen hinzunehmen. Sie suchen häufig selbst nach Lösungen“, hat Roßberg festgestellt. Die Stimmung beim Thema Plastik-Verpackungen jedenfalls sei „Pro Veränderung“. Das bestätigt auch Nina Henscheid, Auszubildende bei Edeka, die an dem Projekt maßgeblich mitgewirkt hat. „Wir haben ausschließlich positives Feedback bekommen“, sagt Henscheid.

Plastik ist oftmals aber auch praktisch und lässt sich an manchen Stellen eben nicht vermeiden. „Viele Kunden wollen nicht, dass die Salatgurken in Plastikfolie verpackt sind“, sagt Roßberg. Doch anders lassen sie sich nicht zu jeder Jahreszeit frisch in den Markt liefern. Roßberg empfiehlt, in dieser Sache aktiv die Kunden zu informieren – und auch auf das saisonale Obst und Gemüse zu verweisen. Überhaupt gehe es im „Wolfenbütteler Modell“ um die Kommunikation und Information. Miteinander reden, voneinander lernen und in kleinen Schritten Erfolge in Sachen Umweltschutz erreichen. Begrüßt wird die Aktion auch von Gerald Gaus, Abfallberater und Beschwerdemanager bei ALBA Braunschweig. „Als Recycling-Unternehmen versuchen wir alles an Plastik entweder energetisch oder stofflich wiederzuverwerten“, erklärt Gaus. ALBA betreibt aber auch die Müllabfuhr der Stadt Braunschweig. „Daher unterstützen wir immer auch Abfallvermeidungsstrategien und halten den Ansatz für sinnvoll“, sagt der ALBA-Mitarbeiter über das „Wolfenbütteler Modell“. Konkret will Roßberg mit diesem Weg insbesondere vier Ziele erreichen. Erstens soll das Verbraucherbedürfnis ermittelt werden, um gemeinsam mit Märkten und Herstellern Lösungen durchzusetzen. Zweitens soll die Frage geklärt werden, wohin der eigene Müll geht – daher kooperiert Roßberg stets mit den örtlichen Entsorgungsbetrieben. „Die Bürger sollen erfahren, ob ihr Müll im Meer landet oder in fremde Länder exportiert wird“, erklärt Roßberg. Drittens möchte er langfristig auch das Thema Mikroplastik in Kleidung angehen. Dieses Thema werde er noch dieses Jahr verstärkt angehen. Das vierte Ziel bezieht sich auf die neuen Herausforderungen der Industrie, die durch die sich ändernde Verpackungswelt entsteht. „Der deutsche Verpackungs- und Vorrichtungsbau wird sich in Zukunft also mit pflanzlichen Verpackungen auseinandersetzen müssen“, sagt Roßberg. Viele kleine konkrete Lösungen würden nach und nach entstehen und so komme man dem Ziel einer nachhaltigen Lebensweise immer näher, hofft Roßberg. Schließlich soll das „Wolfenbütteler Modell“ sich auch nach und nach in anderen Städten durchsetzen.

Die nächste gemeinsame Aktion des „Wolfenbütteler Modells“ findet am Donnerstag, 7. März, von 10 bis 14 Uhr im Edeka-Markt Michalik in Wolfenbüttel (Neuer Weg 28a) statt. Matthias Roßberg und die THG-Schüler werden in der Zeit wieder einen kostenlosen Umpack-Service anbieten und mit den Markt-Kunden das Gespräch suchen. Damit sind die Aktionen in Supermärkten beendet. Im Sommer soll es dann in Modegeschäften in der Wolfenbütteler Innenstadt zum Thema Mikro-Plastik in Kleidung weitergehen. Ein großes Bürger-Diskussionsforum ist für den Herbst vorgesehen.