Ein seltenes Naturschauspiel zeigte sich am Mittwoch kurz vor Schladen auf einem Acker. Rund 30 Störche hatten sich dort versammelt und boten einen wirklich tollen und außergewöhnlichen Anblick. Bei den Tieren handelte es sich um erwachsene und junge Weißstörche, die sich nun sammeln, um bald in ihr Winterquartier zu fliegen, berichtet der NABU-Storchenbeauftragte Ralf Isensee im Gespräch mit unserer Zeitung. Er selbst war Mittwoch vor Ort und hat die Störche „ausgelesen“ – also festgestellt, woher sie kommen und welcher Gruppe sie zuzuordnen sind.

Dabei stellte er erfreut fest, dass viele der Tiere aus unserer Region stammen – auch aus Hedeper und Seinstedt. „Aber es war auch ein Storch aus Schweden und Süddeutschland dabei“, erzählt er. Junge und alte Tiere machen sich gemeinsam auf den Weg in den Süden – vermutlich in Richtung Spanien. Auf dem langen Flug, mitunter legen die Tiere 200 bis 300 Kilometer pro Tag zurück, wird den Jungstörchen (1 Jahr alt) beigebracht, wie sie sicher ans Ziel kommen. Diese Erfahrung, so Isensee, ist für die Tiere immens wichtig und oftmals überleben die unerfahrenen Tiere den ersten Zug nicht. Nach dem ersten Zug ist die Sterblichkeitsrate deutlich geringer, weil sie von den erfahrenen Alt-Störchen lernen.

Das Feld bei Schladen war sozusagen einer von vielen Sammelpunkten auf der Reise in die warmen Gefilde – erst wenn der Schwarm groß genug ist, geht es gemeinsam ins Winterquartier. Wann genau sich die Störche weiter auf ihren Weg machen und sich die nächste Sammelstelle suchen, ist stark vom Wetter abhängig. „Bei Regen und Sturm fliegen die Störche nicht so gerne und wenig. Wenn es windstill ist und schön warm, dann schaffen die richtig Meter“, sagt Ralf Isensee.  Es kann also gut sein, dass man in den kommenden Tagen die große Storchen-Gruppe in der Region sichtet. „Diese Sammelpunkte können wirklich überall sein. Das können Stellen sein – so wie gestern – wo das Feld aufgegraben ist und die Nahrung leicht zu finden ist. Das zieht sie an“, so Isensee und bittet darum, große Ansammlungen von Störchen bei ihm zu melden. „Die beringten Störche werden an die zuständige Vogelwarte und in einer Datenbank zusammengefasst und so wird über jeden Storch, der einen Ring hat, eine Art Lebenslauf erstellt. Auch ich werde die von mir erfassten Störche melden“, sagt Isensee. Wer also eine große Gruppe sieht, darf sich bei Ralf Isensee unter der Rufnummer 05336-6216 oder 05336-8722 melden.

Im nächsten Jahr sind die Störche aus ihren Winterquartieren zurück und sorgen in unserer Region hoffentlich für viel Nachwuchs. Bei sich selbst und auch bei den Bewohnern unseres Landkreises. Denn der Storch bringt ja bekanntlich die Babys – also bringen viele Störche hoffentlich auch viele Babys.