Dass die Handwerker vor schwierigen Herausforderungen stehen und händeringend nach Kräften suchen, ist in aller Munde. Die Handwerkskammern und Zentralverbände reagieren. Für die kommenden Jahre soll es eine breite Werbekampagne geben. Einen spannenden Einblick zeigte Geschäftsführer Michael Wolff am Ende der Jahreshauptversammlung der Kreishandwerkerschaft Süd-Ost-Niedersachsen, die in Bad Harzburg stattfand.

Begonnen hatte aber alles mit einem handwerkspolitischen Dialog. Was bewegte die Handwerker im vorigen und was erwartet sie in diesem Jahr, so lautete die Überschrift. Wolff und Ute Schwiegershausen, Geschäftsführerin der Unternehmerverbände Handwerk Niedersachsen e. V., erläuterten Themen, die auf den Nägeln brennen. Als Arbeitgebervereinigung des niedersächsischen Handwerks stellt dieser Verband den Spitzenverband dar und ist somit das Sprachrohr gegenüber der Landesregierung. Den Kreishandwerkerschaften wird obendrein juristisches Back-Office geboten.

Eingestiegen sind sie in die Bildungspolitik. „Die Aktivitäten des Großraumverbandes Braunschweig zur Zusammenlegung von Schulstandorten wurde zum Jahresende von den Innungen mit Sorge zur Kenntnis genommen“, so Wolff. Dr. Gebhard Marx beschäftige sich mit den sinkenden Schülerzahlen. Interkommunale Verträge mit benachbarten Landkreisen und Städten seien im Gespräch, um den Unterricht wirtschaftlich zu betreiben. „Werden Klassen mit weniger als sieben Schülern beschult, gibt es kein Budget. Erst ab 15 Schülern erhalten Schulen die vollen Gelder“, sagte er. Daher sollen jetzt die Landtagsabgeordneten kontaktiert werden, um  Ausnahmen zur Abweichung von den Vorgaben des Klassenbildungserlasses für die Schulstandorte in ländlichen Regionen zu ermöglichen. Die von der Landesregierung zugesicherte wohnortnahe Beschulung werde aus ihrer Sicht mit der Einstellung der Beschulung an einzelnen Berufsschulstandorten nicht erreicht. Schwiegershausen: „Es muss ein Konsens her. Wir müssen die Schulen zukunftssicher machen.“ Neue Azubis würden sich nicht für das Handwerk entscheiden, sollte die Beschulung nicht in vertretbarer Nähe zum Wohnort oder zum Betriebssitz erfolgen. Die im Bezirk gewählten Landtagsabgeordneten wollen sie zur Unterstützung auffordern, sie sollen jetzt in den Diskussionsprozess einbezogen werden. Wolff meinte dann, dass die vielfältigen Aktivitäten zur Berufsorientierung des Bildungsträgers „ASS Bildung + Arbeit GmbH“ ausgebaut werden. Das eingesetzte Portal „ausbildungsnettz38.de“ sei gerade neu gestaltet worden und biete Firmen und Schülern gute Möglichkeiten, sich zu finden.

Diskussion gibt es zum Meisterbrief. Der Bundesrat habe jüngst beschlossen, das Qualitätssiegel für einige Handwerksbranchen wieder zur Pflicht zu machen, vor allem für Berufe der Anlagengruppe A. „Vor 15 Jahren wandelte die Handwerksrechtsnovelle 53 zuvor zulassungspflichtige in zulassungsfreie Handwerke um“, sagte Wolff. „Seitdem brauchen zum Beispiel Fliesenleger für die Betriebsgründung keine Meisterprüfung mehr.“ Handwerksähnliche Gewerbe (Anlage B2) seien angestiegen. Er sprach vom „Hausmeisterservice“, sogenannten „Alleskönnern“. Die Handwerker begrüßten den Beschluss und hoffen auf eine schnelle politische Festsetzung der Bundesregierung.

Damit verbunden war auch das Thema der Schwarzarbeit-Ermittlung. Laut ihm seien Salzgitter und Wolfenbüttel interkommunal erfolgreich unterwegs. Die Geschäftsführung wolle dies auch für Goslar weiter forcieren. Die Teilnehmer merkten an, dass die Kompetenzen der Ermittler andere seien, als die des Zolls oder der Bundespolizei. Im Bericht hob Wolff einige Zahlen hervor. Der Kreishandwerkerschaft gehören 25 Fachinnungen mit 629 Mitgliedern an. 579 neue Ausbildungsverträge wurden geschlossen. „Der Trend der Auflösung in der Probezeit ist leider ungebrochen.“ Insgesamt waren rund 1.400 Lehrlinge registriert.

Der Geschäftsführer stellte zudem André Raue vor, der sich seit dem Ruhestand von Uwe Zinkler um die juristische Beratung kümmert. „Die Zusammenarbeit klappt gut, wir sind allmählich eingespielt.“ Dankbar war er darüber, dass einige Innungen ihre Jahreshauptversammlung gemeinsam abhielten. Das habe seinen Kalender im ersten Quartal entlastet.  Nach der einstimmigen Entlastung des Vorstandes und der Geschäftsführung nahmen die Mitglieder zum Schluss den Haushaltsplan ebenfalls unisono an.

Im Anschluss fand die 15. Gesellschafterversammlung der Bürogemeinschaft der Innungen statt. In sportlicher Geschwindigkeit wurde hier die Tagesordnung durchgegangen und unteranderem der Wirtschaftsplan beschlossen und die Gesellschafter-Einlagen festgesetzt.