Als kürzlich der Niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil an den Persischen Golf reiste, begleiteten ihn einige hochrangige Wirtschaftsvertreter. Die meisten von ihnen wollten in Doha, der Hauptstadt von Katar, ausloten, welche Geschäftsmöglichkeiten es in dem Emirat gibt. Der einzige Wolfenbütteler in der Delegation war da schon einige Schritte weiter: Udo Borgmann hatte mit seiner Firma Pan Acoustics gerade einen erheblichen Großauftrag abgewickelt und unterzeichnete im Beisein des Ministerpräsidenten bereits die nächste Kooperationsvereinbarung.

„Wir haben die komplette Außenbeschallung des neuen Stadions Al Wakrah in Katar installiert“, berichtet Ingenieur Borgmann, dessen Firma sich in Wolfenbüttel auf die Produktion von hochentwickelten Akustiksystemen spezialisiert hat. „Auch das neue Nationalmuseum haben wir mit unseren Anlagen ausgestattet.“ Beide Aufträge waren alles andere als profan. Denn die Lautsprecher mit ihrer inneren Elektronik müssen Temperaturen bis zu 60 Grad Celsius standhalten – „im Schatten“. Glücklicherweise blicken Borgmann und seine Mitstreiter bereits auf lange Erfahrung auf diesem ungewöhnlichen Gebiet zurück. „Unsere Feuertaufe haben wir schon vor sechs Jahren bestanden, als wir die ersten Anlagen in Dubai und Marokko installiert haben“, erzählt der Firmenchef. „Seitdem laufen sie völlig problemfrei.“ Für ihn war es absehbar, dass sich danach weitere Staaten vom Golf bei ihm meldeten.

„Qualität und Lieferverlässlichkeit sprechen sich da unter den Nachbarn schnell herum. Wer das Klima dort übersteht – wir liefern ja Outdoor-Produkte –, der hat eine exquisite Referenz für härteste Einsätze in der ganzen Welt.“

Und so kontaktierten ihn die Kataris, als er bei einer Fachmesse in Amsterdam ausstellte. „Sie suchten ganz gezielt einen Partner aus Deutschland, denn in vielen Ländern der Erde gilt der Slogan ‚Made in Germany‘ noch als Qualitätsmerkmal. Aus diesem Erstkontakt sollte sich eine Erfolgsgeschichte entwickeln, denn in Katar wird derzeit die Fußball Weltmeisterschaft 2022 vorbereitet. „Dafür errichten sie aktuell sechs Stadien – einige übrigens singulär nur für die WM“, erzählt Borgmann. „Danach werden drei Neubauten demontiert und woanders wieder aufgebaut.“

In diesem Zusammenhang ist Borgmann ganz begeistert von den schnellen Entscheidungen im Wüstenstaat. „Bauanträge werden innerhalb von Wochen genehmigt, die neue Education City für 20.000 Studenten wurde in Windeseile hochgezogen. Dort wird dermaßen schnell gebaut, dass die Navigationsgeräte schon nicht mehr mitkommen.“ Ähnliches galt für das Nationalmuseum des erdgasreichen Landes. „Dieses Prestigeobjekt ließen sich die Kataris rund eine Milliarde Euro kosten“, berichtet der Ingenieur. Etwa eine Million davon floss für die Lautsprechersysteme im Museum und im Stadion nach Wolfenbüttel.

Der große Vorteil der kleinen Firma Pan Acoustics: „Wir kümmern uns intensiv um die Probleme unserer Kunden und schulen auch das Personal vor Ort.“ Durch die neue Kooperation ist Katar nun das 28. Land auf der beeindruckenden Liste der Exportländer, die Borgmann beliefert. Viele große Hersteller würden sich gar nicht um die speziellen Probleme der Kunden in extremen Lagen kümmern. „Unsere Systeme aber bieten sogenannte Automotive-Qualität“, zitiert der Firmenchef die hohen Standards der Automobilproduktion. „Wir garantieren Funktionssicherheit bei Betriebstemperaturen zwischen minus 40 und plus 105 Grad Celsius.“

Der Besuch in Katar „war eine Ehre für mich“, versichert der Wolfenbütteler. Gleichzeitig freue er sich, nun in der Heimat intensiver wahrgenommen zu werden – schließlich war er einziger Mitreisender aus der Region Braunschweig. Und immerhin stand der Ministerpräsident daneben, als Borgmann und die katarische Firma Mekdam Technologies einen Vertrag über die Lieferung elektronischer Produkte nach Katar unterzeichneten. „Diese Unterzeichnung zur Kooperation und Distribution unserer Produkte in Katar bedeutet Projekte für die nächsten Jahre von geschätzt 10 bis 20 Millionen Euro Umsatzvolumen“, freute sich der Ingenieur. Ein Umsatz übrigens, der dann im derzeit in Bau befindlichen neuen Firmensitz in Wolfenbüttel realisiert wird.