Vom Boden aus sah alles ganz normal aus. Der Blick in den Himmel ließ die Modelle realistisch erscheinen. Es war gestern ein Heidenspektakel auf dem Fluggelände. Die Flugmodell-Kameradschaft Braunschweig (FMK) trug die Niedersächsische Meisterschaft im Modellfallschirmspringen in Sickte aus. Ein Sport, den man wohl nicht alle Tage zu Gesicht bekommt. Die Faszination des Modellfliegens konnte man bereits am Freitag erleben, denn die Piloten absolvierten Trainingsflüge und machten sich mit dem Platz vertraut.

„Die Teilnehmer kommen aus aller Herren Länder“, so FMK-Vorsitzender Reinhard Wolk. „Thüringen, Sachsen, Bayern, Niederlande und Tschechien“, zählte er auf. Sie kamen mit ihrem Wohnwagen oder bauten Zelte auf. Angemeldet hatten sich bei Wolk 30 Fallschirm- und sechs Absetzpiloten mit ihren Maschinen, wobei mehrere Durchgänge stattfanden. Zuletzt richtete der Verein vor zehn Jahren einen ähnlichen Wettbewerb auf dem Gelände aus.

Vom Deutschen Modellflieger Verband (DMFV) hatten die beiden Sportreferenten Norbert Heinz und Thomas Boxdörfer das Sagen. „Die Windfahne zeigt Südwesten an. Wir haben beste Bedingungen“, sagte Heinz. Nur gegen Mittag musste aufgrund Nieselregens kurz unterbrochen werden. Schließlich handelt es sich um sensible und vor allem auch um teure Technik. Laut den beiden Referenten wolle der DMFV weiter in den Norden mit den Wettbewerben ziehen. „Der Flugplatz in Sickte ist genial“, sagte Boxdörfer. Nach seinen Angaben kann es im Süden zu thermischen Abrissen kommen, sprich plötzlicher Windstille. Es gebe daher viele Faktoren, die man im Modellflug beachten müsse.

„Bei dem Sport ist Fingerspitzengefühl gefragt“, meinte Wolk. Die Piloten auf dem Boden bewiesen ihr Können mit dem Umgang der Fernsteuerung und zeigten auch einige Kunststücke. Den Besuchern hatten sie es angetan. Sie konnten die am Boden ausgestellten Flugmodelle genauer betrachten und sich die Bauweise und Technik von Vereinsmitgliedern erklären lassen. „Bis zu 1,8 Kilogramm schwer sind die Modell-Fallschirmspringer, die mit großen Absetz-Modellflugzeugen (Schlepper) auf 250 bis 300 Meter Höhe zunächst in den Himmel abheben“, erklärte Wolk. Lautes Brummen und Knattern waren Ehrensache. Die beiden Piloten standen nebeneinander, gaben sich ein Zeichen, wann der 50 Zentimeter große Springer per Funk ausgeklinkt werden soll. Zunächst begann der freie Fall, direkt danach gab‘s den zweiten Befehl für den Fallschirm. Heinz ergänzte: „Nur mit Hilfe des Gleitschirms können die Piloten ihre Springer steuern, sie müssen dabei Windrichtung und Thermik beachten.“

An manchen Flugzeugen waren unter den Tragflächen gleich zwei Fallschirmspringer angebracht. Die Spannbreite der Tragflächen lag zwischen drei bis vier Metern. Die Flugsportler begeisterten gegen Mittag gut 200 Zuschauer mit ihrer Show. Etwa eine Minute glitten die Modelle hinab. Nicht immer ging alles glimpflich aus. So war zu beobachten, dass sich ein Schirm mal nicht öffnete, der Springer in der Senkrechten hinabfiel. Oder auch der Wind so stark gewesen sein muss, dass sich der Springer in den Wald verirrte. Die Aufgabe war demnach nicht einfach.

„Die Piloten müssen ihren Springer so steuern, dass er im Zentrum eines Zielkreises landet“, so Wolk. Der hatte einem Durchmesser von zehn Metern. „Wer den geringsten Abstand zur Mitte aufweisen kann, gewinnt.“ Der Körper des Modells sei dazu steuerbar.

Roberto Lellek vom MSV Neustadt aus Sachsen zeigte sich mit seinem ersten Durchlauf zufrieden. 2,4 Meter traf er vom Mittelpunkt entfernt ein. Und das mit den Füßen zuerst, schließlich gab die Jury darauf Haltungsnoten. Auf dem Ablageplatz präparierte sich neben ihm die Zwölfjährige Leonie aus Nordrhein-Westfalen. Sie faltete den Schirm, um ihn wieder in den Packsack zu legen. Nachdem der Gurt angelegt und die piepende Funkverbindung kontrolliert wurde, ging sie zum Flugleiter Hagen Albrecht, um den nächsten Stunt durchzuführen. Es war ein toller Besuch!